FinanzenSo legen Sie Ihr Geld an in Zeiten ohne Zinsen
Köln – Der Zins ist nicht nur bei Null, viele Banken erheben – meist ab 100.000 Euro – negative Zinsen. Und viele Institute darüber hinaus hohe Gebühren fürs Konto. Defacto hat der Sparer nicht nur keinen Zinsertrag, er wird schleichend enteignet. Wer 1000 Euro zehn Jahre lang zu einem Zinssatz von 0,5 Prozent anlegt, hat am Ende mit Zins und Zinseszins ein Kapital von knapp 1051 Euro. Liegt die Inflation in diesem Zeitraum durchgängig bei einem Prozent, beträgt die Kaufkraft etwa 951 Euro. Der reale Verlust wird also von Jahr zu Jahr größer. Wer also beim Sparen nicht ärmer werden möchte, muss nach einer alternativen Geldanlage fern von Sparbuch und Tagesgeld schauen. Ein Überblick über mögliche Wege aus dem tiefen Zinstal.
Aktien
Diese Wertpapiere versprechen eine hohe Rendite. Wer langfristig angelegt hatte in den vergangenen Jahren, verdiente laut der Deutschen Börse AG jährlich an Dividenden und Kursgewinnen mehr als acht Prozent. Allerdings scheuen viele Deutsche das Risiko Aktienanlage.
„85 Prozent der Befragten einer Umfrage aus dem Dezember sind trotz größerer Renditechancen künftig gar nicht (58 Prozent) oder eher nicht (27 Prozent) zu mehr Risiken bei der Geldanlage bereit“, sagt Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbands NRW. Und man braucht einen langen Atem. Denn es kann auch jahrelang bergab gehen. Totalausfälle (siehe Wirecard) sind möglich. Deshalb gelten zwei Regeln. Erstens: Das Geld muss nicht kurzfristig verfügbar sein für Auto oder Urlaub etwa. Zweitens: Breites Streuen in Aktien verschiedener Branchen und Länder verringert das Risiko. Fällt eine Aktie, fangen andere diese Verluste hoffentlich auf.
Fonds
Genau dieses skizzierte Verfahren machen Fondsmanager mit dem Geld ihrer Kunden. Sie streuen das ihnen anvertraute Vermögen in ein ganzes Bündel an Wertpapieren und schichten es immer mal wieder um. Fonds gibt es in fast jeder Gewichtung, vom rein in Deutschland investierenden Aktienfonds über Branchenfonds, Länderfonds, nachhaltige Fonds und vielem mehr. Die Krux: Der Fondsmanager will dafür Geld sehen. Ausgabeaufschläge von 2,5 bis 5 Prozent einmalig und jährliche Gebühren fressen viel von der Rendite auf.ETF
Diese Krux machen sich die Exchange Trade Funds kurz ETFs – zunutze. Das sind im Grunde Fonds ohne Manager. Die Streuung der Wertpapiere richtet sich meist nach einem Index. Genau so wie dieser aufgeteilt ist, werden die Aktien gestreut, ganz starr. Dementsprechend sind die Gebühren mit 0,1 bis 0,5 Prozent pro Jahr deutlich niedriger. „Indexfonds sind preiswert und transparenter als klassische Fonds“, sagt Thomas Hentschel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Verbraucherzentrale NRW.
Gold
Das Edelmetall suggeriert Sicherheit. Besonders in Krisenzeiten steigen die Kurse. Im Krisenjahr 2020 etwa stieg der Goldpreis um 19 Prozent. Allerdings ist Anlage in Gold reine Spekulation, Zinsen oder Dividenden gibt es nicht. Und wenn Krisen enden, fällt meist auch der Wert des glänzenden Golds. Verbraucherschützer Hentschel warnt aber vor Wechselkursrisiken, da Gold nicht in Euro, sondern in Dollar gehandelt wird.
Lebensversicherungen
„Neue kapitalbildende Lebensversicherungen sind grade wenig attraktiv“, sagt Verbraucherschützer Hentschel. Denn sie orientieren sich auch am niedrigen Zinsniveau und bieten gerade oft nicht mehr als 0,2 bis 0,9 Prozent Zinsen auf eine sehr lange Laufzeit. Anders sehe es mit Altverträgen aus. „Die waren einst wenig attraktiv, sind aber heute mit Garantiezinsen über 2,7 Prozent vergleichsweise rentabel“, sagt Thomas Hentschel. Wer kann, sollte also weiter darauf einzahlen.
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Bargeld
Trotz negativer Zinsen keine gute Idee. Bei einem Einbruch oder Brand ist es unwiederbringlich weg. Selbst die Hausratversicherung ersetzt Bargeld in der Regel nur bis 1000 Euro. Unter der Matratze arbeitet Geld nicht. Es bringt keine Zinsen, keinen Ertrag, keine Rendite.
Bausparen
Die Zinsen sind mickrig, künftige Hauskäufer können sich aber so den aktuell niedrigen Kreditzins für die Zukunft sichern.