Floristen bangen um ExistenzViele Kunden kaufen während Corona Blumen im Supermarkt

Am 14. Februar ist Valentinstag. Besonders rote Rosen gelten als Liebesbeweis und sind dann gefragt
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Köln/Düsseldorf. – Die Tradition, seinen Liebsten am Valentinstag ein Geschenk zu machen, stammt eher aus dem angelsächsischen Raum. In Deutschland wurde sie in den vergangenen Jahrzehnten mit Werbung der Floristik- und Süßwarenindustrie gefördert. Inzwischen ist der Valentinstag am 14. Februar der erste wichtige Tag im Jahreskalender der Floristen: Die Umsätze liegen hier laut dem Fachverband Deutscher Floristen rund 200 Prozent über denen eines normalen Tages.
In Corona-Zeiten ist jedoch auch der Blumenhandel schwer angeschlagen. In vielen Bundesländern müssen die Geschäfte geschlossen bleiben – und auch dort, wo sie, wie in Nordrhein-Westfalen, geöffnet sind, ist die Not groß: „Die Situation ist für viele Fachgeschäfte existenzgefährdend, auch in NRW“, sagt Christoph Rönnecke vom hiesigen Landesverband. Denn die Floristen leben im täglichen Geschäft auch von Feiern und Zusammenkünften, von kleinen privaten Anlässen bis hin zu Großdekorationen und öffentlichen Veranstaltungen. Auch der Wegfall von Aufträgen aus Gastronomie und Hotellerie mache sich bemerkbar.
Bedarf wird anders gedeckt
Besonders hart trifft den Fachhandel derzeit aber noch ein anderes Problem: „Dass viele Kunden ihren Bedarf an Blumen und Pflanzen in der aktuellen Lockdown-Situation über den Lebensmitteleinzelhandel oder den Onlineversand abdecken.“ Viele Blumenhändler müssen deshalb zusehen, wie andere das große Geschäft machen.
Denn der Bedarf an Blumen zum Valentinstag dürfte in diesem Jahr trotz der Pandemie nicht viel geringer sein als sonst. Nach einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners wollen auch in diesem Jahr gut zwei Drittel der Befragten ihre Liebsten mit etwas Schönem überraschen. Jeder Vierte will demnach Blumen verschenken. Das liegt kaum unter dem Vorjahresniveau. Und kauften im vergangenen Jahr der Umfrage zufolge noch fast zwei Drittel der Konsumenten den Blumenstrauß zum Valentinstag bei ihrem lokalen Blumenhändler, so planen das in diesem Jahr nur noch 41 Prozent der Befragten. Mehr als die Hälfte will in diesem Jahr die Blumen im Lebensmittelhandel oder online kaufen. Vor einem Jahr tat das nicht einmal jeder Dritte.
„Der Blumenabsatz im Lebensmittelhandel hat stark zugenommen. Für die Kundinnen und Kunden ist es einfach bequem, die Blumen beim Lebensmitteleinkauf mitzunehmen – und sie ersparen sich, noch in einen weiteren Laden gehen zu müssen“, berichtet Eva Stüber vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Gerade dieses Bequemlichkeitsargument habe in Corona-Zeiten eine verstärkte Bedeutung gewonnen.
Es geht um einen Milliardenmarkt
Viele Blumenhändler und Gartencenter-Betreiber sehen die florierenden Geschäfte der Lebensmittelhändler allerdings mit Wut im Bauch. „Wir können nur zuschauen, wie die Konkurrenz unser Geschäft übernimmt“, klagte kürzlich der Geschäftsführer des Floristenverbandes Bayern, Roland Maierhofer. Und auch der Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, Jürgen Mertz, beschwerte sich, das einige Supermärkte ihr Blumenprogramm im Lockdown ausgebaut hätten und dafür sogar Radiowerbung machten. „Da hört unser Verständnis auf.“
Es geht um einen Milliardenmarkt: Die Verbraucher in Deutschland geben im Jahr fast neun Milliarden Euro für Blumen und Pflanzen aus. Und 2020 war für nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft war trotz oder wegen Corona sogar ein „Rekordjahr für den Zierpflanzenbau“.
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Trotz der schwierigen Situation und der lautstarken Klagen ist Stüber optimistisch, was die Zukunft der Floristen-Zunft angeht. „Eine große Insolvenzwelle im Blumenhandel ist nicht zu erwarten, denn die Branche profitiert von dem gesteigerten Bedürfnis nach Gemütlichkeit und positiven Emotionen im Wohnumfeld“, meint sie.