Ford hatte angekündigt, dass das neue E-Auto Explorer sechs Monate später kommt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Unsicherheit bei BelegschaftE-Auto in Köln kommt später – Kurzarbeit bei Ford noch unklar
Der Produktionsstart des neuen vollelektrischen Ford Explorer muss deutlich nach hinten verlegt werden. Entsprechende Gerüchte aus Branchenkreisen bestätigte ein Sprecher von Ford dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag. Konkret heißt das: Die ersten in Köln gebauten elektrischen Explorer sollen nun im Sommer 2024 vom Band laufen beziehungsweise ausgeliefert werden. Bislang hatte Ford einen Start der Produktion im Januar 2024 angepeilt.
Was machen die Fordmitarbeiter in der Zwischenzeit?
Laut dem Sprecher von Ford in Köln ist das aktuell noch unklar. Ob Kurzarbeit beantragt werden soll, wollte er weder ausschließen noch bestätigen. „Klar ist, dass diese Arbeitszeit nicht für den regulären Autobau zur Verfügung steht“, sagte der Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Darüber hinaus sollen die Mitarbeiter praktisch weiter die Arbeit am neuen Explorer trainieren. Bislang hatten sie den Verbrenner-Kleinwagen Fiesta gebaut. Zusätzlich sollen sie einige Testfahrzeuge des neuen Modells herstellen.
Werden die Ford-Mitarbeiter der Produktion in Kurzarbeit geschickt?
Das ist insgesamt fraglich, egal ob Ford dies möchte oder nicht. Falls Ford Kurzarbeit beantragt, muss vorher der Betriebsrat zustimmen. Die Regeln für Kurzarbeit sind streng. „Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob die Kurzarbeit aus einem Betriebsrisiko entstanden ist oder aus einem allgemeinen wirtschaftlichen Geschehen begründet wurde. Dies ist von uns bei der Antragstellung unter anderem zu prüfen. Liegt der Arbeitsausfall einem Betriebsrisiko zugrunde, muss der Betrieb mit dem Arbeitsausfall rechnen und sich auf ihn bei seinen betrieblichen Dispositionen einstellen. Sind die Arbeitsausfälle wirtschaftlicher Ursache oder durch unabwendbare Ereignisse begründet müssen sie wesentliche und damit überwiegende Ursache sein, um den Anspruchsvorrausetzungen zu entsprechen“, erklärte am Freitag ein Sprecher der Kölner Agentur für Arbeit auf Nachfrage.
Steht nun also die Frage im Raum: Ist die Verschiebung eines Modells ein Betriebsrisiko, und damit ein unternehmerisches Risiko von Ford? Dann zahlt die Arbeitsagentur nicht. Am Ende gilt aber: „Anträge zum Kurzarbeitergeld werden individuell geprüft und entschieden“, so der Sprecher der Arbeitsagentur.
Wie war die Stimmung bei den Betriebsversammlungen?
Teilnehmer sagten, die Mehrheit der Ford-Beschäftigten sei von der schlechten Nachricht überrascht gewesen. Schließlich ist das Fahrzeug durch viele Testautos und Vorserienmodelle auf dem Werksgelände heute schon präsent. Außerdem weckt die Nachricht böse Erinnerungen. Erst im März war ein Abbau von 2300 Beschäftigten verkündet worden. Für den Rest wurden betriebsbedingte Kündigungen bis zum Jahr 2032 ausgeschlossen.
Warum verzögert sich der Start des E-Autos?
Grund für die Verzögerungen sei laut Ford ein Wechsel des technischen Standards auf die Norm UN ECE Reg. Nr. 100-03. Die Richtlinie ECE R100 definiert sicherheitstechnische Anforderungen an den Elektroantrieb von Straßenfahrzeugen. Der Wechsel des Standards sei eine Entscheidung des Ford-Konzerns mit Sitz im US-amerikanischen Dearborn. Konkret heißt das: Ford setzt auf eine andere Batterie als bislang geplant. Dazu müssen nun Anpassungen geschaffen werden.
Was ist der Explorer für ein Auto?
Der elektrische Explorer ist ein mittelgroßer, fünfsitziger Sport-Crossover, der auf der sogenannten MEB-Plattform von Volkswagen aufbaut und über eine elektrische Reichweite von 500 Kilometern verfügen soll. Damit fokussiert sich Ford mit seinem ersten E-Auto auf MEB-Basis auf das Kompakt-SUV-Segment, in dem auch die meisten MEB-Modelle des VW-Konzerns (die Elektrofahrzeuge ID.4, ID.5, Skoda Enyaq iV) angesiedelt sind. Der Explorer soll etwa ab 45.000 Euro kosten.
Wie groß ist der Explorer?
Der neue Ford Explorer ist 4,46 Meter lang, 1,60 Meter hoch und ohne Seitenspiegel 1,87 Meter breit. Mit Seitenspiegeln misst der Explorer 2,06 Meter. Seinen Radstand von 2,77 Meter teilt er sich mit seinem MEB-Brudermodell VW ID.4.
Welche Probleme hat Ford nun?
Das erste und kurzfristige Problem ist sicher der fehlende Umsatz. Die Einnahmen von sechs weiteren Monaten fallen für das Kölner Werk weg, bei gleichbleibenden Personalkosten, wenn Kurzarbeit nicht möglich sein sollte. Die langfristigen Probleme sind aber viel schwerwiegender. Der Markt der Elektroautos ist grade in einem rasanten Wachstum. Gerade ist Goldgräberstimmung und die Claims werden abgesteckt. Und Ford ist nicht dabei. Die Konkurrenz aus Wolfsburg, Frankreich und China dürfte versuchen, die potenziellen Ford-Explorer-Kunden mit ihren lieferbaren Fahrzeugen abzulocken.
Kommt nun der Fiesta zurück?
Erst im Juli 2023 war der letzte Ford Fiesta in Köln vom Band gelaufen. Nach fast 44 Jahren endete damit die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennermotoren in Köln. Mehrere Zeitungen hatte die Äußerungen von Ford-Deutschlandchef Martin Sander in einem Interview als Zeichen für eine Renaissance des Kleinwagens gedeutet. Von Ford hieß es aber am Freitag: Da ist nichts dran.