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Galeria-PleiteRettung einzelner Filialen ist noch möglich

Lesezeit 3 Minuten
Galeria Kaufhof an der Siegburger Kaiserstraße schließt zum 31. Januar 2024

Galeria Kaufhof an der Siegburger Kaiserstraße schließt zum 31. Januar 2024

Insgesamt 52 der 129 Warenhäuser sollen bundesweit eigentlich geschlossen werden – aber es gibt noch Hoffnung für einige Standorte.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt ein Umdenken bei einzelnen der 52 zur Schließung vorgesehenen Filialen nicht aus - vorausgesetzt es gibt weitere Zugeständnisse von Vermietern oder Kommunen. „Sollten sich an der aktuellen Fortführungsperspektive der Filialen signifikante Änderungen ergeben, kann es durchaus zu einer Neubewertung kommen“, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag in Essen.

Übernahme durch Modehandelskette

Auch im ersten Insolvenzverfahren 2020 hatte sich die Zahl der Schließungsfilialen aufgrund solcher Zugeständnisse in letzter Minute noch verringert. Nach wie vor steht offenbar auch noch die Übernahme einzelner Warenhausstandorte durch andere Händler im Raum. Bereits im Januar hatte Galeria berichtet, mehrere Bieter hätten Interesse an der Übernahme von Geschäften geäußert. Darunter war auch die Dortmunder Modehandelskette Aachener. Ein Durchbruch ist in den Gesprächen aber offenbar bislang nicht erzielt worden. „Zum jetzigen Zeitpunkt konnte keine Einigung mit einem Übernehmer geschlossen werden“, sagte der Sprecher.

Bei den Beschäftigen sitzt der Schock noch tief. „Da sind gestern sehr, sehr viele Tränen geflossen“, berichtete Anja Sabrowski, Mitglied des Betriebsrates am Standort in Gelsenkirchen. In den Kölner Häusern, die nicht auf der Liste stehen, ist die Erleichterung dagegen groß. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass wir möglicherweise auch betroffen sein könnten“, sagte eine langjährige Mitarbeiterin des Karstadts auf der Breite Straße. „Natürlich sind wir sehr, sehr erleichert, aber wir leiden auch sehr mit den Kolleginnen und Kollegen, die jetzt ihre Jobs verlieren.“

Galeria hatte am Montag mitgeteilt, im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens unwirtschaftliche Standorte abwickeln zu wollen. Die Schließung soll in zwei Wellen bis Ende Januar kommenden Jahres erfolgen. In der Region trifft es also den Standort Siegburg, der nach fast 50 Jahren geschlossen wird. Rund 80 Beschäftigte verlieren hier ihre Jobs. Auch Leverkusen fällt dem Rotstift zum Opfer. Besser sieht es dagegen in Köln aus. Nach jetziger Planung bleiben die Häuser auf der Hohe Straße sowie der Breite Straße wohl erhalten. Auch der kleine Kaufhof in Nippes steht nicht auf der Liste. Den Niederrhein trifft es ebenfalls härter als Köln, so schließen die Galerias in Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und der an der Düsseldorfer Schadowstraße.

Modernisierung der Filialen

Der Galeria-Konzern will die verbleibenden 77 Filialen nach eigener Ankündigung in den kommenden drei Jahren umfassend modernisieren und sich vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.

Kritik an Galeria-Eigentümer Benko

Die Bundesagentur für Arbeit verwies auf den Sozialplan, den das Unternehmen zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat erarbeitet habe. Ziel sei es, den betroffenen Beschäftigten den Eintritt in eine Transfergesellschaft anzubieten, sagte ein Sprecher. Unabhängig davon werde die Arbeitsagentur zeitnah in Kontakt mit allen betroffenen Häusern treten und den Beschäftigten ihre Unterstützung anbieten. „Grundsätzlich stehen die Chancen für die Beschäftigten auf einen neuen Arbeitsplatz aktuell gut – im Einzelhandel ebenso wie in anderen Berufen“, betonte der Sprecher.

Unterdessen wird die Frage immer lauter gestellt, welche Verantwortung Galeria-Eigner René Benko für das Scheitern des Unternehmens trägt. „Benko hat versagt“, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch. „Vom vermeintlichen Warenhausretter zum Filialschließer und Rausschmeißer. Zweifel sind angebracht, ob es Benko jemals um Galeria ging und nicht immer zuerst um sein Immobiliengeschäft“, so der Linken-Politiker.