GirocardViele haben Probleme mit dem kontaktlosen Bezahlen
Köln – Die Corona-Pandemie hat unser Leben sowohl privat als auch beruflich gravierend verändert. Unter anderem ist es digitaler geworden. Das zeigt sich beim Bezahlen, wie das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von infas quo im Auftrag der Euro-Kartensysteme belegt: 69 Prozent der Befragten gaben an, bereits vertraut mit der Kontaktlos-Funktion ihrer Girocard zu sein. Sie schätzen dabei die Hygiene (84 Prozent), Schnelligkeit (91 Prozent) und einfache Handhabung (90 Prozent).
Die Girocard ist in Deutschland die meist verbreitete und beliebteste Zahlungskarte: Laut Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft sind die Gesamttransaktionen im Jahr 2020 um 21,7 Prozent gestiegen. Sie wurde insgesamt 5,5 Milliarden Mal an der Kasse gezückt – fast eine Milliarde mehr als 2019. Der Umsatz wuchs um zwölf Prozent auf 236 Milliarden Euro.
Der Anteil von Kontaktlos-Zahlungen stieg über das vorige Jahr kontinuierlich auf mehr als 60 Prozent. Dieser Trend wird sich fortsetzen und zur neuen Normalität werden. Trotzdem sind kontaktlose Zahlungen für viele Menschen noch nicht selbstverständlich und mit Fragezeichen versehen. Hier hilft unser Wissens-Check in Zusammenarbeit mit den Bankexperten Sabine Seitenspinner und Sascha Towé (Sparkasse Köln-Bonn).
Kann ich mit jeder Zahlungskarte kontaktlos bezahlen?
In Deutschland gibt es mehr als 100 Millionen Girokarten, rund 80 Millionen davon sind bereits kontaktlosfähig. Dazu kommen noch mehrere Millionen Kreditkarten. Ob eine Karte kontaktlos kann, erkennt man an dem kleinen aufgedruckten Wellensymbol, ähnlich dem WLAN-Zeichen. Sie verfügt dann über die erforderliche NFC-Technologie (Nah-Feld-Kommunikation). Neben den physischen Girokarten mit kontaktloser Bezahlfunktion bieten viele Banken und Sparkassen auch eine digitale Karte an. Diese können Kunden in ihrem Smartphone bzw. in der Smartwatch hinterlegen.
Muss ich die Kontaktlos-Funktion aktivieren?
Aus Sicherheitsgründen wird die Kontaktlos-Funktion erst aktiviert, wenn Kunden mit Ihrer neuen Girocard einmal ganz regulär mit PIN-Eingabe bezahlen oder Geld am Automaten abheben. Durch das Stecken der Karte wird das kontaktlose Bezahlen freigeschaltet. Wichtig: PIN-Eingabe immer verdecken.
Wo kann ich kontaktlos bezahlen?
Ob Supermarktkasse, Boutique oder Restaurant, kontaktlos Bezahlen können Kunden heute fast überall dort, wo sie ein passendes Wellensymbol im Kassenbereich oder am Bezahlterminal sehen. Das geht sowohl mit der physischen als auch mit der digitalen Girocard. Mittlerweile funktioniert das bei einem Großteil der Girocard-Terminals im deutschen Handel.
Ich bin „Anfänger“ – auf was muss ich bei kontaktlosen Zahlungen mit Karte achten?
Prüfen Sie am besten vor dem Einkauf, ob sich das Wellensymbol auf Ihrer Karte befindet. Halten Sie Ihre girocard oder Kreditkarte für einen Moment in geringem Abstand an das Bezahlterminal. In jedem Fall informiert das Terminal über den endgültigen Verlauf der Bezahlung (Zahlung erfolgreich, Zahlung abgebrochen).
Wie funktioniert das mobile Bezahlen mit dem Smartphone?
Eigentlich fast genauso wie das kontaktlose Bezahlen mit der girocard. Voraussetzung dafür ist ein NFC-fähiges Smartphone bzw. Smartwatch und die entsprechende App des kartenausgebenden Instituts. Die digitale girocard ist direkt in der eigenen Banking-App oder in einer Bezahl-Wallet, wie Apple Wallet, hinterlegt. Um den Bezahlvorgang zu aktivieren, halten Sie die Rückseite Ihres Geräts an das Händlerterminal. Da dies über das Terminal des Händlers abgewickelt wird, ist auf dem Smartphone keine aktive Internetverbindung notwendig. Die Zahlung geben Sie in der Regel mittels biometrischer Verfahren wie über den Fingerprint-Sensor oder bei Apple mittels Touch ID, je nach Gerät auch mit Face ID, oder Apple Watch frei.
Was sind die Vorteile von kontaktlosem Bezahlen?
Eine Kontaktlos-Zahlung ist in durchschnittlich elf Sekunden – von Bekanntwerden der Rechnungssumme bis zur Ausgabe des Kassenbons – erledigt und damit mehr als doppelt so schnell wie eine Barzahlung. Man bezahlt immer passend. Mit dem Smartphone geht das auch ohne Portemonnaie. Außerdem ist kontaktlos bequem und hygienisch, da Kunden praktisch ohne Berührung agieren.
Welche Beträge kann ich kontaktlos ohne PIN-Eingabe bezahlen?
Seit einiger Zeit können Beträge bis 50 Euro in der Regel ohne Eingabe der Geheimzahl kontaktlos an der Kasse bezahlt werden. Im Zuge der Pandemie verdoppelte die Deutsche Kreditwirtschaft das ursprüngliche Limit von 25 Euro pro Einkauf, was das kontaktlose Bezahlen für kleine und mittlere Beträge besonders schnellm macht. Auch Beträge über 50 Euro können kontaktlos bezahlt werden, dann allerdings grundsätzlich mit der Eingabe der Geheimzahl.
Ich zahle mittlerweile fast alles kontaktlos. Warum werde ich trotzdem immer mal wieder aufgefordert, die PIN einzugeben?
Das folgt den gesetzlich vorgegebenen Schutzmaßnahmen für Kontaktlos-Zahlungen mit Debit- oder Kreditkarte. Aus Sicherheitsgründen können Kunden nicht beliebig oft Bezahlvorgänge bis zu 50 Euro nacheinander ohne PIN tätigen. Je nach Vorgaben des Kartenherausgebers ist entweder die Summe auf maximal 150 Euro oder die Anzahl der Bezahlvorgänge auf maximal fünf begrenzt. Tritt eine dieser Sicherheitsschranken in Kraft, fordert das Hintergrundsystem der Bank den Bezahlvorgang mit Stecken der Karte und PIN-Eingabe. Mit dieser kontaktbehafteten Verarbeitung werden die Sicherheitsparameter auf dem Chip Ihrer Karte wieder freigeschaltet. Danach sollten Sie wieder kontaktlos bezahlen können.
Kann ich komplett auf die PIN-Eingabe verzichten?
Das ist möglich, wenn Kunden eine digitale Girocard oder Kreditkarte haben, die Sie mit Ihrem Smartphone oder einer Smartwatch nutzen. Dort greifen in der Regel die biometrischen Authentifizierungsverfahren des jeweiligen Geräts. Entsperren Sie Ihr Smartphone zum Beispiel mit Ihrem Fingerabdruck oder mit der Gesichtserkennung, geben Sie so die Zahlung frei.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wie sicher sind kontaktlose Zahlungen mit der girocard?
Eine Kontaktlos-Zahlung mit der girocard ist genauso sicher wie die kontaktbehaftete Kartenzahlung, da die gleichen Sicherheitsmechanismen wirken. Die für eine Zahlungstransaktion nötigen Daten werden zwischen Karte und Terminal nur bei sehr geringem Abstand übertragen (Stichwort Nah-Feld-Kommunikation). Sie müssen also Ihre Karte dicht an das Terminal halten. Das verhindert unbeabsichtigte Zahlungen und sorgt dafür, dass Kartendaten nicht „im Vorbeigehen“ von Betrügern ausgelesen werden können. Es ist im girocard-System auch nur eine Transaktion zur selben Zeit an einem Kassengerät möglich. Jeder Händler braucht ein zugelassenes Terminal und muss sich vorher dafür legitimieren.