AboAbonnieren

GeldanlageSo können Sie in zinslosen Zeiten sparen

Lesezeit 5 Minuten
B_Geld_Münzen_symbol

Euromünzen und -scheine

Köln – Steigende Verbraucherpreise bei andauernder Nullzinspolitik: Unterm Strich sind es schwierige Zeiten für Sparer und Anleger – was sollte man jetzt tun? Welche Geldanlagen lohnen sich? Die Experten Daniel Wendig, Herbert Lebert, Marcel Seeberger und Jörg Hallerbach vom Bundesverband deutscher Banken haben bei einer Telefonaktion Fragen von Leserinnen und Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Thema Sparen und Geldanlage beantwortet. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

40 000 Euro habe ich durch die Auszahlung eines Bausparvertrages langfristig übrig und suche nun nach einer nachhaltigen Anlagemöglichkeit. Wie geht das?

Viele Banken bieten mittlerweile nachhaltige Anlagemöglichkeiten wie Aktienfonds, Mischfonds und ETF an. Als Maßstab gelten die ESG-Kriterien. ESG ist die Abkürzung für Environmental, Social, Governance und bedeutet Umwelt, soziale Themen und gute, verantwortungsvolle Unternehmensführung. Außerdem gibt es einige Kreditinstitute, deren Bankgeschäfte insgesamt nachhaltig und ökologisch ausgerichtet sind.

Ich bin verwitwete Rentnerin und habe vor kurzem unsere Immobilien verkauft. Nun habe ich etwa 700 000 Euro, die angelegt werden sollen. Erfahrungen mit Geldanlage habe ich keine. Was wäre für mich das Beste?

Für Sie könnte eine Vermögensverwaltung interessant sein. Diese übernimmt Ihre Finanzplanung, wobei Sie vorher gemeinsam Ihre persönlichen Wünsche und Fristen besprechen, und Anlageziele sowie persönliche Risikobereitschaft klären. Die Vermögensverwaltung legt das Geld dann Ihren Vorgaben entsprechend weltweit an und reagiert aktiv auf Veränderungen am Kapitalmarkt. Vergleichen Sie am besten mehrere Angebote. Dabei sollten Sie nicht nur die Kosten berücksichtigen, sondern auch, ob Sie sich bei dem Anbieter gut betreut fühlen.

Ich möchte keinerlei Risiko bei der Geldanlage eingehen, aber trotzdem eine gute Rendite erzielen. Ist das machbar?

In der heutigen Zeit ist das leider unmöglich. Bedenken Sie, dass sogar sichere Bundesanleihen aktuell eine Minusrendite bringen. Um Rendite zu erzielen ist eine gewisse Risikobereitschaft nötig. In der Vergangenheit haben sich zum Beispiel aktienbasierte Wertpapiere langfristig im Schnitt meist sehr gut entwickelt, aber es kann zwischenzeitlich zu erheblichen Wertschwankungen kommen. Bei Mischfonds und offenen Immobilienfonds sind Wertschwankungen im Vergleich meist geringer, entsprechend aber auch die Renditechancen.

Ich bin Anfang 70 und habe recht viel Geld auf dem Konto. Meine Bank bietet mir nur hauseigene Produkte zu entsprechenden Kosten an. Was meinen Sie dazu?

Zunächst müssen bankeigene Produkte nicht zwangsläufig schlecht oder zu teuer sein. Wenn Ihnen die Angebote Ihrer Bank nicht gefallen, dann informieren Sie sich auch woanders. Vergleichen Sie, hören Sie sich andere Ideen zur Vermögensoptimierung an und fragen Sie auch gezielt nach, wenn etwas unklar ist. Grundsätzlich sollten Sie darauf achten, dass die Anlage-Produkte auch für Sie geeignet sind und Ihre Risikobereitschaft und Anlageerfahrung widerspiegeln.

Ich habe einen großen Teil meiner Ersparnisse in Fonds angelegt. Jetzt befürchte ich, dass mein Kreditinstitut in Schieflage gerät und insolvent geht. Ist mein Geld dann verloren?

Nein, offenes Investmentvermögen wird als Sondervermögen bezeichnet. Es wird getrennt vom Vermögen der Investmentgesellschaft verwaltet und ist daher im Insolvenzfall vor dem Gläubigerzugriff geschützt. So bleibt es den Anlegern in vollem Umfang erhalten. Sie könnten also im Falle einer Insolvenz weiterhin über Ihre Investmentfonds verfügen.

Ist ein Investment in Rentenfonds zur aktuellen Zeit sinnvoll?

Wegen der niedrigen Zinsen sind Rentenfonds als Renditeanlage kaum interessant. Sie dienen eher der Risikostreuung. Die vergleichsweise hohe Inflation und die Konjunkturerholung in den USA sorgen für Diskussionen über eine Reduzierung des Anleihekaufprogramms. Daher ist mit Kursrückgängen in den kommenden Monaten zu rechnen.

Ich bin 47 Jahre und wohne zur Miete. Ein Wohnungskauf in Köln war geplant, aber die Preise waren mir zu hoch. Daher habe ich das Geld in Fonds investiert. Da ich im Ruhestand gerne in Spanien leben würde, überlege ich, dort eine Wohnung zu kaufen. Was halten Sie davon?

Ich würde eher dazu tendieren, breit zu investieren beziehungsweise investiert zu bleiben. Ihren Traum können Sie sich gegebenenfalls auch noch später erfüllen. Jetzt eine Wohnung in Spanien zu kaufen, birgt viele Risiken: Wie entwickeln sich die Immobilienpreise in Spanien? Ist Spanien in 20 Jahren immer noch das Traumziel? Oder dann vielleicht doch Madeira?

Ich möchte regelmäßig und langfristig über einen Sparplan Geld anlegen. Besser in Aktien, Fonds oder ETF?

Grundsätzlich ist eine breite Streuung besser. Wenige Einzelaktien bedeuten auch ein hohes Risiko bei Kursrückschlägen, die sich stark auf Ihr Depot auswirken würden. Fonds und ETFs dagegen investieren in sehr viele Unternehmen. Erfährt eines davon Kursverluste, wirkt sich das unterm Strich kaum aus. ETFs (Exchange Traded Funds) richten sich nach Indizes, decken ohne großen Aufwand bestimmte Märkte und Branchen ab und sind daher kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds. Aktiv gemanagte Fonds versuchen, die Wertentwicklung der Indizes zu schlagen.

Was halten Sie von Anlagen in Bitcoins und Kryptowährungen?

Das wäre ein sehr spekulatives Investment mit extremen Wertschwankungen – alles ist möglich, hohe Gewinne genauso wie ein Totalverlust. Eine solide Anlage ist noch nicht möglich, es gibt keine Regulierung und keine Sicherheiten. Wenn, dann nur Geld investieren, das im Verlustfall nicht weh tut.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ich habe 100 000 Euro aus einer Lebensversicherung erhalten. 60 000 davon kann ich ohne Strafzinsen bei der Bank parken. Die restlichen 40 000 Euro würde ich gerne als Festgeld für vier Jahre bei 0,6 Prozent Zinsen im Jahr anlegen. Was ist zu beachten?

Wichtig ist, dass Sie bei der Festgeldanlage auf die Höhe der Einlagensicherung achten. Innerhalb der EU schützt die gesetzliche Einlagensicherung 100 000 Euro pro Einleger pro Bank. In Deutschland ist das System sehr leistungsstark. Legen Sie Ihr Geld im Ausland an, gilt die jeweilige ausländische Einlagensicherung. Im schlimmsten Fall müssten Sie sich auch dorthin wenden.

Was halten Sie von ETFs auf Megatrends wie Wasser, Digitalisierung, Automatisierung und Cybersecurity?

Für eine Teilinvestition können solche Themen sehr interessant sein, sofern Sie zu Ihrer Anlegermentalität passen. Neben den großen ETF-Anbietern gibt es in diesem Bereich mittlerweile auch sogenannte Fonds-Boutiquen, die sich auf solche Trends spezialisiert haben.