Gas, Strom, HeizölBei diesen Versorgern im Rheinland wird es im Winter teurer
Köln – Ausgerechnet zum Beginn der Heizsaison ziehen die Energiepreise auf breiter Front an, und Versorger ziehen sich aus dem nicht mehr rentablen Geschäft zurück. Zurzeit deutet Vieles darauf hin, dass das nicht nur die energieintensive Industrie trifft, sondern auch private Verbraucherinnen und Verbraucher.
Hier wird es im Rheinland teurer
In NRW haben einzelne Grundversorger bereits im August deutliche Preiserhöhungen durchgezogen. Die Niederrhein Energie- und Wasser (NEW) hob die Preise im Tarif NEWcomfort in Mönchengladbach, Korschenbroich, Jüchen und umliegenden Orten um 22,3 bis 22,9 Prozent an, wie das Vergleichsportal Check24 im Auftrag des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ermittelt hat. Die Stadtwerke Erkrath erhöhten demnach um 10,2 Prozent im Basistarif. Der Versorger E-Regio, Lieferant im Kreis Euskirchen und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, erhöhte die Grundversorgungstarife um 7,4 Prozent.
Erhöhungen auch beim Gas
Auch beim Gas schlugen Versorger im August auf. Die NEW hob ihre Preise im Grundversorgerbereich um 13,4 Prozent. Die Energie- und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg nimmt elf Prozent mehr. Die Energieversorgung Dormagen zog die Gaspreise um elf Prozent an. Grundlage für die Berechnung der prozentualen Steigerung waren Durchschnittsverbräuche von 5000 (Strom) beziehungsweise 20.000 (Gas) Kilowattstunden im Jahr. Insgesamt sind 260.000 Haushalte laut Verivox von den höheren Preisen betroffen. Die Stadtwerke Köln planen derzeit keine Erhöhungen von Gas- oder Strompreisen.
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox kommen vor allem Versorger, die auf die Schnelle Gas einkaufen, immer mehr in Zugzwang. Die Großhandelspreise sind in den vergangenen Wochen auf Höchststände geklettert. An den Spotmärkten, wo tagesaktuelle Kontrakte gehandelt werden, sind die Notierungen in diesem Jahr um das Siebenfache nach oben geklettert. Aktuell liegt der Preis für eine Megawattstunde bei um die 100 Euro. Im langjährigen Mittel bewegt er sich zwischen zehn und 25 Euro.
Energie auf den Großmärkten teurer
Nach den Daten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sind die Einfuhrpreise in den vergangenen zwölf Monaten um 146 Prozent gestiegen. Diese Zahlen machen deutlich, dass das Wohl und Wehe der Versorger ganz entscheidend von ihrer Beschaffungsstrategie abhängt. Wer auf langfristige Lieferverträge gesetzt hat, ist derzeit in einer günstigen Position und bezieht den Brennstoff – noch – zu günstigen Preisen.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, spricht indes von aktuell „besorgniserregenden Preissprüngen im Großhandel“. Sie seien zum einen der hohen Nachfrage aus Asien, zum anderen den gedrosselten Liefermengen aus Russland geschuldet. „Darüber hinaus treiben die CO2-Preise im europäischen Emissionshandel, die ebenfalls steil nach oben gehen, die Preisentwicklung“, erläutert Storck. Nach Verivox-Angaben liegen die Gaskosten für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Oktober 2021 bei durchschnittlich 1402 Euro pro Jahr. Vor zwölf Monaten waren es noch 1094 Euro – auf Jahressicht ein Plus von rund 28 Prozent.
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Der heftige Preisschub beim Erdgas treibt nun auch große Konzerne in die Enge. „Leider können wir Ihnen derzeit keine Erdgas-Produkte anbieten.“ Diese Mitteilung ist derzeit auf der Website des Energieriesen Eon zu finden. Bestandskunden seien nicht betroffen, heißt es auf Nachfrage. „Lediglich unsere Neukundenprodukte überarbeiten wir aktuell seit wenigen Tagen, da wir die stark gestiegenen Beschaffungskosten in unserer Preisstellung berücksichtigen müssen“, sagte ein Sprecher.
Das Essener Unternehmen ist nicht das erste, das in Schwierigkeiten gerät. Zahlreiche Discount-Anbieter haben derzeit schwer zu kämpfen. Die Firma Deutsche Energiepool hatte kürzlich ihre Gas-Lieferungen als einer der ersten Energiehändler eingestellt.
Erster Versorger ist pleite
Am Mittwoch meldete ein erster Anbieter von Gas und Strom Insolvenz an. So teilte das Unternehmen „Otima Energie AG“ auf seiner Internetseite mit, dass es Insolvenzantrag gestellt habe. Die Pleite bedeute „die unmittelbare Einstellung der Strom- und Erdgaslieferungen an alle Kunden der Otima“, heißt es auf deren Seite. Als Grüne wurden genannt, dass sich „die Großhandelspreise vervierfacht“ hätten und dass es massive Steigerungen bei Vorauskasse und Sicherheitsleistungen gegeben habe. Die eingeschränkte Liquidität habe Begrenzungen bei der verfügbaren Menge auf der Beschaffungsseite gebracht. Außerdem sei ein Vorlieferant für Strom weggefallen, die Suche nach einem Nachfolger sei ohne Ergebnis verlaufen“, heißt es von Otima.
Die Otima Energie AG hat ihren Sitz in Neuenhagen bei Berlin. „Wir empfehlen Ihnen, sich schnellstmöglich einen neuen Lieferanten zu suchen, um den Schaden für Sie bzw. Ihr Unternehmen zu minimieren“, teilte Otima mit.