Hobbys, PornosWomit wir unsere Arbeitszeit verplempern
Ein Schaffner komponiert während der Arbeitszeit Musik. Ein Archivar schreibt am Arbeitsplatz an seiner Uni-Abschlussarbeit. Ein Beamter kommt einfach 24 Jahre lang gar nicht ins Büro – das alles sind wahre Begebenheiten.
Etwa zwei Stunden Arbeitszeit täglich vertrödeln Menschen mit privaten Dingen, berichtete das US-Magazin „The Atlantic“. Andere Studien nennen sogar bis zu drei Stunden. Aber was tun Berufstätige während dieser Zeit? Der schwedische Soziologe Roland Paulsen von der Universität in Lund hat die Top-Fünf der Ablenkungsmethoden am Arbeitsplatz identifiziert:
1. Das Internet
In den USA fällt etwa 70 Prozent des Traffics auf Porno-Webseiten auf die Arbeitszeit. Außerdem werden 60 Prozent aller Onlineeinkäufe in den Vereinigten Staaten zwischen 9 Uhr und 17 Uhr getätigt. Darüber hinaus schreiben Arbeitnehmer private Mails, checken soziale Netzwerke wie Facebook, nutzen Twitter oder besuchen Nachrichtenseiten.
2. Nichtstun
Vom Boreout-Syndrom erwischt: Viele Berufstätige schalten im Job zwischendurch einfach mal ab und tun gar nichts, sagte Soziologe Paulsen dem Karriere-Spiegel. Der Hauptgrund dafür sei es, dass Menschen ihre Arbeit oder zumindest Teile davon sinnlos fänden.
3. Plaudern mit Kollegen
Ein Schwätzchen hier, ein gemeinsames Kaffeepäuschen da – auch mit Smalltalk bringt man einen Arbeitstag rum. Allerdings ist diese Methode der Ablenkung relativ auffällig.
4. Schlafen
Wenn man nichts zu tun hat, kann man genauso gut schlafen. Forscher Paulsen hat für sein Buch Empty Labour viele Menschen interviewt, die regelmäßig am Arbeitsplatz einnicken.
5. Kreative Tätigkeiten
Für Hobbys geht im Büro viel Zeit drauf: Manche Arbeitnehmer schreiben Bücher und Gedichte, zeichnen oder bloggen – die Möglichkeiten sind besonders bei einer Tätigkeit am PC vielfältig.
Tipps, damit Sie sich im Job wieder besser konzentrieren und motivieren können, gibt es auf der nächsten Seite.
E-Mails am Stück bearbeiten
Berufstätige sparen viel Zeit, wenn sie ihre E-Mails am Stück bearbeiten. Denn wer permanent den elektronischen Posteingang kontrolliert, unterbricht sich immer wieder selbst in der eigenen Arbeit. Das kostet Zeit, denn Berufstätige müssen sich in ihre Aufgabe jedes Mal von vorn eindenken, sagt die Karriereberaterin Martina Dressel aus Freital. Sie empfiehlt deshalb, nur ein- bis dreimal am Tag E-Mails zu checken – und sie dann in Ruhe und konzentriert am Block abzuarbeiten. Das reiche in der Regel völlig aus.
Telefon umstellen
Um konzentrierter arbeiten zu können, ist es gut, gelegentlich das Telefon auf den Kollegen umzustellen. So können wichtige Aufgaben konzentriert erledigt werden. Alternativ ist es in vielen Büros inzwischen möglich, einen Ruheraum zu nutzen. Gibt es diesen noch nicht, kann man einen freien Besprechungsraum vielleicht zum Ruheraum umfunktionieren. So könnten Arbeitnehmer sich einen Freiraum schaffen, in dem sie konzentriert arbeiten können.
To-Do-Liste schreiben
Berufstätige sparen Zeit, wenn sie kurz vor Feierabend eine To-Do-Liste für den nächsten Tag schreiben. „Dann kann es morgens gleich mit der Arbeit losgehen“, sagt Claudia Casademunt, Expertin für Zeitmanagement. Auch die für den nächsten Tag gebrauchten Unterlagen sollten am Vorabend zurechtgelegt werden.
Denn am Morgen vertrödelten viele Zeit. „Sie holen sich einen Kaffee, sie planen den Tag und schon ist die erste Stunde herum.“ Das sei unklug, denn in den Morgenstunden sind viele besonders konzentriert und effektiv. Diese Zeit sollte deshalb produktiv genutzt und nicht vergeudet werden.
Falsche Erwartungen analysieren
Oft steckt die Unzufriedenheit in uns selbst, weil wir alles vom Job erwarten, gute Bezahlung, nette Kollegen, interessante Aufgaben. Job-Coaches empfehlen einen Soll-Ist-Vergleich: Was soll mein Job leisten, was kann ich erwarten, und was habe ich tatsächlich? Oft komme dabei heraus, dass eine Menge sehr gut läuft.
Auszeit nehmen
Ob wegen eines Streits in der Familie oder weil man sich um einen Freund Sorgen macht: Manchmal ist die Konzentration einfach weg. In so einem Fall ist es tatsächlich am besten, sich eine kurze Auszeit zu gönnen. Man sollte auf einem Zettel aufschreiben, was der Auslöser des Streits war und was die Lösung sein könnte. Danach sollten sich Berufstätige klarmachen: „Jetzt gibt es nichts mehr, was ich zur Lösung des Problems machen kann.“ Das hilft, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. (mit Material von dpa)