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Hoffnung für E-MobilitätStudie sieht wieder steigende Nachfrage

Lesezeit 4 Minuten
Ein Elektroauto steht an einer Ladestation in einem Wohngebiet im Stadtteil Prenzlauer Berg. (zu dpa: «Sixt dockt an VW-Ladenetz Elli an») +++ dpa-Bildfunk +++

Strom statt Benzin - Ein Elektroauto steht an einer Ladestation.

Wegen der schwachen Konjunktur sind viele Menschen sehr vorsichtig bei ihren Ausgaben. Das gilt auch beim Fahrzeugkauf. Nun soll sich aber Besserung abzeichnen.

Die Nachfrage nach Elektroautos ist in diesem Jahr drastisch eingebrochen, denn Ende 2023 wurde die staatliche Förderung kurzfristig gestrichen. Aber auch die Nachfrage nach Verbrennern ging deutlich zurück. Darunter haben vor allem auch die deutschen Hersteller zu leiden.

Nun deutet sich laut einer Studie aber Erholung an. In einer weltweiten Umfrage unter 19.000 Menschen, davon 1000 in Deutschland, hätten 40 Prozent angegeben, in den kommenden zwei Jahren - also bis Mitte 2026 - einen Neuwagen kaufen zu wollen, erklärte das Beratungsunternehmen EY. „In der Vorjahresbefragung hatten nur 33 Prozent entsprechende Kaufabsichten geäußert.“

Deutsche haben wieder mehr Interesse an E-Autos

In Deutschland gaben demnach 28 Prozent der Befragten an, in den kommenden zwei Jahren ein neues Auto kaufen zu wollen. Das ist immerhin spürbar mehr als im Vorjahr (23 Prozent).

In Deutschland steigt der Befragung zufolge zudem das Interesse an E-Autos noch stärker als im weltweiten Schnitt. 26 Prozent der angehenden Neuwagenkäufer fassen demnach einen Stromer ins Auge, in allen Ländern sind es 24 Prozent. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil sowohl in Deutschland als auch weltweit bei 20 Prozent.

Am höchsten ist der Anteil der Elektro-Interessenten in China mit 48 Prozent. In den zwölf europäischen Ländern, in denen die Umfrage erhoben wurde, sind es nur 21 Prozent. „Das Interesse an Elektroautos ist auch in Europa grundsätzlich vorhanden - auch wenn die Neuzulassungen aktuell rückläufig sind“, erklärte der EY-Experte Constantin Gall. Es gibt demnach gute Gründe, warum sich dies bald wieder ändern könnte.

„Es kommen immer bessere Elektroautos auf den Markt, teilweise mit großer Reichweite und kurzen Ladezeiten“, führte Gall aus. Das Ladenetz werde ausgebaut und die Preise für E-Autos könnten sinken, „denn viele Hersteller müssen ihren Absatz von Elektroautos deutlich steigern, um Strafzahlungen wegen zu hoher Flottenemissionen zu vermeiden“. Die EU-Vorgaben hierzu werden ab dem kommenden Jahr verschärft.

Weltweit wächst die E-Mobilität stark

All diese Punkte sprechen laut EY für ein steigendes Interesse an E-Autos insbesondere in Deutschland: Das Phänomen der „Reichweitenangst“ sei unter deutschen Autofahrern besonders ausgeprägt - häufig wegen „Fehlinformationen und Vorurteilen“. Auch seien hierzulande „potenzielle Käufer von Elektroautos nur sehr begrenzt bereit, einen höheren Preis als für ein vergleichbares Verbrennermodell zu bezahlen“. Auch beim Ladenetz sieht EY besonders in Deutschland „deutliche“ Verbesserungen.

„Die Elektromobilität in Deutschland ist in einer kritischen Übergangsphase und muss politisch stärker orchestriert werden“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management (CAM) mit Sitz in Bergisch Gladbach. Andere Länder sind wesentlich weiter – allen voran erwartungsgemäß China. Laut der jüngsten Studie des CAM, wächst der Anteil der Elektromobilität weltweit, wobei die Dynamik je nach Region und Hersteller stark variiert.

China liegt dabei nach wie vor unangefochten auf Platz 1 und baut 2024 seine Führungsrolle aus. In den ersten drei Quartalen wurden dort 4,1 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) neu zugelassen, ein Plus von 18 Prozent. BEVs machen damit 27 Prozent aller Neuzulassungen in China aus. Damit übertrifft das Reich der Mitte die größten Märkte Europas und die USA bei weitem.

Markt in Deutschland schrumpfte

Die größten europäischen Elektroauto-Märkte, Deutschland, Großbritannien und Frankreich, spielen mit zusammen nicht einmal 800.000 Neuzulassungen im Vergleich zu China kaum eine Rolle. Die USA liegen bei knapp 950.000 Neuzulassungen. Dort zeigt sich eine moderate Steigerung auf noch niedrigem Niveau: Die Neuzulassungen legten um acht Prozent zu.

In Europa zeigt sich ein gemischtes Bild. In Deutschland schrumpfte der Markt um 29 Prozent, die BEV-Quote sank auf 13,1 Prozent. Großbritannien konnte seine BEV-Zulassungen dagegen um 13 Prozent steigern und erhöht den BEV-Marktanteil auf 18 Prozent. Mit 270.000 Neuzulassungen setzt das Vereinigte Königreich dazu an, Deutschland mit seinen rund 276.000 Elektroauto-Neuzulassungen zu überholen. Frankreich konnte mit einem Wachstum von 6 Prozent seine Position ebenfalls verbessern. Der BEV-Marktanteil liegt dort mit 17 Prozent ebenfalls höher als bei uns.

Tesla war in den ersten drei Quartals des Jahres mit 1,29 Millionen Verkäufen nach wie vor die Nummer eins bei Elektroautos. Die Marke von Elon Musk musste allerdings ein leichtes Minus von 2,4 Prozent schlucken. Der chinesische Erzkonkurrent BYD liegt nach wie vor auf Platz zwei, kann den Abstand zu Tesla aber verkürzen. (mit afp)