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Zwei Verbindungen ab KölnFlixtrain nimmt Zugbetrieb wieder auf

Lesezeit 3 Minuten

Der Flixtrain fährt wieder nach Berlin und Hamburg.

  1. Der DB-Konkurrent fährt wieder von Köln nach Berlin und Hamburg. Nach dem Shutdown im März hatte Flixtrain den Verkehr eingestellt.
  2. Im Laufe des Sommers soll das Angebot erweitert werden. Erstmal werde jetzt aber die Nachfrage getestet, so Flixtrain-Geschäftsführer Fabian Stenger.
  3. Mitten in der Krise wagt Flixtrain den Neustart. Im Kölner Hauptbahnhof hat das Unternehmen jetzt ein eigenes Reisezentrum.

Köln – Das Ende der Durststrecke nach dem Corona-Shutdown am 20. März ist für Flixtrain-Geschäftsführer Fabian Stenger Anlass genug, am Donnerstagmorgen mit dem ersten Zug vom Kölner Hauptbahnhof Richtung Berlin aufzubrechen. „Als Privatunternehmen haben wir die Verkehre eingestellt, weil das Aufrechterhalten des Betriebs in der Corona-Krise wirtschaftlich nicht darstellbar war“, sagt Stenger. „Die Deutsche Bahn ist weiter gefahren in dem Wissen, dass der Staat die Kosten schon übernehmen wird. Das hat für uns natürlich wirtschaftliche Konsequenzen.“

Seit Donnerstag fährt der einzige DB-Konkurrent im Fernverkehr wieder – von Köln aus nach Berlin und Hamburg. Mit umgebauten Großraumwagen, die aus Alt-Beständen der DB stammen. Deren Innenleben wurde vom Bahn-Dienstleiser Railpool, bei dem Flixtrain auch die Lokomotiven mietet, komplett erneuert. Die neuen Züge müssen den Vergleich mit dem Intercity nicht scheuen, auch die Fahrzeit nach Berlin ist mit fünf Stunden und zehn Minuten konkurrenzfähig.

Sieben Züge auf drei Strecken

Fünfmal pro Woche fährt Flixtrain jetzt wieder nach Berlin und Hamburg – einmal pro Tag. „Wir wollen das Angebot im Laufe des Sommers auf zwei Fahrten pro Tag erweitern. Das muss sich aber rechnen. Wir testen die Nachfrage“, sagt Stenger. Langzeit-Prognosen seien wegen der Corona-Pandemie aber schwierig. „Wir fahren auf Sicht. Die Buchungen für die kommenden vier Wochen machen uns Mut.“ Die Krise hat das Unternehmen Flixmobility in einer schwierigen Geschäftsphase erwischt. Im vergangenen Jahr ist der Fernbusmarkt erstmals geschrumpft.

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Insgesamt beförderten Flixbus und Flixtrain – mit sieben Zügen auf drei Strecken – zwar 22 Millionen Menschen und damit 700 000 mehr als 2018, das Wachstum ist aber allein der Schiene zu verdanken. Der Verkauf von Zugtickets hat sich gegenüber 2018 verdoppelt. Flixmobility-Geschäftsführer André Schwämmlein kündigte noch Anfang Februar an, das Deutschland-Geschäft des Unternehmens werde sich „definitiv in Richtung Schiene verschieben“. Dann kam Corona und hat die Pläne zunichte gemacht, mit dem Zug bereits 2020 aus der Verlustzone zu fahren.

Betreiber garantiert Sitzplatz

Jetzt also der Neustart, den Flixtrain mit zwei neuen Partnern versucht. Die Verbindung Köln-Berlin übernimmt die Schienenverkehrsgesellschaft SVG, die seit 1996 vornehmlich im Chartergeschäft tätig ist. Zwischen Köln und Hamburg ist Flixtrain eine Kooperation mit der Internationalen Gesellschaft für Eisenbahnverkehr (IGE) eingegangen, die sich bisher auf internationalen Güterverkehr konzentriert hat. Der Bahnbetreiber hat wegen der Pandemie die Hygienekonzept überarbeitet. In der Buchung ist die Sitzplatzreservierung enthalten, der Check-In erfolgt kontaktlos. „Wir garantieren einen Sitzplatz, so dass während der Fahrt keiner im Gang stehen muss“, sagt Stenger. Die Züge würden vor und nach jeder Fahrt und auch zwischendurch desinfiziert. Weil sich in den Großraumwagen die Fenster öffnen lassen, sei ausreichende Frischluftzufuhr garantiert.

Im Kölner Hauptbahnhof hat Flixtrain am Donnerstag ein eigenes Reisezentrum eröffnet, das erste dieser Art in Deutschland. „Wir wollen damit den Kunden, die nicht so Internet affin sind, zeigen, dass es auch im Fernverkehr eine Alternative gibt“, sagt Stenger. Überdies hoffe man mit dem Reisezentrum den Bekanntheitsgrad in Köln zu verbessern. „Seit wir mit dem Flixbus nur noch den Flughafen anfahren dürfen, sind die Buchungen von und nach Köln doch erheblich zurückgegangen.“ Die Stadt hatte den Busbahnhof am Breslauer Platz für Fernbusse vor fünf Jahren geschlossen und das mit der hohen CO2-Belastung und drohenden Fahrverboten begründet.