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„Ich sehe das nicht als Scheitern“IHK-Chef Görg über das Ende der Kammer-Umbaupläne

Lesezeit 5 Minuten

IHK-Präsident Werner Görg

  1. Seit mehr als zehn Jahren wird in der IHK Köln über eine Sanierung des Kammer-Gebäudes aus dem Jahr 1951 debattiert. Diese Pläne wurden nun aufgegeben, weil die Baukosten in die Höhe geschossen sind.
  2. IHK-Präsident Werner Görg spricht im Interview darüber, wie es zu der Preisexplosion kam und warum Geschäftsführer Ulf Reichardt in seinen Augen trotzdem nicht gescheitert ist.
  3. Außerdem sagt er: „Köln hat einen großen Nachholbedarf bei Veranstaltungshotels. Unser Kammergebäude ist für diesen Zweck gut nutzbar.“

Herr Görg, die Vollversammlung der IHK hat gegen einen Umbau des Kammergebäudes gestimmt, weil die Kosten statt bei 40 bei 57 Millionen Euro gelegen hätten. Also jetzt lieber ein Ende mit Schrecken?

So möchte ich es nicht bezeichnen. Es ist zunächst einmal ein Ende und das ist gut. Wir sind von Entwicklungen betroffen, die bei Beginn der Bauplanungen nicht absehbar waren.

Welche sind das?

Zum einen sind die Baukosten insgesamt deutlich gestiegen. Hinzu kamen die hohen Anforderungen des Denkmalschutzes und des Brandschutzes an die Sanierung des Gebäudes. Das alles hat dazu geführt, dass die Kosten exorbitant gestiegen sind. Die Entscheidung ist in meinen Augen richtig, wenn auch bedauerlich.

Es hat im Verlauf des Prozesses beim Thema Einzelvergaben oder Ausschreibung eines Generalunternehmers unterschiedliche Vorstellungen zwischen der Hauptgeschäftsführung und der Vollversammlung gegeben. Auch deshalb hat sich die Planung verzögert...

Das ist so nicht zutreffend, vielmehr haben wir das gesamte Sanierungsprojekt in enger Zusammenarbeit geplant. Verzögerungen gab es dadurch, dass wir beispielsweise als IHK verpflichtet sind, Vorhaben dieser Dimension europaweit auszuschreiben. Darüber hinaus wollten wir ein bestimmtes Bau-Soll realisieren. Das überstieg die von der Vollversammlung gedeckelten 40 Millionen Euro. Also mussten wir das Bau-Soll wieder reduzieren. Das alles machte die Sache kompliziert.

Wie hoch sind denn die Kosten, die durch die Planung bisher angefallen sind.

Sie liegen bei 6,2 Millionen Euro.

Das ist nicht gerade wenig?

Ohne die Planung hätten wir den Zustand des Gebäudes und die Folgekosten nicht feststellen können. Auch der Denkmalschutz spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Aber wir prüfen ja einen Verkauf der Immobilie und werden versuchen, die Planungskosten an den potenziellen Investor mitzuverkaufen.

Es wurde ja bereits ein Ausweichquartier für die Zeit des Umbaus angemietet. Welche Kosten sind damit verbunden?

Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Ich bin aber zuversichtlich, weil solche Immobilien für kurzzeitige Belegungen gefragt sind.

Der Umbau der Kammer war eine der zentralen Aufgaben beim Amtsantritt von Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt. Wie bewerten Sie das Scheitern vor diesem Hintergrund?

Ich sehe das nicht als Scheitern. Derjenige, der den Umbau zu realisieren hat, muss ausloten, ob das Vorhaben innerhalb der gesetzten Rahmenbedingungen realisierbar ist oder nicht – und das in Abstimmung mit allen Verantwortlichen. Herr Reichardt hat uns mitgeteilt, dass die Realisierung leider unter den gegebenen Bedingungen nicht machbar ist. Ich sehe das als volle Erfüllung dessen, was er zu bewältigen hatte.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Geschäftsführung wurde beauftragt, eine Ersatzimmobilie zu finden. Das beinhaltet die Möglichkeit der reinen Anmietung von Büroräumen, die Anmietung und einen späteren Kauf oder den direkten Kauf einer Liegenschaft. Für große Veranstaltungen würde die Kammer dann bei Bedarf externe Räume anmieten.

Aber Büroraum in Köln ist derzeit nicht nur sehr knapp sondern auch sehr teurer...

Das ist richtig, aber ich bin sehr optimistisch, dass wir was finden werden. Außerdem werden wir auch in die Planungen miteinbeziehen, dass sich die Anforderungen an Büroarbeitsplätze verändern. Nicht jeder braucht künftig noch einen festen Platz, einige Mitarbeiter werden vielleicht lieber von zu Hause arbeiten. In einer neuen Immobilie sind wir diesbezüglich flexibler als in unserer alten.

Es dürfte allerdings schwer werden einen Käufer zu finden mit Blick auf die Bürde des Denkmalschutzes und den hohen Sanierungsstau?

Köln hat einen großen Nachholbedarf bei Veranstaltungshotels. Unser Kammergebäude ist für diesen Zweck gut nutzbar. Hinzu kommt, dass ein potenzieller Investor die Sonderabschreibung für Denkmalschutz steuerlich nutzen kann. Das können wir als Kammer hingegen nicht. Nicht zu vergessen, die 1-A-Lage mit vorhandener Planung.

Was geschieht mit der Rücklage in Höhe von rund 30 Millionen Euro für den Umbau?

Solange das Sanierungsvorhaben nicht grundsätzlich beendet ist, gibt es einen Zweck, der die Erneuerungs- und Instandhaltungsrücklage rechtfertigt. Sollte die IHK eine neue Immobilie kaufen, muss die Vollversammlung das Geld umwidmen. Sollten wir anmieten, ist die Rücklage aufzulösen, da der Zweck entfällt. Dann ist über die Verwendung der Mittel in der Vollversammlung zu entscheiden, zum Beispiel in Form einer Beitragssenkung.

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