„New Kammer“Neue Initiative will IHK Köln reformieren
Köln – Im Vorfeld der Wahl zur Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer zu Köln hat sich erstmals in der Geschichte der IHK ein Bündnis aus Unternehmerinnen und Unternehmern der Region gebildet, das sich zum Ziel gesetzt hat, die 222 Jahre alte Institution zu reformieren. „Wir stellen die Kammer als Institution nicht in Frage. Sie ist richtig und gut“, sagt Elmar Schumacher, Geschäftsführer von Esteammate und einer der Initiatoren von „New Kammer“ bei einem Pressegespräch am Freitag. Man wolle demokratisch mitgestalten, frischen Wind in die Vertretung der regionalen Wirtschaft bringen und unternehmerisches Know-how einbringen.
Insgesamt 57 Unternehmer und Unternehmerinnen haben sich der Initiative angeschlossen, darunter etwa Stefan Löcher, Chef der Lanxess Arena, Uwe Kessel, Geschäftsführer des Rotonda Business Club, Kolja Kolander, Prokurist beim Discounter Lidl, Rouven Meister, Geschäftsführer der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft sowie Tina Gerfer, Chefin des Weltmarktführers für Schokoverpackungen, Rasch.
Sie bewerben sich in ihren jeweiligen Branchen-Wahlgruppen auf die 91 Sitze im Parlament der Wirtschaft, das vom 1. Oktober bis 4. November von den Unternehmen der Region gewählt wird.
Leistungen sollen sichtbarer werden
Drei zentrale Ziele stehen dabei bei „New Kammer“ im Vordergrund. Zum einen mehr Transparenz. Dabei sollen die Leistungen und der Nutzwert der Kammer für die Mitgliedsunternehmen stärker sichtbar werden. „Die Unternehmen zahlen Beiträge, wissen aber oft nicht, wie sie von den Angeboten der IHK profitieren sollen, etwa bei Geschäften im Ausland“, sagt Ulrich Linnenberg, Geschäftsführer der Trafico Handelsagentur, die unter anderem in China und den USA aktiv ist.
Die Initiative hat sich zudem das Ziel gesetzt, die Pflichtbeiträge für die Mitgliedsunternehmen zu senken. Der Durchschnittsbeitrag liegt bei 270 Euro. „Damit liegt Köln im bundesweiten Vergleich im oberen Feld“, sagt Mitinitiatorin Nicole Grünewald, Geschäftsführerin der Werbeagentur The Vision Company. Große Kammern wie etwa München, Berlin, oder auch Düsseldorf seien teils deutlich günstiger. Diese Kammern wolle man sich zum Vorbild nehmen und genau schauen, wo man künftig Kosten senken könne, so Grünewald.
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Dritter Punkt auf der Agenda ist die Digitalisierung. „Hier muss die Kammer schneller werden als bisher“, sagt Mike Gahn, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Beyond-Soft. Als Beispiel nannte Gahn etwa das Wahlverfahren zur Vollversammlung, das bislang postalisch vonstatten gehe. „Wäre es digitalisiert, würde das sicherlich zu einer höheren Wahlbeteiligung und damit einer Demokratisierung führen“, so Gahn. Bei früheren Abstimmungen war die Zahl der Unternehmen, die ihre Stimme abgaben stets verschwindend gering.
Insgesamt, so das Bündnis, müsse die Wirtschaft endlich wieder eine starke Stimme im öffentlichen Diskurs bekommen. Wer im Falle eines Wahlerfolges für das Amt des Präsidenten kandidiert, ließ New Kammer offen. Erstmal müsse man sehen, wer gewählt werde. Die neue Vollversammlung, die sich aus den Gewinnern der nach Branchen gegliederten Wahlgruppen zusammensetzt, wählt Anfang 2020 das Präsidium und den Präsidenten aus ihren Reihen.