Vor zehn Jahren wurde Fond Of in Köln gegründet – vor allem mit den Schulrucksack-Marken Ergobag und Satch hat es das Unternehmen zu 76 Millionen Euro Umsatz gebracht.
Die drei Gründer haben große Ziele und wollen Fond Of zum Milliarden-Konzern machen. Dafür visieren sie jetzt neue Märkte an.
Unser Autor wirft einen Blick auf die Produkte, die es künftig von Fond Of geben wird – und erklärt warum es so wichtig ist, nicht bei Rucksäcken zu verharren.
Köln – Selten wurde die Erfolgsgeschichte eines jungen Unternehmens so sehr im Kölner Stadtbild zementiert, wie die von Fond Of. An der Vitalisstraße in Ehrenfeld haben die drei Gründer – Sven-Oliver Pink, Oliver Steinki und Florian Michajlezko – ihrer Firma eine neue Zentrale geschenkt: Das imposante Gebäude namens „The Ship“ bezeichnen die Bauherren als „Deutschlands digitalstes Bürogebäude“. Mehr als 13.700 Quadratmeter verteilen sich auf acht Geschosse, in diesen Wochen stehen die letzten Arbeiten an. Im Februar wird der Komplex, Monument des Fond-Of-Erfolgs, offiziell eröffnet.
Knapp zwei Kilometer entfernt führt Sven-Oliver Pink im vergangenen Dezember durch die alten Büroräume: Die ehemalige 4711-Parfümfabrik an der Vogelsanger Straße diente mehrere Jahre als Firmensitz für Pink, Steinki und Michajlezko. 2010 gründen sie das Unternehmen, das heute Fond Of heißt, unter dem Namen Ergobag. Das gleichnamige Produkt schafft es in den Folgejahren, den Markt für Schulranzen auf den Kopf zu stellen.
„Wir waren drei Typen, die keine Ahnung hatten“
Die drei Freunde wissen damals nichts vom Rucksackgeschäft, ein Erfolg im besetzten Markt ist unwahrscheinlich. „Wir waren drei Typen, die keine Ahnung und keine Kinder hatten und schlecht in der Schule waren“, sagt Pink, aber ganz so romantisch ist die Gründungsgeschichte dann doch nicht: Pink ist Diplom-Kaufmann, war vor der Gründung von Fond Of Berater bei Kienbaum und gründete einen kleinen Finanzdienstleister, den er an American Express verkaufte. Michajlezko ist ebenfalls Diplom-Kaufmann und arbeitete bei American Express. Steinki ist Doktor der Finanzmathematik, war für die Commerzbank und Morgan Stanley Capital tätig und gründete bereits ein Unternehmen. Ein vierter Fond-Of-Gründer ist heute fast vergessen, er stieg bald nach dem Start aus der Firma aus.
Von einer Physiotherapeutin erfuhren die Gründer auf einer Party, dass erschreckend viele Kinder mit Rückenproblemen zu kämpfen hätten. Ergonomisch designte Rucksäcke gebe es nur für Erwachsene, Kinder müssten mit unhandlichen Ranzen klarkommen. 2010 sind diese klobig, schwer, schlecht für Kinderrücken. Sie sind bunt und mit Reflektoren für bessere Sichtbarkeit ausgestattet, bieten viel Platz für Bücher und Hefte – komfortabel sind sie aber nicht.
Mit Hilfe einer Designerin entwerfen die Kölner eine neue Art von Schulranzen, der sich an den Tragesystemen von Wanderrucksäcken orientiert und gleichzeitig ein cooles Design haben soll. Weil ihr Produkt auch nachhaltig sein soll, besteht der Ergobag aus recycelten PET-Flaschen. Für die ersten 6000 Rucksäcke bezahlen sie 200 000 Euro, die sie von der KfW-Förderbank als Starthilfe erhalten haben. Die Ware verteilen sie an 90 Fachhändler in ganz Deutschland, sie ist schnell ausverkauft, obwohl das erste Modell von Stiftung Warentest noch die Note „mangelhaft“ erhält.
Im ersten Jahr gibt es 90.000 Euro Verlust
Pink und seine Mitstreiter überrumpeln schließlich nach einem schwierigen ersten Jahr – an dessen Ende ein Minus von 90.000 Euro steht – und mit Unterstützung erfahrener Manager die führenden Marken Scout und McNeill. Auch Rucksäcke für ältere Schüler, die unter dem Namen „Satch“ vertrieben und nach dem Ergobag-Prinzip entwickelt werden, werden zum Erfolg. Vier Jahre nach der Gründung geht das Unternehmen im Jahresabschluss von einem kumulierten Anteil von mehr als 20 Prozent am deutschen Markt für Schultaschen aus, 2015 sind es bereits mehr als 30 Prozent.
Heute hat Fond Of mehr als 300 Angestellte und ist auf dem Markt mit Taschen für die pro Jahr bundesweit 730 000 neuen Schulkinder eine feste Größe. Wie hoch der Marktanteil seiner Produkte tatsächlich ist, ist schwer zu sagen, Statistiken gibt es nicht. Beim Blick auf Deutschlands Schulhöfe wird jedch klar, dass Ergobag und Satch zu den beliebtesten Marken gehören.
Außerdem sind sie zur Triebkraft eines bemerkenswerten Wandels geworden. Kein ernstzunehmender Produzent kann es sich mehr leisten, eine Schultasche anzubieten, die nicht rückenfreundlich ist und umweltschonend produziert wurde.
Vier weitere Marken etabliert
Vier weitere Taschenmarken hat Fond Of bislang etabliert: „Affenzahn“ für Kindergartenkinder, „Aevor“ und „Pinqponq“ als Lifestylemarken, „Salzen“ für Geschäftsleute. Hinzu kommt „Funktion Schnitt“, eine Marke für T-Shirts. Nicht alle Marken tragen sich bereits selbst, die eine oder andere wird noch subventioniert. Und manches, was die Kölner anfassen, gelingt auch überhaupt nicht: Der Versuch, mit „Klatta“ eine Handtaschen-Marke zu etablieren, wurde wieder abgeblasen.
Dennoch strebt Fond Of nun an, die Erfolgsgeschichte, wie sie im Rucksackbereich geschrieben wurde, in anderen Märkten zu kopieren. „Uns ging es nie um Schultaschen“, sagt Pink: „Sondern darum, unsere Ideen in die Tat umzusetzen.“ Neue Produkte sind auch deshalb so wichtig, weil es den Schulranzen womöglich nicht ewig geben wird. Wenn Bücher und Hefte endgültig von digitalen Medien abgelöst werden, brauchen Schüler wohl keine große Tasche mehr.
Mit inzwischen 76 Millionen Euro Umsatz im Rücken und einer soliden Gewinnmarge haben Pink, Steinki und Michajlezko, denen das Unternehmen jeweils zu einem Drittel gehört, die finanzielle Freiheit, Experimente zu wagen. Weit gediehen ist bereits ein Konzept für ein Kinderfahrrad, das besonders leicht sein und ein überraschendes Design aufweisen soll – mehr verrät Pink noch nicht. In der Schublade liegen aber auch Konzepte für Spielgeräte oder Eisdielen. Von Affenzahn gibt es bereits Schuhe für Kindergartenkinder.
Fond Of orientiere sich bei der Entwicklung neuer Produkte am Alltag seiner Zielgruppen, erläutert Pink: Für die Käufer der Business-Rucksäcke von Salzen könne womöglich ein Shirt aus Merino-Wolle interessant sein, das seinen Träger während der Geschäftsreise sowohl beim Abflug im kalten Deutschland wärmt als auch bei der Ankunft am Geschäftsort auf Mallorca kühlt, erläutert Pink. Auch Business-Konferenzen seien denkbar.
Die Ehrenfelder Unternehmer haben sich hohe Ziele gesetzt: In den kommenden Jahren soll Fond Of die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro knacken. „Und warum sollen wir nicht irgendwann ein Milliardenkonzern sein?“, fragt Pink.