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Kommentar

Kommentar zum Rewe-Rückzug beim DFB
Wenn nur noch die Flucht zum Imagegewinn taugt

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Lesezeit 2 Minuten

Rewe beendet Zusammenarbeit mit DFB

Rewe stoppt Werbeaktivitäten im Rahmen der Fußball-WM in Katar. Ironischerweise ist das derzeit das einzige, was einem Fifa- oder DFB-Sponsor noch einen Imagegewinn bescheren kann.

Wenn Unternehmen Sponsorenverträge unterschreiben, erhoffen sie sich vor allem zwei Dinge: eine gesteigerte Bekanntheit – und dass ihr Image davon profitiert, dass ihr Firmenname in Verbindung mit Veranstaltung X auftaucht.

Viel gutes Image ist da nicht abzugreifen

Die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wird daher zu einem echten Problem für Sponsoren der Fifa und nationale Fußballverbände. Denn die WM-Schlagzeilen drehen sich zuletzt vor allem um Kritik an den Arbeitsbedingungen in Katar, um schwulenfeindliche Aussagen von WM-Botschaftern und um die Entscheidung der Fifa, die sogenannte „One Love“-Kapitänsbinde zu verbieten, die ein Zeichen für Toleranz setzen sollte. Der DFB machte dabei ebenfalls keine gute Figur: Seine Entscheidung, den Anweisungen der Fifa zu folgen und Kapitän Manuel Neuer ohne die Binde spielen zu lassen, wurde in Deutschland mit Empörung aufgenommen. Viel gutes Image ist da nicht abzugreifen.

In diesem Kontext ist absolut konsequent, was die Kölner Rewe-Gruppe nun bekanntgab: Sie beendet die Zusammenarbeit mit dem DFB und verzichtet mit sofortiger Wirkung auf ihre Werberechte. Ironischerweise ist das derzeit vermutlich das einzige, was einem DFB- und Fifa-Sponsor derzeit noch einen echten Reputationsgewinn bescheren kann.

Rewe hat Zusammenarbeit bereits gekündigt

Der Zeitpunkt ist für Rewe günstig. Denn bereits im Oktober hatte das Unternehmen dem DFB mitgeteilt, die Zusammenarbeit im kommenden Jahr nicht fortführen zu wollen. Rewe befand sich also bereits auf dem Absprung – was blieb, waren nur noch eineinhalb Monate, in denen die WM im Mittelpunkt der Aktivitäten gestanden hätte.

Die Entscheidung ist trotzdem kostspielig für das Unternehmen: die Summe, die Rewe verliert, weil nun unter anderem ein Fußballsammelheft kostenlos abgegeben wird, soll sich in „Millionenrichtung“ bewegen.

Doch am Ende dürfte der offensiv kommunizierte Rückzug Rewe mehr nützen, als weiterhin im Kontext der umstrittenen WM zu werben. Und wenn weitere Sponsoren dem Vorbild folgen, sich zurückziehen oder keine neuen Verträge abschließen, könnte der wirtschaftliche Druck auf die Sportverbände vielleicht groß genug werden, dass sie sich tatsächlich mehr für Menschenrechte einsetzen.

Dazu passt die Nachricht, dass der DFB nun offenbar wegen des „One Love“-Streits rechtliche Schritte gegen die Fifa erwägt. Ob ein Zusammenhang zur Rewe-Entscheidung besteht, ist natürlich rein spekulativ. Aber es bleibt Bewegung in der Diskussion. Das ist immer ein gutes Zeichen.