Europaweit weist Deutschland die höchsten Krankenstände auf. Jetzt wird über mehr Vorsorge und veränderte Regeln diskutiert.
Hohe KrankenständeExperten des Bundes raten zu Teil-Krankschreibung und Erholung
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Ein Expertenrat des Bundes rät zu mehr Gesundheitsprävention in Betrieben.
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Beschäftigte in Deutschland sollten nach Ansicht des im Bundeskanzleramt angesiedelten Expertenrats für Gesundheitsfragen künftig Teil-Krankschreibungen nutzen können. Diese Möglichkeit solle geschaffen werden, wenn ein Teil der Arbeitsfähigkeit erhalten sei, sagte Ratsmitglied Wolfgang Hoffmann.
„Eine weitere denkbare Maßnahme wäre auch, dass ein Urlaubsanspruch über den gesetzlichen Urlaubsanspruch hinaus nur während der tatsächlich geleisteten Arbeitstage erworben werden kann“, so Hoffmann. Diese Regelung könnte helfen, „den Anteil von Teil-Krankschreibungen zu erhöhen und die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken, aktiv an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren“, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des Expertenrats „Gesundheit und Resilienz“.
Telefonische Krankschreibung soll beibehalten werden
Angesichts eines seit 20 Jahren steigenden Krankenstands der Beschäftigten in Deutschland raten die Expertinnen und Experten zudem dazu, die betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Dazu gehörten auch ausreichende tatsächliche Erholungszeiten ohne Erreichbarkeit sowie betriebliche Impfprogramme. Darüber hinaus empfiehlt der Rat die Stärkung und den Ausbau der Behandlungsmöglichkeiten für psychische Erkrankungen.
Im europäischen Vergleich weise Deutschland seit 2012 den höchsten Krankenstand auf, sagte Ratsmitglied Reinhard Busse. Das Gremium rät zu einer Beibehaltung der telefonischen Krankschreibung, da diese nicht ursächlich für den hohen Krankenstand sei. Zudem führe sie sehr wahrscheinlich zu einer Entlastung der Arztpraxen. Als mögliche Ursachen der steigenden Krankenzahlen nennen die Expertinnen und Experten mehr Atemwegsinfekte seit der Corona-Pandemie und den zunehmenden Altersdurchschnitt der arbeitenden Bevölkerung. (kna)