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Kurze Verschnaufpause?Mietpreise in Köln sinken erstmals seit Ende 2019

Lesezeit 3 Minuten
Mietwohnungen werden im Stadtteil Köln-Lindenthal gebaut.

Bezahlbare Mietwohnungen sind in Großstädten wie Köln ein rares Gut.

Nachdem die Mietpreise in Köln viele Jahre nur den Weg nach oben kannten, flacht die Dynamik leicht ab. Eine Trendwende ist allerdings nicht in Sicht.

Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer in einem angespannten Markt: Die Mietpreise in Köln sind im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Jahresanfang leicht rückläufig. Das Institut der deutschen Wirtschaft registriert ein leichtes Minus von 0,2 Prozent. Doch so schön das klingt: Studienautor Pekka Sagner relativiert die Zahlen. „Der Langfristblick ist hier entscheidend. Von einer grundlegenden Trendwende kann man nicht sprechen“, sagt der Immobilienexperte. Vergleicht man die aktuellen Mietpreise mit dem Vorjahreszeitraum, steht nämlich ein Plus von 5,3 Prozent zu Buche. Und in der Mehrjahresbetrachtung zeigt sich, wie steil die Mietpreise in Köln nach oben gegangen sind: Im Vergleich zu Anfang 2022 - im IW-Wohnindex ist das der Wert 100 - sind die Mietpreise um zwölf Prozent gestiegen.

Köln ist die einzige Großstadt mit einem Preisminus

Dennoch ist der leichte Preisrückgang eine Nachricht wert, denn Köln ist laut den IW-Analysten die einzige Großstadt, die überhaupt ein Minus verzeichnet. In den anderen großen deutschen Städten sind die Mietpreise sowohl im Jahres- als auch im Quartalsvergleich gestiegen. Spitzenreiter ist Berlin: In der Hauptstadt haben die Mieten im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 Prozent angezogen.

Anfang Juli hatte das Onlineportal Immoscout gemeldet, dass die Mieten in Köln so stark steigen wie nirgendwo sonst. Wie geht das mit den Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft zusammen? Die Antwort liegt in der Methodik, erklärt Sagner: „Wir bereinigen die Mietpreise um Einflussfaktoren wie Qualität oder Lage“, sagt der IW-Experte. Das heißt, wenn in einem Quartal beispielsweise im teureren Marienburg mehr Mietwohnungen inseriert werden, geht der Mietpreis in der IW-Statistik nicht so stark nach oben wie in der Immoscout-Statistik.

Kaufwillige stecken ihr Geld eher in Mietwohnungen

In kaum einem Markt zeigt sich das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage so deutlich wie in der Immobilienbranche. Während in Niedrigzinszeiten Eigenheime und Eigentumswohnungen gefragt waren, stehen jetzt Mietwohnungen wieder höher im Kurs: Es ist mit aktuell um die vier Prozent Zinsen schlichtweg teurer geworden, eine Immobilie zu kaufen. Also drängen mehr Menschen auf den Mietmarkt, der ohnehin schon nicht mit einem Überangebot glänzt.

„Dass sich die potenziellen Käufer so zurückhalten, zeigt, wie groß die finanziellen Belastungen bei der Finanzierung sind“, sagt IW-Immobilienexperte Sagner. „Wohnraum muss erschwinglicher werden – zielgerichtete staatliche Förderung ist angebracht.“ Das entlaste auch den Mietmarkt: Wer eigentlich ein Eigenheim kaufen möchte, es aufgrund der hohen Finanzierungskosten momentan nicht kann, belege ungewollt eine Mietwohnung. Teil der Lösung sei der Neubau, insbesondere in Ballungsgebieten.

15 Prozent weniger Mietwohnungen in Köln

Heißt in der Praxis: In Großstädten wird es immer schwieriger, eine Mietwohnung zu finden. Das Institut der deutschen Wirtschaft registriert im zweiten Quartal 2024 in den sieben größten deutschen Städten knapp elf Prozent weniger Mietwohnungen als vor einem Jahr. In Köln sind es sogar knapp 15 Prozent weniger.

Kaufobjekte gibt es hingegen mehr als genug. Knapp 17 Prozent mehr Eigentumsimmobilien waren im Vorjahresvergleich im zweiten Quartal 2024 auf dem Markt. Gemessen am Anfang 2022, als die Bauzinsen noch deutlich niedriger waren, haben sich die Inserate für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser mehr als verdoppelt. Unterm Strich steht ein Plus von 115 Prozent.