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Insider berichten von InsolvenzVice war einst 5,7 Milliarden US-Dollar wert – jetzt droht die Pleite

Lesezeit 2 Minuten
Das Vice-Media-Büro in Venice, Kalifornien.

Das Medienunternehmen „Vice“ könnte bald Insolvenz anmelden und versteigert werden. (Symbolbild)

Die Geschichte vom Punk-Magazin, das sich zum globalen Multimediakonzern entwickelte, könnte bald vorbei sein.

Das Medienunternehmen „Vice“ steht offenbar kurz vor der Pleite. Die „New York Times“ berichtete am Montag (1. Mai), dass „Vice“ laut drei anonymer Insider-Quellen bereits in den kommenden Wochen Insolvenz anmelden könnte.

2017 war „Vice“ nach einem Investment des Private-Equity-Unternehmens TPG 5,7 Milliarden US-Dollar wert. Heute beläuft sich der Wert des Unternehmens nur noch auf einen Bruchteil davon.

Auch andere riesige Unternehmen wie Fox und Disney haben in „Vice“ investiert. 2015 wollte Disney das Medienunternehmen sogar für mehr als 3 Milliarden US-Dollar kaufen, wie die „New York Times“ berichtet – zu einer Einigung kam es aber nie.

„Vice“ begann vor rund 30 Jahren als Punk-Magazin

„Vice“ wurde 1994 von Suroosh Alvi, Gavin McInnes und Shane Smith als Punk-Magazin in Montreal gegründet. In den folgenden Jahren expandierte Vice immer weiter und avancierte zu einem Medienunternehmen mit weltweiten Außenstellen (unter anderem in Berlin) sowie einem eigenen Filmstudio, einer Werbeagentur und einer Emmy-prämierten Serie auf dem Sender HBO.

Der Aufstieg gelang „Vice“ hauptsächlich durch Inhalte jenseits des journalistischen Mainstreams; Reportagen aus Krisengebieten, Dokumentationen über politische Konflikte und Nischen der Popkultur. Oft wurde das Medienunternehmen als die Zukunft des Digitaljournalismus bezeichnet.

Trotz allem Erfolg versucht „Vice“ seit Jahren vergeblich Gewinne zu erwirtschaften. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass sich das Unternehmen neu strukturieren möchte, indem mehr als 100 Stellen gestrichen und „Vice News Tonight“, eine Nachrichtensendung auf dem eigenen Kabelkanal „Vice TV“, eingestellt werden.

Dem „Wall Street Journal“ zufolge handele es sich dabei um Maßnahmen, die einen Verkauf von „Vice“ vorbereiten sollen. Im Zuge dessen trat im Februar die Geschäftsführerin Nancy Dubuc nach knapp fünf Jahren zurück; kurze Zeit später verließ Jesse Angelo, globaler Präsident für Nachrichten und Unterhaltung, den Medienkonzern.

Sinkende Chancen für einen Kauf von „Vice“

Am Montag teilte „Vice“ mit, dass man „eine umfassende Bewertung strategischer Alternativen und Planungen vorgenommen“ habe. Unternehmen, Vorstand und Stakeholder würden sich weiterhin darauf konzentrieren, den besten Weg für das Unternehmen zu finden.

Das könnte tatsächlich ein Verkauf sein, denn so könnte „Vice“ die Insolvenz verhindern. Laut einer Quelle der „New York Times“ seien fünf Unternehmen interessiert. Bei einem Verkauf würde „Vice“ größter Gläubiger, die Fortress Investment Group, zuerst ausgezahlt werden – Disney und Fox nicht. Die Chancen, dass das passiert, verringerten sich zuletzt aber immer weiter.

Bei einer Insolvenz würde zunächst die Fortress Investment Group die Kontrolle übernehmen. „Vice“ würde normal weiter arbeiten, bis es innerhalb von 45 Tagen versteigert werden könnte. (rxa)