Schwächere Erholung als erwartetEnergiepreise belasten die NRW-Firmen
Düsseldorf – Die extrem steigenden Kosten für Energie sind die größte Belastung für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Das ist die Kernaussage des neuesten NRW-Konjunkturberichts, den das RWI-Leibniz-Institut, IHK NRW und Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag vorgestellt haben.
„Die wirtschaftliche Erholung in den kommenden Sommermonaten dürfte deutlich schwächer ausfallen als noch zu Beginn des Jahres erwartet. Insbesondere der Preisauftrieb hat durch den Krieg in der Ukraine einen neuen Schub bekommen und dürfte den privaten Konsum belasten“, sagte RWI-Konjunkturexperte und Ökonomie-Professor Torsten Schmidt bei der Vorstellung des Berichts.
Lieferengpass und Preisanstieg
„Der Krieg gegen die Ukraine, seine Folgen für die Weltwirtschaft und insbesondere für die Energiemärkte treffen die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen hart. Zwar ist die Auftragslage in vielen Unternehmen noch gut. Lieferengpässe, Preisanstiege und Fachkräftemangel erschweren aber zunehmend deren Abarbeitung“, sagte Ralf Stoffels, Unternehmer und Präsident der IHK NRW.
Das zentrale Konjunkturrisiko seien aber die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, insbesondere für die Industrie. „Viele Unternehmen erwarten daher eine Verschärfung der Krise mit Folgen für die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen“, sagte Stoffels weiter.
China-Lockdown trifft Unternehmen in NRW
Auch die Lieferengpässe hielten sich, nicht zuletzt durch den scharfen Lockdown in China, hartnäckiger als zunächst erwartet. Dort stehen Hunderte Schiffe wegen eines Lockdowns in Shanghai still und können nicht entladen oder beladen werden. „Die eigentlichen Folgen des Lockdowns in Shanghai werden wir erst in sechs bis acht Wochen, dann aber sehr drastisch spüren“, sagte Schmidt.
Der Hafen Shanghai ist der größte der Welt, die Stadt und ihr Hinterland eine Industrieregion von weltweiter Bedeutung. Den größten Anteil bei chinesischen Exporten von Industrieteilen haben elektronische Bauteile und Computer aller Art.
NRW-Wirtschaft im Bundesschnitt
Trotz Ukraine-Krieg und Corona-Folgen erwartet Minister Pinkwart für 2022 aber, dass die NRW-Wirtschaft wächst. Die Konjunktur in Nordrhein-Westfalen könne trotz erheblicher Herausforderungen Tritt fassen. Laut aktueller Prognose des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung würde die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen mit zwei Prozent in 2022 und 2,5 Prozent in 2023 ebenso schnell wachsen wie im Bund.
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Der Wegfall der Infektionsschutzmaßnahmen und das Abebben der Omikron-Welle belebten trotz der anziehenden Inflation zunehmend die Konsumnachfrage, so dass die Wirtschaft auf Wachstumskurs bleibe. „Ein Wachstum um zwei Prozent ist in diesem schwierigen Umfeld eine gute Nachricht. Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen hält inzwischen wieder mit dem Bundestrend mit: Lagen wir von 2011 bis 2016 nur auf Platz 15 von 16 Ländern, belegen wir nun einen guten Mittelfeldplatz und die Wachstumslücke schließt sich“, sagte Andreas Pinkwart, der vor seinem Ministeramt als Ökonomie-Professor gearbeitet hat.
Das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht im Auftrag des Wirtschafts- und Digitalministeriums jährlich drei Konjunkturberichte. IHK NRW stellt dazu die aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfragen und Sonderumfragen für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.