Zehn TippsWie Frauen blöde Sprüche im Job kontern
Mütter bekommen nur schlecht bezahlte Teilzeitjobs. Sie gelten als Rabenmütter, wenn sie kurz nach der Geburt wieder arbeiten (müssen). Weibliche Mitarbeiter dürfen den Geschirrspüler im Büro ausräumen und Kaffee kochen. Ein Mann, der im Job für seine Ziele kämpft, gilt als durchsetzungsstark; eine Frau, die dasselbe tut, als verbissen und zickig.
Wie schwer es Frauen im Berufsleben häufig haben, weiß Karrierecoach und Buchautor Martin Wehrle aus seiner Berufspraxis. In seinem neuen Buch „Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger?!“ (Mosaik Verlag) schildert Wehrle teils schockierende, teils lustige Beispiele aus dem weiblichen Arbeitsalltag. Und er zeigt auf humorvolle Weise, warum das Berufsleben einer Frau für jeden Mann ein Skandal wäre.
„Was wäre los, wenn Männer ein Fünftel weniger als Frauen verdienten, obwohl sie mehr Gewinn erwirtschaften? Wenn jedes Bewerbungsgespräch nur für Männer zum Polizeiverhör würde, nach dem Motto: ,Planen Sie eigentlich Kinder?' Ich garantiere Ihnen: Die Hölle wäre los!“, so Martin Wehrle im Vorwort. „Dagegen ist es ganz normal, dass Frauen so behandelt werden. Noch immer“, sagt der Job-Experte.
Mit seinem Ratgeber will Martin Wehrle weiblichen Arbeitskräften Tipps geben. Wir haben zehn Sätze, die Frauen im Job häufig zu hören bekommen, gesammelt. Und erklären mithilfe des Ratgebers, wie sie sich wehren können:
„Für Kaffeemaschine und Geschirrspüler sind Sie zuständig.“
Langweilige Arbeiten bleiben im Büro häufig an Frauen hängen. Sie kochen Kaffee, räumen die Spülmaschine ein, decken Tische ein und backen den Geburtstagskuchen. Hingegen dürfen sich die Herren der Schöpfung ausschließlich auf ihre Karriere und das nächste spannende Projekt konzentrieren, was ihnen natürlich mehr Ruhm einbringt, als stumpf die Akten zu sortieren.
Tipp: Soziales Verhalten darf keine Einbahnstraße sein. Unterstützen Sie nur Kollegen, die auch Sie unterstützen. Sonst einfach zurück delegieren - und unwillige Kollegen immer wieder an ihre Pflichten erinnern. Außerdem sollte das soziale Verhalten zur Position passen.
„Gehaltserhöhung? Aber ich schätze doch Ihre Bescheidenheit...“
Frauen suchen das Gehaltsgespräch mit ihren Vorgesetzten deutlich seltener als Männer. Und sie treten dabei oft zu bescheiden auf. Das geht schon bei der Sprache los: „Es wäre schön, wenn ich mehr Gehalt bekommen könnte...“. Beim Vorgesetzten kommt an: Muss nicht sein! Außerdem stellen Frauen eigene Erfolge oft als Teamleistung dar, statt den eigenen Anteil zu betonen.
Tipp: Sprechen Sie nicht im Konjunktiv. Stehen Sie zu Ihren Erfolgen. Und fordern Sie immer mehr Gehalt, als Sie tatsächlich wollen! Wer 300 Euro mehr pro Monat will, muss mindestens 500 fordern. So hat der Chef Spielraum zum Runterhandeln.
„Wahrscheinlich hat sie wieder ihre Tage.“
Wenn ein Mann im Büro schlecht gelaunt ist, wird ihm das schnell verziehen: „Er steht halt unter Arbeitsdruck!“ Aber sobald eine Frau sich nicht mehr nett und angepasst benimmt, sondern eine eigene Meinung vertritt, heißt es hinterrücks: „Jetzt hat sie wieder ihre Tage!“ Dasselbe Verhalten wird nach Geschlecht beurteilt: Setzt sich ein Mann durch, ist er einfach durchsetzungsstark - tut es eine Frau, gilt sie als zickig.
Tipp: Seien Sie möglichst oft selbstbewusst, auch wenn es als „zickig“ betrachtet wird. Lassen Sie sich niemals von anderen unterbrechen, reden Sie weiter! Nach und nach werden sich die Männer daran gewöhnen, dass Sie ihre Machtspielregeln durchschaut haben.
„Schatz, mein Hemd ist schlecht gebügelt!“
Nur vier Prozent der Männer waschen, kochen oder putzen öfter als ihre Frauen im Haushalt - auch wenn beide berufstätig sind. Viele Frauen geben auf oder brennen aus, denn kaum jemand schafft zwei Vollzeit-Arbeiten nebeneinander.
Tipp: Beide Partner müssen zu Beginn der Karriere dieselbe Flughöhe erreichen. Sie sollten sich die ersten Jahre gegenseitig unterstützen und die Arbeit im Haushalt gerecht teilen. Sind Kinder geplant, spielt man beide Optionen durch. Dann sollte derjenige zurückstecken, der sich eine Auszeit im Job oder ein gedrosseltes Tempo im Augenblick besser erlauben kann.
„Die sieht viel zu gut aus, um was drauf zu haben.“
Attraktive Jobanwärter haben laut einer Studie doppelt so gute Chancen, eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen. Attraktive Bewerberinnen dagegen werden überdurchschnittlich oft aussortiert. Offenbar sagen sich die Arbeitgeber: Es ist unwahrscheinlich, dass jemand gut aussieht und noch dazu einen tollen Job bei uns machen kann.
Tipp: Konzentrieren Sie sich auf Ihr Können! Nur dafür werden Sie eingestellt. Auf dem Bewerbungsfoto und beim Vorstellungsgespräch sollten Sie sich nur sehr dezent schminken: Der Fokus muss auf den fachlichen Qualitäten liegen.
„Ziehen Sie sich bitte zum Termin etwas Nettes an!“ - Wie man darauf reagiert? Das lesen Sie auf der nächsten Seite.
„Wenn ich Sie 'Schätzchen' nenne, ist das doch nett gemeint!“
„Schätzchen“, „Mäuschen“, „meine Liebe“ – einige Männer sprechen ihre Kolleginnen mit Kosenamen an, um ihre Autorität zu untergraben. Und wenn eine Frau sich beschwert, gilt sie gleich als „überempfindlich“: Schließlich sei diese Bezeichnung als „Kompliment“ gemeint. Dabei ist es in Wirklichkeit eine Diffamierung, der Kollege will Sie in den Tiefstatus schleudern.
Tipp: Wenn Sie ein männlicher Kollege „Schätzchen“ nennt – schlagen Sie mit der gleichen Waffe zurück. Nennen Sie ihn zum Beispiel „Hasi“. Schnell wird ihm der Spaß daran vergehen, denn Sie kontern auf Augenhöhe.
„Die Kolleginnen sind mal wieder stutenbissig.“
Wenn Männer sich streiten, gilt das als „sachliche Auseinandersetzung“ – auch wenn sie sich dabei komplett daneben benehmen. Aber sobald Frauen eine Meinungsverschiedenheit austragen, ist von „Zickenterror“ oder „Stutenbissigkeit“ die Rede - in vielen Fällen eine falsche Unterstellung.
Tipp: Männer bilden Karriere-Netzwerke. Sie informieren sich gegenseitig über interessante offene Stellen und puschen sich nach oben. Davon können Frauen einiges lernen: Studien zeigen, dass die Zusammenarbeit mit einer Chefin von ihren männlichen Mitarbeitern besser als von den weiblichen beurteilt wird. An ihrem Zusammenhalt müssen Frauen noch arbeiten.
„Ziehen Sie sich bitte zum Termin etwas Nettes an!“
Bei wichtigen Kundenterminen steht die Erwartung im Raum, dass sich eine Mitarbeiterin möglichst attraktiv präsentiert. Heimlich gelten Frauen immer noch als Sexualobjekt, dabei hat sie das Recht, in ihrer beruflichen Rolle gesehen zu werden. Eine Frau, die sich nicht schminkt und schlicht kleidet, gilt schnell als „schlampig“, während Männer in kaputten Jeans und mit zerzausten Haaren als „kreativ“ durchgehen.
Tipp: Je höher eine Frau in der Firmenhierarchie steht, desto dezenter sollte sie sich kleiden und schminken, steht in den meisten Ratgebern. Aber was für die Geschäftsführerin gilt, sollte auch für die Sekretärin gelten: Jede Mitarbeiterin sollte durch Leistung statt durch Kleidung wahrgenommen werden.
„Die Kollegin hat sich wohl nach oben geschlafen...“
Managerinnen kämpfen nicht selten mit dem Vorurteil, dass sie ihre Position anderen Qualitäten als dienstlichen verdanken. Schmutzige Fantasien und Gerüchte – übrigens nicht nur von Männern, sondern auch von Kolleginnen – entwerten viele Frauenkarrieren.
Tipp: Machen Sie all Ihre Erfolge und größeren Leistungen regelmäßig publik, zum Beispiel bei Meetings. Auf diese Weise sieht jeder, dass Sie nur durch berufliche Erfolge nach oben kommen. Und nicht, weil Sie so sexy sind.
„Mach du mal. Frauen sind doch multitaskingfähig.“
Frauen werden von ihren männlichen Kollegen und Vorgesetzten gerne mit Arbeit überflutet: „Du hast viel mehr Talent zum Multitasking. Kannst du mich vielleicht bei zwei klitzekleinen Aufgaben unterstützen?“ - Dabei zeigen Studien, dass Männer genauso multitaskingfähig sind wie Frauen. Aber statt sich mit viel zu vielen Projekten zu verzetteln, bringen die männlichen Kollegen ihre Karriere voran, indem sie sich aufs Wesentliche konzentrieren.
Tipp: Verweisen Sie auf Ihre wichtigsten Aufgaben, mit denen Sie völlig ausgelastet sind. Das ist zugleich eine gute Eigenwerbung. Ansonsten gilt wieder die Regel: Greifen Sie dem Kollegen unter die Arme, sofern er Ihnen auch unter die Arme greift, wenn Sie ihn brauchen.