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Fond-Of-Chef im PodcastWie Corona das Geschäft mit Kölner Ergobag-Schultaschen trifft

Lesezeit 4 Minuten
Sven-Oliver Pink, einer der Ergobag-Gründer, lächelt in die Kamera.

Sven-Oliver Pink

Der Kölner Taschenhersteller Fond Of mit seinen Marken Ergobag, Satch oder Salzen ist erfolgsverwöhnt. Doch die Corona-Pandemie hat das geändert. „Das war letztes Jahr schon Spitz auf Knopf und eng“, sagt Gründer und Geschäftsführer Sven-Oliver Pink in der ersten Ausgabe des Podcasts „ekonomy mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Corona war ein schwerer Sturm – auch für uns.“

Offen spricht er über die Finanzengpässe im Frühjahr 2020, die das saisonale Schultaschen-Geschäft mit sich gebracht hat. Fond Of hat in den vergangenen elf Jahren seit der Gründungdas Schulranzengeschäft in Deutschland mit ergonomischen und nachhaltig produzierten Ranzen umgekrempelt und der zuvor dominierende Marke Scout den Rang abgelaufen.

Die Ware muss Fond Of vorfinanzieren, bevor sie dann Familien vor allem im Frühjahr kaufen – kurz vor den Einschulungen und Schulwechseln. „Wir hatten gerade die Ware produzieren lassen. Sie war gerade bei uns im Lager oder auf dem Schiff und sollte ausgeliefert werden. Dann hatte der ganze Fachhandel zu“, so Pink über die Phase des ersten Lockdowns. „Wir hatten dann wenig Möglichkeiten, die Ware auch zum Handel zu bringen und dementsprechend die Liquidität zurückzubekommen.“ Doch letztlich hätten die Schulen wieder geöffnet und der Absatz sei angezogen.

Wachstum deutlich erschwert

Fond Of geht laut Pink davon aus, dass trotz Corona „nicht weniger Schultaschen in diesem Jahr verkauft werden“ und das Geschäft sich widerstandsfähig zeige. Der Umsatz der Firma mit etwa 300 Mitarbeitern werde im Geschäftsjahr 2020/21 (bis Ende Juli) „unter 100 Millionen Euro rauskommen“ und damit unter den selbst gesteckten Zielen. Der Umsatz für das Jahr 2019/20 lag bei 89 Millionen Euro.


ekonomy mit K – der Wirtschafts-Podcast

Der Wirtschafts-Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger startet. In „ekonomy mit K“ sprechen wir mit interessanten Persönlichkeiten der Wirtschaft aus Köln und der Region.

Einmal in der Woche erscheint eine neue Folge – auf den gängigen Podcast-Kanälen wie Spotify, Apple Podcasts oder Google Podcasts. Sie können den Podcast aber auch auf unserer Seite www.ksta.de/podcast hören.


Ungeklärt ist noch der Ausgang eines Kartellverfahrens, das im Schultaschenhandel läuft. Fond Of soll Händler verpflichtet haben, bestimmte Preise für seine Produkte zu verlangen. Eine Entscheidung der Behörde ist noch nicht gefallen. Fond Of hat seine Händlerkommunikation schon lange überarbeitet und will sich nach Abschluss des Verfahrens weiter dazu äußern

Die Bedeutung des Fachhandels ist in jedem Fall weiterhin groß. Der Kauf von Schultaschen sei „ein Happening“, zu dem oft die gesamte Familie in ein Geschäft gehe, sagt Pink. Jetzt stelle sich bei vielen Restriktionen für den Einzelhandel die Frage, wie „wir den Fachhändlern die Hand halten und über die schwierige Zeit helfen und trotzdem unsere Familien und Kunden erreichen“. Im reinen Internetvertrieb sei es schwerer, die Vorteile der Taschen zu erklären. „Die wirklichen Lösungen sehe ich gerade noch nicht“, so Pink über ein Zusammenwachsen von Einzel- und Internethandel.

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Zudem hat sich die Konkurrenz mittlerweile angepasst und bietet vielseitig verstellbare Schultaschen an. Zu den Wettbewerbern gehören Scout, McNeill oder Herlitz. Während einige dieser Unternehmen in Deutschland oder Europa fertigen, kommen die meisten Ergobag-Ranzen aus einer Auftragsfertigung in Vietnam. Das Obermaterial aus recycelten Plastikflaschen wird dort genäht und kommt per Schiff nach Deutschland.

Anfang 2020 hat Fond Of ein eigenes Firmengebäude namens „The Ship“ in Köln-Ehrenfeld bezogen.

Anfang 2020 hatte Fond Of ein eigenes Firmengebäude mit dem Namen „The Ship“ in Köln-Ehrenfeld bezogen, bevor dann alle Beschäftigten rasch ins Homeoffice wechselten. Das Gebäude ist ein Symbol für elf Jahre deutliches Wachstum vom Start-up zum mittelständischen Unternehmen. Corona habe auch etwas anderes deutlich gemacht, das mit dem Wachstum einhergegangen sei, so Pink. „Dinge, die im Argen waren, haben sich verstärkt“, sagt der 41-Jährige. „Nicht für alle sieben Marken ging es günstiger und schneller.“

Auf die Frage, ob möglicherweise eine Marke eingestellt werden müsse, sagt Pink: „Solche Entscheidungen müssen wir auch treffen“ – ohne konkreter zu werden. Neben den großen Schulmarken Ergobag und Satch gehören zu Fond Of die Marken Affenzahn (Taschen für Kindergartenkinder), Salzen (Business-Taschen), Aevor und Pinqponq (Rucksäcke) und Funktion Schnitt (Bekleidung). In jedem Falle solle zu Anfang August eine neue Struktur bei Fond Of in Kraft treten. Unter anderem in Planung: eine „Anlaufstelle“ für Beschäftigte – einen offiziellen Betriebsrat gibt es nicht. „Am schlimmsten ist es, wenn die Gespenster in den Hinterköpfen der Leute sind und da rumspuken“, sagt Pink. Das Gremium soll helfen, Sorgen aufzugreifen.

Private Investments in Bitcoin

Die drei Gründer – neben Pink sind das Oliver Steinki und Florian Michajlezko – investieren Zeit und Geld auch jenseits des Taschengeschäfts. Über das Unternehmen xdeck fördern sie jedes Halbjahr jeweils zehn junge Unternehmen, die in der Gründungsphase stecken. Diese jungen Firmen sollen von den Erfahrungen der Fond-Of-Familie profitieren.

Die Fond-Of-Gründer Sven-​Oliver Pink (v. l.), Florian Michajlezko und Oliver Steinki

Investmentschwerpunkt sind aber keine Taschen, sondern viele Branchen von Bekleidung bis hin zu künstlicher Intelligenz. „Wir suchen nicht die achte Taschenmarke“, sagt Pink. Privat investiert der in Overath aufgewachsene Unternehmer gerne in Kryptowährungen – vor allem in Bitcoin, den er als digitales Gold verstehe. „Bei den anderen Kryptowährungen höre ich auf Rat aus meinem Umfeld.“

Sie können den Podcast hier hören.