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Tod mit 80 JahrenKlaus Hubert Görg war ein Sanierer für harte Fälle

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Klaus Hubert Görg

Köln – Selbst im kleinen Kreis fachlich herausragender Insolvenzverwalter galt Klaus Hubert Görg als Ausnahmeerscheinung. Im Laufe seiner Karriere war der Kölner Jurist an zahlreichen bundesweit bedeutenden Restrukturierungs- und Insolvenzfällen maßgeblich beteiligt. Dabei war die Pleite des Arcandor-Konzerns wohl nicht nur sein größter Fall, sondern auch das Mandat, das ihn menschlich am meisten bewegt hat.

Nun ist Klaus Hubert Görg nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben und wurde am Freitag auf dem Friedhof in Rösrath im engsten Familienkreis beigesetzt.

Hoher ethischer Anspruch

Görg galt nicht nur als brillanter Jurist und kluger Kaufmann, sondern auch als gradlinig mit hohem ethischen Anspruch an sich, seine Kollegen und auch seine Mandanten. „Er hat gelegentlich auch prominente Klienten abgewiesen, selbst wenn sie höchste Honorare boten. Da konnte er rigoros sein“, sagt Christian Wolf, Partner der Kanzlei und langjähriger Weggefährte.

Görg, 1940 in Düsseldorf geboren, studierte in Marburg, München und Köln und wurde zunächst Geschäftsführer eines mittelständischen Verbandes, bevor er seine anwaltliche Laufbahn begann. Schon früh wurde er mit großen Konkurs- und Vergleichsverfahren betraut, wie etwa der Pfalz-Kreditbank oder dem Bankhaus Goette.

Viele Betriebe entschädigt

In Köln machte sich Görg vor allem einen Namen beim Konkurs des Immobilienspekulanten Günter Kaußen. Hunderte Handwerker waren auf ihren Rechnungen sitzengeblieben. Görg schaffte es schließlich, dass viele Kölner Betriebe entschädigt wurden.

Als Görg 1996 zusammen mit 13 weiteren Partnern eine neue Sozietät unter seinem Namen gründete, war er nach rund 20 Jahren im Insolvenzgeschäft bereits eine Größe. Heute ist die Sozietät eine der führenden Wirtschaftskanzleien Deutschlands mit mehr als 300 Anwälten und Steuerberatern in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München. Daneben unterhält die Sozietät Insolvenzverwalterbüros in mehr als 25 deutschen Städten.

Wegbereiter der Eigenverwaltung

Klaus Hubert Görg, der auch einige Zeit im Aufsichtsrat des Verlags M. DuMont Schauberg saß, prägte den Wandel des Insolvenzverfahrens von einem reinen Abwicklungs- zum Sanierungsinstrument maßgeblich. Nach Einführung der Insolvenzordnung 1999 wurde er zum Wegbereiter der sogenannten Eigenverwaltung, die er zur Restrukturierung von großen Konzernen einsetzte. So etwa im Fall des Medienimperiums von Leo Kirch, der Insolvenz des Baukonzerns Philipp Holzmann sowie des Maschinenbauers Babcock-Borsig und AgfaPhoto.

Dabei schätzten Kollegen wie Prozessgegner seine ruhige, manchmal auch knorrige Art wie auch seinen Humor, bekamen aber oftmals auch seine verbale Schärfe zu spüren. „Es ging ihm immer um die Sache. Er war ein Menschenfreund und durchaus auch bereit, sich von anderen Meinungen überzeugen zu lassen“, schildert Kanzlei-Partner Wolf. Obwohl er auch beteiligte Banken in Insolvenzverfahren nie schonte, wurde er doch immer wieder von ihnen für Mandate empfohlen, „einfach weil sie sich jemanden wünschten, der fachlich und menschlich über jeden Zweifel erhaben war“, sagt Wolf.

Größtes Mandat kam spät

So war es dann auch im Fall von Arcandor. Görg war damals schon 68 Jahre alt. Eigentlich hatte er versucht, beruflich etwas kürzer zu treten, als ihm sein wohl größtes Mandat angetragen wurde. Im Juni 2009 wurde er als Verwalter für die Insolvenzverfahren der Arcandor AG, Karstadt Warenhaus, Quelle und Primondo bestellt. Insgesamt 30.000 Arbeitsplätze standen auf dem Spiel, die Aussichten waren schwierig, der Druck hoch. Am Ende war das Versandhaus Quelle nicht mehr zu retten. Für das traditionsreiche Geschäft fand sich kein Käufer.

Insgesamt 9000 Kündigungen musste Görg an einem Tag unterschreiben und mit der schlechtesten aller denkbaren Nachrichten vor die Belegschaft treten. „Der Gang durch die Menschenmenge bei der Betriebsversammlung am Stammsitz im bayerischen Fürth war gespenstisch“, erinnert sich Wolf, der Görg damals begleitete. „Das ist auch ihm, der immer eine professionelle Distanz wahren konnte, sehr, sehr nahe gegangen und hat ihn auch Jahre später noch bewegt.“ Hätte er Quelle nicht doch retten können? Diese Frage stellte er sich wohl immer wieder. „Und doch lautet die Antwort auch im Rückblick, nein. Das traditionelle Versandgeschäft hatte keine Zukunft mehr“, so Wolf.

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Ende 2011 schied Görg aus der Partnerschaft aus. Schon während seiner gesamten Karriere waren sein Garten in Rösrath und der angrenzende Wald sein Rückzugsort, wo er ebenso Kraft tankte wie bei seiner Familie mit Ehefrau Gerda, seinen vier Kindern und mittlerweile sieben Enkelkindern. In den vergangenen Jahren reiste der Jurist viel und ging mit seiner Frau auf Kreuzfahrt.

Auch im Ruhestand hatte er noch immer ein Büro in der Kanzlei in Köln-Deutz unterhalb des Lanxess-Towers mit Blick auf das Köln-Panorama, wo er regelmäßig vorbeischaute. Christian Wolf: „Er blieb der Sozietät als Ratgeber und Freund eng verbunden, bis zum Schluss. Wir werden ihn sehr vermissen.“