Köln – Es produziere zu viel Müll und schade der Umwelt, es erschrecke Tiere und provoziere Verletzungen: Zu kaum einem Jahreswechsel wurde wohl so viel über Feuerwerk diskutiert wie zu diesem.
Bislang gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass sich das auch auf das Kaufverhalten der Deutschen auswirkt. Finale Zahlen erwartet der Interessenverband der Pyroindustrie VPI zwar erst Ende März. Die bisherigen Prognosen, die noch vor dem Silvestergeschäft getätigt wurden, gehen aber von etwa 133 Millionen Euro Umsatz aus, genauso viel wie im vergangenen Jahr.
Auslieferniveau ähnlich
„Das Auslieferniveau an den Handel war ähnlich hoch wie im vergangenen Jahr“, heißt es auch bei Weco, Deutschlands Branchenführer im Feuerwerksbereich mit Sitz in Eitorf. Dass die finalen Umsatzzahlen erst später bekanntwerden, liegt daran, dass Händler nicht verkaufte Feuerwerkskörper retournieren können. In Köln gehen die Abfallwirtschaftsbetriebe davon aus, dass dieses Silvester mit 200 Tonnen Streumüll ähnlich viel Abfall angefallen ist wie im Vorjahr, ebenfalls ein Indiz für die Menge verbrauchter Pyrotechnik.
2019 hatten einige Händler angekündigt, auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern zu verzichten; darunter selbstständige Rewe- und Edeka-Märkte oder die Baumarktkette Hornbach, die sie ab 2020 nicht mehr verkaufen will . Man habe sich „insbesondere aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes dafür entschieden“, hieß es Ende Dezember in einer Mitteilung.
„Es waren aber nur wenige Händler, die kein Feuerwerk mehr ins Sortiment aufgenommen haben“, sagt Klaus Gotzen, Geschäftsführer des VPI. Eine Prognose für das nächste Jahr sei noch nicht möglich, man gehe aber bislang von ähnlichen Zahlen wie in diesem Jahr aus. Auch bei Weco betont man, es gebe „keine Signale“, dass sich viele weitere Händler dem Boykott anschließen würden. Insgesamt verkaufen in Deutschland aktuell rund 33 000 Händler Feuerwerk.
Hohe Importe
Auch die Importzahlen deuten bislang nicht auf eine Abkehr von der Silvestertradition hin. Im Jahr 2018 wurde laut Statistischem Bundesamt sogar ein Rekordwert von 47 400 Tonnen Feuerwerkskörper im Wert von 121 Millionen Euro importiert. Im Vergleich zum Jahr 2017 stieg die Menge dabei um fast 11 Prozent an; im Vergleich zum Jahr 1999 sogar um 48 Prozent. 98 Prozent der Importware kam aus China. Handelsexperten gehen davon aus, dass eine Trendwende erst dann folgen würde, wenn die großen Discounterketten mitziehen – was derzeit zum Beispiel bei Lidl und Aldi nicht der Fall ist.
Das Umweltbundesamt warnte zuletzt vor den Folgen des Silvesterfeuerwerks: Die Feinstaubbelastung sei am ersten Januar vielerorts so hoch „wie sonst im ganzen Jahr nicht“. Das Einatmen von Feinstaub könne zum Beispiel zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen führen. Jährlich würden rund 4200 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, das entspricht – eher geringen – zwei Prozent der Gesamtmenge in Deutschland. Als weitere Gefahren nennt das Umweltbundesamt Augenverletzungen und Hörschäden und die Störung von Wild- und Haustieren.
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Mitte des Jahres war auch in Köln über Alternativen zur Feuerwerksshow Kölner Lichter diskutiert worden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte damals, sie könne sich anstelle des Feuerwerks auch eine Lasershow vorstellen. 2020 feiert die Veranstaltung (mit Feuerwerk) 20. Jubiläum.