Facebook bekommt die Idee vom Metaverse nicht richtig an den Start, Tiktok hat Ärger in den USA. Soziale Netzwerke suchen nach neuen, lukrativen Geschäftsfeldern – nicht immer erfolgreich.
Twitter, Facebook, TiktokMit diesen Problemen kämpfen die großen sozialen Netzwerke
Wird dieser Tage über soziale Netzwerke gesprochen, dann geht es meistens um Twitter. Der einst so beliebte Kurznachrichtendienst versinkt unter seinem neuen Chef Elon Musk im Chaos. Die Zukunft der Plattform: völlig ungewiss. Es gab Entlassungen, vergraulte Kunden, Zerstörung von Geschäftsmodellen. Am Freitag dann ein weiterer Schlag des Tech-Milliardärs: Mehrere renommierte Journalisten, unter anderem von CNN und der „New York Times“, wurden zeitweilig von Twitter gebannt – veranlasst hatte dies offenbar Musk persönlich.
Doch es ist bei Weitem nicht nur der Kurznachrichtendienst, der für Aufsehen sorgt. Die Branche der sozialen Netzwerke kämpft mit Herausforderungen.
Twitter und Elon Musk: Willkür und finanzielle Probleme
Unübersehbar sind die Probleme bei Twitter. Elon Musk hatte das Netzwerk im Oktober für absurd überteuerte 44 Milliarden Dollar gekauft – und veranstaltet dort seither einen für alle sichtbaren Kahlschlag.
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Zunächst musste die Führungsetage, kurz darauf Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen. Musk legte sich auch mit großen Werbekunden an, viele von ihnen stellten ihre Aktivitäten ein. Auch das geplante Bezahlsystem Twitter Blue scheiterte auf ganzer Linie: Nutzerinnen und Nutzer veranstalteten mit den kaufbaren blauen Haken so viel Schabernack, dass das Projekt zeitweise wieder auf Eis gelegt wurde.
All das bedeutet auch, dass Twitter finanziell mehr als schlecht da steht: Musk selbst hatte kürzlich erklärt, das Unternehmen verliere angesichts ausbleibender Werbeumsätze 4 Millionen Dollar täglich – zudem hat der Konzern einen großen Berg Schulden angehäuft.
Sollte Twitter nicht an seinen Finanzen scheitern, dann vielleicht an seinen fliehenden Nutzerinnen und Nutzern. Viele sind zum dezentralen Netzwerk Mastodon gewechselt. Geht das so weiter, könnte Twitter dasselbe Schicksal ereilen wie es schon Plattformen wie My Space erlebt haben. Sind erst einmal alle relevanten Persönlichkeiten abgewandert, gibt es auch für die breite Masse keinen Grund mehr, das Netzwerk zu nutzen. Aktuell scheint der neue Twitter-Chef alles dafür zu tun, dass es so kommt.
Facebook: Das Metaverse droht zum Reinfall zu werden
Der Twitter-Konkurrenz geht es nicht zwangsläufig besser. Beim Meta-Konzern, der früher einmal Facebook hieß, tun sich gleich mehrere Baustellen auf. Das Unternehmen steckt in einer tiefen Sinnkrise, während Konkurrenzprodukte dem Konzern reihenweise Nutzerinnen und Nutzer abgrasen. Zu spüren ist das insbesondere beim hauseigenen Dienst Instagram. Die chinesische Kurzvideoplattform Tiktok hat insbesondere bei der jungen Zielgruppe Instagram bei der Nutzung überholt.
Meta reagierte, wie es meistens reagiert: Es baute die beliebte Tiktok-Videofunktion als „Reels“ nach, um Jugendliche weiter auf der Plattform zu halten. Der Erfolg ist überschaubar: Die Aufrufzahlen steigen zwar, aber kaum ein erfolgreicher Tiktok-Creator publiziert seine Videos exklusiv auf Instagram. Die „Reels“ bleiben eine Rubrik für zweitverwertete Tiktok-Clips, Koch- und Pannenvideos sowie zwielichtige Marketing-Coaches.
Die wohl beliebteste App aus dem Meta-Konzern, der Messenger Whatsapp, wirft für das Unternehmen bislang kaum Geld ab. Mutterschiff Facebook ist allenfalls noch für die ältere Zielgruppe relevant – Jüngere bewegen sich kaum noch auf dem einst so erfolgreichen Netzwerk.
Das Metaverse, das Chef Mark Zuckerberg als die „Zukunft des Internets“ bezeichnet, entwickelt sich derweil von der Zukunftshoffnung zur Luftnummer. Hier sollen Menschen über virtuelle Welten miteinander in Verbindung treten – bislang will da aber offenbar kaum jemand mitmachen.
15 Millionen Dollar hatte der Konzern zuletzt in das Projekt gesteckt. Horizon Worlds, Metas wichtigste Metaverse-App, hat laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ aber nur 200.000 monatlich aktive Nutzer.
All das lässt insbesondere Investoren aufschrecken. Der Analyst Neil Campling sagte dem „Business Insider“, diese seien angesichts der aktuellen Lage bei Meta geradezu „verzweifelt“. Gänzlich in die Knie zwingen dürfte die Lage den Konzern vermutlich nicht. Gut möglich aber, dass die Konkurrenz den bisherigen Social-Media-Platzhirsch bald ablösen könnte.
Tiktok: In den USA von einem Verbot bedroht
Vielleicht kommt es aber auch ganz anders, denn auch das aufstrebende Videonetzwerk Tiktok steht vor Problemen.
Immer wieder steht die Plattform wegen Datenschutzbedenken in der Kritik. Jetzt haben gleich mehrere US-Abgeordnete eine Initiative in den Kongress-Kammern eingebracht, die Tiktok langfristig in den USA verbieten könnte.
Die Videoapp würde die Daten von zig Millionen Amerikanern sammeln und auf unbekannte Weise verarbeiten, so die Kritik. Dies hätte das Potenzial, Feeds zu manipulieren und damit letztendlich auch Wahlen in den Vereinigten Staaten. Im September war bekannt geworden, dass bei Tiktok und Bytedance Hunderte Mitarbeiter aktiv sind, die auch für die chinesischen Staatsmedien arbeiten oder gearbeitet haben.
Eine US-Beschränkung wäre für das Netzwerk ein herber Schlag. Viele Tiktok-Inhalte stammen aus den Staaten und verteilen sich weltweit. Fehlen diese, könnten sich Creator aber auch Nutzer nach Alternativen umschauen.