„Barbie“ festigte den Trend: Birkenstocks sind das Mode-Accessoire des Jahres. Nun geht das deutsche Familienunternehmen an die Börse.
Vom Rheinland bis BarbielandBirkenstock geht an die Wall Street – Die wichtigsten Infos zum Börsenstart
Der traditionsreiche Sandalen-Hersteller Birkenstock geht am Mittwoch (11. Oktober) an die New Yorker Börse – und hält sich beim Preis seiner Aktie zurück. Birkenstock setzte den Aktienpreis auf 46 Dollar fest. Die Aktienplatzierung bringt damit am ersten Börsentag umgerechnet knapp 1,4 Milliarden Euro ein.
Von Steve Jobs bis Barbie: Birkenstock als Mode-Accessoire
Vom einstigen Ökolatschen-Image haben sich die Sandalen längst gelöst, in den vergangenen Jahren entwickelten sie sich immer mehr zum Mode-Accessoire, auch durch Kooperationen mit Edel-Marken wie Dior und Manolo Blahnik. Zum Wandel trugen sowohl Promis wie Heidi Klum oder Jessica Alba, die sich mit den Sandalen zeigten, als auch das Marketing des Unternehmens bei.
So wurde vergangenes Jahr ein Paar ausgetretener Birkenstock-Sandalen des Apple-Mitgründers Steve Jobs für mehr als 218.000 Dollar versteigert. Zuletzt tauchten Birkenstocks in einer symbolischen Rolle im erfolgreichen „Barbie“-Film auf.
Dort muss sich Barbie erst zwischen der künstlichen Barbie-Welt und der echten, menschlichen Welt entscheiden und dafür zwischen pinken Pumps und braunen Birkenstock-Sandalen wählen. Später ist sie in pinken Birkenstocks zu sehen. „Hervorragendes Product Placement“, lobt Martin Fassnacht, Marketing- und Strategie-Professor an der WHU Otto Beisheim School of Management. „Grandios, besser kann man es nicht machen.“
Birkenstock: Börsengang an Wall Street in New York, nicht Frankfurt
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Linz am Rhein in Rheinland-Pfalz kündigte im September die Entscheidung an, für seine Notierung an die Wall Street zu gehen. Experten werteten das als Niederlage für den Finanzplatz Frankfurt. Ausschlaggebend soll die größere Liquidität jenseits des Atlantiks sein – das bedeutet: Die Chance ist höher, die Aktien zu einem möglichst hohen Preis loszuwerden.
Zudem sind Nord- und Südamerika für Birkenstock die wichtigsten Regionen, gefolgt von Europa. Zum Handelsstart am Mittwoch legte Birkenstock den Ausgabepreis in der Mitte der zuvor beschlossenen Spanne auf 46 Dollar fest. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Zahl der Börsengänge in Deutschland rückläufig.
Birkenstock will Erlös von Börsengang zum Schuldenabbau nutzen
Etwa zwei Drittel der Börsengewinne gehen an den Haupteigentümer L Catterton, der mit dem Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton, Moët, Hennessy) und dessen milliardenschwerem Chef Bernard Arnault verbandelt ist. Birkenstock ist damit zum Börsendebüt insgesamt rund 8,1 Milliarden Euro wert. Birkenstock will seinen Anteil am Erlös vom Börsengang zum Schuldenabbau nutzen.
Birkenstock springt mit seinen Börsenplänen auf eine Welle der Aktivität am US-Aktienmarkt nach mehr als einem Jahr des Stillstands auf. In den vergangenen Wochen gingen unter anderem der Chipdesigner Arm und der Lieferdienst Instacart an die Börse. Sie setzten den Ausgabepreis jeweils am oberen Ende der Preisspanne an. Die Papiere konnten die anfänglichen Kursgewinne jedoch nicht halten.
Johannes Birkenstock gründete Birkenstock „Schumacherdynastie“
Die Ursprünge von Birkenstock reichen nach Unternehmensangaben bis ins Jahr 1774 zurück. Vor fast 250 Jahren habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für „eine Schumacherdynastie“ gelegt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Erfinder des Fußbetts“.
Im Ende März abgeschlossenen ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres steigerte Birkenstock den Umsatz um 18,7 Prozent auf rund 644,2 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 40,2 Millionen Euro in den Büchern, nach rund 73,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Rückgang ging vor allem auf ungünstige Wechselkurse zurück. Das vergangene Geschäftsjahr beendete Birkenstock mit 1,24 Milliarden Euro Umsatz und 187 Millionen Euro Gewinn. (dpa, mcl)