Wirtschaftsnacht RheinlandDie Zukunft der Mobilität wird in NRW getestet
Köln – Die beiden Bereiche E-Mobilität und selbstfahrende Autos gelten als Schlüsseltechnologien für die Zukunft der gesamten Mobilitätsbranche. Dass die autonome Fortbewegung längst keine Zukunftsmusik mehr ist, zeigt sich in Nordrhein-Westfalen.
Einige Pilotprojekte und Teststrecken befinden sich in der Region, die auf diesem Gebiet Erkenntnisse für die Mobilität der Zukunft liefern sollen.
In Monheim am Rhein zum Beispiel rollen seit Februar 2020 fahrerlose Busse im öffentlichen Nahverkehr. Die Busse, Typ EZ10, stammen vom französischen Hersteller Easymile. 2,1 Millionen Euro kostet das Busexperiment, das Land fördert es zu 90 Prozent.
Die Fahrzeuge sind weltweit schon viele Hunderttausend Kilometer gefahren. Um sie zu verbessern, fahren sie testweise meist auf hindernisarmen Strecken oder in abgeschotteten Arealen.
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In Monheim bewegen sie sich auf virtuellen Schienen, die durch GPS-Signale auf vier Millimeter genau definiert sind. Sensoren erfassen, was sich rund um die Busse tut. Kreuzt ein Fußgänger die Fahrbahn, verlangsamt das Fahrzeug die Geschwindigkeit. Gerät ein Gegenstand näher als 40 Zentimeter ans Blech, wird eine Vollbremsung ausgelöst.
Die Fahrzeuge fahren eine Strecke von 2,7 Kilometern. Einen Fahrerstand oder Ähnliches gibt es nicht, nur sicherheitshalber einen Kontrolleur. Die Zukunft des Fahrens ist in Monheim schon Realität.
Fünf Stufen in der Wissenschaft
Die Forschung unterteilt in fünf Stufen, was die Ausgestaltung von autonomem Fahren angeht. Stufe 1 ist das assistierte Fahren. Ein adaptiver Tempomat, der den Abstand zum Vordermann automatisch regelt, ist heute schon in Autos im Einsatz. Der Fahrer behält aber weiterhin das Steuer in der Hand.
Stufe 2 ist das teilautonomisierte Fahren. Manche Serienfahrzeuge erreichen bereits heute dieses Level. Das System unterstützt den Fahrer durch Lenk- und Spurhalteassistenten. Den Stop-and-go-Verkehr übernimmt das Auto komplett (Stauassistent). Die Überwachung des Straßenverkehrs und damit die Verantwortung liegt aber weiter beim Fahrer.
In Stufe 3 (Hochautomatisiertes Fahren) können bestimmte Fahraufgaben selbstständig und ohne menschlichen Eingriff bewältigt werden, allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum und unter geeigneten, vom Hersteller vorgegebenen Bedingungen. Hochautomatisierte Fahrzeuge überholen, bremsen, beschleunigen – je nachdem, wie es die Verkehrssituation erfordert.
Stufe 4a nennt man vollautomatisiertes Fahren. Das Auto fährt praktisch von allein, aber bei Gefahrensituationen oder schlechtem Wetter muss der Fahrer eingreifen. Stufe 4b kommt dann ohne Fahrer im Fahrzeug aus, fährt aber auf einer festgelegten Route.
Stufe 5a ist das domänen-unabhängige Fahren. Der Autopilot übernimmt alle Aufgaben. Der Fahrer kann sich vom Geschehen im Straßenverkehr abwenden, das System aber auf Wunsch abschalten und das Fahrzeug selbst steuern. Die fortgeschrittenste Stufe ist 5b. Im höchsten Level des autonomen Fahrens hat das Auto kein Lenkrad und keine Pedale mehr. Keiner der Passagiere müsste über einen Führerschein verfügen und das Fahrzeug würde auch ohne Menschen an Bord von A nach B fahren.
Teststrecke auf der A61
Ein weiteres Projekt im Bereich der zukünftigen Mobilität findet man, wenn man Bedburg über die Autobahn 61 verlässt und im Kreuz Jackerath auf die A 44 Richtung Kreuz Holz fährt. Dort stehen derzeit elf Masten, mit der zwei Institute der RWTH Aachen Daten über den Verkehr erheben. In dem Testfeld wollen die Forscher Erkenntnisse über die Fahrzeugbewegungen sammeln, um daraus Rückschlüsse für autonomes und vernetztes Fahren in der Zukunft zu ziehen.
Aus dem, was sie aufzeichnen, entsteht ein „digitaler Zwilling“ des Verkehrs. Auf der Strecke sind auch vernetzte und automatisierte Versuchsfahrzeuge unterwegs: Sie empfangen die Daten auf den Testfeldern in Echtzeit über WLAN oder Mobilfunk, um vorausschauend handeln zu können.
Die Autos erhalten also Informationen über die Strecke, die noch vor ihnen liegt, bevor sie diese mit ihrer eigenen Sensorik selbst wahrnehmen können.
Autonome Züge mit Solarstrom
Erst kürzlich wurde die Eifelstrecke zwischen Köln und Kall als Pilotprojekt für autonome Züge vorgeschlagen. Diese sollen mit Solarstrom laufen, der durch Photovoltaikanlagen entlang der Strecke und auf den Gebäuden erzeugt werden soll.
Bewerbung per Video
In der Jury sitzen unter anderem NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff, Kölns IHK-Präsidentin Nicole Grünewald, Country Leaderin Germany von Oracle Stefanie Kemp, der Ökonom Justus Haucap oder der Chef der Wirtschaftsredaktion des Kölner Stadt-Anzeiger Thorsten Breitkopf.
Zur Wirtschaftsnacht werden Leistungen in den Kategorien Gründung, Digitales, Nachhaltigkeit und Technologie ausgezeichnet. Den Top-Firmen winkt ein Kommunikationspaket im Wert von 25 000 Euro.
Die Zukunft der Mobilität wird auch auf der ersten „Wirtschaftsnacht Rheinland“, die die „Kölner Stadt-Anzeiger Medien“ am 14. September zum ersten Mal in Köln ausrichten, ein zentrales Thema sein.