Meistgelesen 2022Wen die steigenden Wohnkosten in Köln besonders treffen
- Dieser Text ist zuerst am 20. Oktober erschienen.
Nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens sollten aufs Wohnen entfallen – das sieht zumindest die altbekannte „30-Prozent-Mietregel“ vor. Viele Menschen haben diese Schwelle allerdings schon lange und deutlich überschritten, insbesondere die Kölnerinnen und Kölner können davon sicher ein Lied singen, gehört Köln doch zu den am stärksten von hohen und weiter steigenden Wohnkosten getroffenen Städten in Deutschland. Doch was, wenn die Wohnkosten wegen der unkalkulierbar steigenden Energiepreise noch teurer werden?
Besonders Menschen ohne Berufsabschluss, aber auch jene mit anerkanntem Berufsabschluss könnten erhebliche Zusatzbelastungen erleben. Aber auch die sonst vergleichsweise gut gestellten Akademikerinnen und Akademiker kratzen in dem Szenario, das das Online-Maklerportal Immowelt berechnet hat, an der 30-Prozent-Marke.
Fast alle Großstädte zu teuer
Für das Szenario hat Immowelt, basierend auf einer Methode des französischen Portals Meilleurs Agent, die Wohnkostenbelastung von Familien mit einem Kind bei einer angenommenen Verdopplung der Nebenkosten berechnet. Als Basis wurde das Deutschlandmittel für die in Inseraten aus dem ersten Halbjahr 2022 angegeben Nebenkosten verwendet und verdoppelt.
Bei einer Mietwohnung von 90 Quadratmetern entspricht das 502 Euro Nebenkosten, die unter anderem aus Heizkosten, Kosten für Abwasser, Hausreinigung und Müllabfuhr bestehen. Die Daten für die Bruttogehälter hat das Immobilienportal von der Bundesagentur für Arbeit.
Das Ergebnis: In 13 von 14 Großstädten liegen Menschen mit anerkanntem Berufsabschluss oberhalb der Grenze von 30 Prozent Wohnkostenbelastung. Jene ohne Berufsabschluss zahlen gar in allen 14 Städten mehr als 30 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen. Lediglich Menschen mit akademischem Abschluss liegen in bloß einer Stadt oberhalb der Grenze. Trotzdem wird es auch für sie knapp.
Köln: Fast die Hälfte des Einkommens fürs Wohnen
In Köln würde man in diesem Beispielszenario durchschnittlich 1523 Euro Warmmiete für eine Wohnung von 90 Quadratmetern zahlen. Damit ist die Stadt günstiger als Düsseldorf (1529 Euro), Stuttgart (1579 Euro), Frankfurt (1663 Euro) und dem Spitzenreiter München (2022 Euro).
Eine Familie ohne Berufsabschluss müsste demnach fast die Hälfte ihres Einkommens – nämlich 46 Prozent – alleine fürs Wohnen aufbringen. Bei Menschen mit anerkanntem Berufsabschluss wären es 38 Prozent. Nur knapp unterhalb der empfohlenen Grenze von 30 Prozent liegen die Wohnkosten für Akademikerinnen und Akademiker.
Im lediglich drei Euro teureren Düsseldorf ist die Situation im Beispiel nahezu gleich: Ohne Abschluss liegt die Quote dort bei 47 Prozent (plus 1), mit Abschluss bei 37 Prozent (minus 1) und bei Akademikerinnen und Akademikern bei gleichen 28 Prozent.
Die anderen Großstädte in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern fallen etwas ab: In Essen beträgt die Warmmiete 1203 Euro (ohne Abschluss: 39 Prozent; mit Abschluss: 31 Prozent; Akademischer Abschluss: 21 Prozent). In Dortmund (1144 Euro) liegt die Quote für Menschen ohne Abschluss bei 38 Prozent. Als einzige der 14 Städte im Ranking liegt dort die Wohnkostenquote für Leute ohne anerkannten Abschluss mit 29 Prozent unterhalb der 30-Prozent-Marke.
„Die Energiekrise sorgt dafür, dass die Nebenkosten zunehmend zur zweiten Miete werden. Vor allem Familien, die nicht mindestens 5000 Euro netto zur Verfügung haben, droht eine finanzielle Überbelastung“, sagt Thomas Schäfer, Senior Economic Analyst bei Immowelt. „Inwieweit die für kommenden März geplante Gaspreisbremse der Bundesregierung künftig für Entlastung sorgen kann, bleibt abzuwarten. Für diesen Winter droht auf jeden Fall eine hohe Belastung.“