Ferndiagnosen sind nicht möglich. Dennoch spekulieren US-Medien über den Gesundheitszustand von Präsident Joe Biden.
Erkrankung des NervensystemsSo äußern sich erste Anzeichen von Parkinson
Was ist Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine Krankheit des Nervensystems, die unter anderem Bewegungsstörungen, Zittern und Verwirrtheitszustände auslösen kann. Benannt ist sie nach dem britischen Arzt James Parkinson, der die Symptome 1817 erstmals beschrieb und damals als „Schüttellähmung“ bezeichnete. Bei Morbus Parkinson sterben im Mittelhirn Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren, und es kommt zu einem Dopamin-Mangel. Weil der Botenstoff für die Steuerung von Bewegungen wichtig ist, treten Bewegungsstörungen auf.
Warum die Dopamin produzierenden Zellen absterben, ist noch nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise führen Eiweißablagerungen, die sogenannten Lewy-Körperchen, zum Zelltod. In etwa zehn Prozent der Fälle ist Morbus Parkinson genetisch bedingt. Bei den anderen Erkrankten ist keine genetische Ursache festzustellen.
Von der Krankheit Morbus Parkinson abzugrenzen ist das sogenannte sekundäre Parkinson-Syndrom. Hierbei können die gleichen Symptome auftreten. Sie werden aber nicht durch ein Zellsterben ausgelöst, sondern durch Medikamente, Drogen, Gehirnentzündungen oder andere Erkrankungen.
Bei wem tritt Parkinson auf?
Laut dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sind die meisten Menschen, bei denen Parkinson ausbricht, über 60 Jahre alt. Zehn Prozent der Erkrankten sind allerdings jünger als 50 Jahre, in seltenen Fällen können bereits 20-Jährige erkranken. Es gibt doppelt so viele männliche wie weibliche Erkrankte – warum, ist bis heute unklar. Das DZNE geht von mindestens 200.000 Parkinson-Kranken in Deutschland aus. Einer Auswertung von Krankenkassendaten zufolge könnten es sogar bis zu 400.000 sein.
Was sind die Symptome bei Parkinson?
Eines der Hauptsymptome bei Parkinson ist eine Verlangsamung der Bewegungsabläufe. Erkrankte gehen auffallend langsam, machen kleine Schritte. Auch die Gesichtsmuskulatur ist betroffen: Die Mimik kann sich verändern und maskenhaft wirken.
Dazu kommt eine Steifheit der Muskeln, vor allem in Nacken, Armen und Beinen, es kommt zu einer vornübergebeugten Körperhaltung. Für die Erkrankten fühlt es sich an, als könnten Bewegungen nur gegen einen Widerstand ausgeführt werden, oder bestimmte Bewegungen sind ganz blockiert. Betroffene entwickeln Gleichgewichtsstörungen, können sich irgendwann nur noch unsicher fortbewegen und neigen zu Stürzen. Ein weiteres typisches Symptom ist das sogenannte Ruhezittern: Die Hände beginnen im Ruhezustand zu zittern, im weiteren Verlauf der Erkrankung oft auch die Füße.
Zusätzliche körperliche Symptome können laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) das „Einfrieren“ von Bewegungen sein, Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Störungen von Blutdruck und Verdauung. Außerdem können Schlafstörungen, Depressionen und geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz auftreten.
Was sind die ersten Anzeichen einer Erkrankung?
Die klassischen Parkinson-Symptome treten erst auf, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Doch die ersten Anzeichen sehen in der Regel anders aus. „Frühsymptome müssen gar nicht auf die Bewegung bezogen sein. Es treten stattdessen verschiedene nicht motorische Störungen auf“, erklärt Joseph Claßen, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig.
„Im frühen Stadium kommt es häufig zu Riechstörungen, aber auch zu regelmäßiger Verstopfung oder erektiler Dysfunktion und zu Depressionen. Außerdem wird oft die sogenannte REM-Schlafstörung beobachtet, bei der die Betroffenen im Traumschlaf rufen und schreien oder um sich schlagen“, so Claßen. Bei bestimmten Formen von Parkinson könnten sich in dieser Phase auch leichte Gedächtnisstörungen zeigen. Diese seien aber kein typisches Parkinson-Frühsymptom. Eine echte Demenz trete stattdessen erst im fortgeschrittenen Stadium auf.
Wie wird Parkinson diagnostiziert?
Oft würden Parkinson-Symptome vom Umfeld erkannt, aber erst dann, wenn bereits motorische Störungen auftreten, und die Betroffenen langsamer werden, sagt Claßen von der DPG. Um eine Erkrankung schon eher zu erkennen, würden daher Fragebögen eingesetzt, die die Frühsymptome einer Erkrankung (s.o.) erfassen. „Einzeln betrachtet sind die Frühsymptome unspezifisch, aber im Zusammenspiel können sie auf eine Erkrankung hinweisen, und dann Anlass sein, sich bei einem Neurologen vorzustellen“, sagt Experte Claßen.
Zusätzlich zu einer klinischen Untersuchung wird beim Verdacht auf Parkinson ein sogenannter DAT-Scan durchgeführt. Dabei wird dem Patienten oder der Patientin ein Mittel verabreicht, das sich in den Dopamin produzierenden Bereichen im Gehirn anreichert und auf Aufnahmen des Gehirns sichtbar ist. Dadurch lassen sich die für Parkinson typischen Veränderungen im Dopamin-Stoffwechsel erkennen.
Frühtests, die Parkinson anhand von Blut- und Nervenwasser erkennen können, könnten die Diagnose „in naher Zukunft revolutionieren“, so Claßen. Allerdings seien diese bisher noch nicht reif für die routinemäßige Anwendung.
Wie lässt sich Parkinson behandeln?
Parkinson lässt sich bisher nicht heilen, es gibt aber Medikamente, die helfen. „Viele der Symptome kann man damit behandeln oder zumindest lindern“, so Claßen. Parkinson-Medikamente beheben teilweise die Symptome des Dopamin-Mangels, indem entweder Dopamin als Arzneimittel eingenommen wird, oder Substanzen, die den Abbau von Dopamin verhindern. Auch ein körperliches Training scheine sich bei den Bewegungsstörungen positiv auszuwirken, so Claßen.
An Spekulationen über den Gesundheitszustand von Joe Biden möchte Claßen sich nicht beteiligen, sagt er: „Das wäre eine Ferndiagnose, ohne ihn untersucht zu haben. So etwas wäre schlichtweg unseriös“.