Ein paar Jahre lang haben viele Omas Dessertschale mit dem Blattmuster aussortiert. Jetzt sind die botanischen Formen wieder da. Auf Kissen, Schüsseln, Kleidern. Ein Streifzug durch den Blätter-Dschungel.
„Lettuce Ware“, Kissen KleiderAusweitung der Grünzone: Die Rückkehr des Blätterdesigns
Ob roh, gekocht, gegrillt oder gebraten – Gemüse hat längst die Beilagenecke verlassen und ist ein Star unter den Hauptgerichten. Kein Wunder, schließlich steht es für gesunde Ernährung und einen bewussten Lebensstil. Schmackhaft und vielseitig ist es außerdem. So war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis Gemüse auch Bedeutung über den Tellerrand, ja, sogar die über die Küche hinaus gewann.
Aktuell jedenfalls bestimmen Form und Farbe von Gemüse auch Geschirr und Wohnaccessoires sowie Motive auf Kleidern und T-Shirts. Auch die Parfümbranche hat das Grünzeug für sich entdeckt.
In der Mode dominiert Tomatenrot, befeuert durch die sogenannte Tomato-Girl-Ästhetik in Tiktok-Videos. Dahinter steckt ein idealisierter mediterraner Lebensstil: Man sieht junge Frauen, die in knallroten Kleidern und mit Korbtaschen über einen südländischen Markt schlendern – und vorzugsweise vor Gemüseständen mit sonnengereiften Tomaten posieren. Auch Impressionen von Bruschetta, Tomatensugo oder -salat bestimmen den viralen Trend.
Und auch wenn die Tage hierzulande nun kürzer werden, ist mediterranes Flair für zu Hause garantiert – in Form von Duftkerzen mit Aromen von Thymian, Salbei oder Rosmarin. Wer die Nase noch nicht voll hat, der kann zudem ein entsprechendes Parfüm wählen, um sich grünen Lifestyle quasi aufzusprühen. Für seine Duftkollektion „Le Potager“ etwa – auf Deutsch „Der Gemüsegarten“ – hat das französische Label L’Artisan Parfumeur unter anderem Pfeffer, Erbse, Rote Beete oder Blumenkohl verarbeitet. Um sich auch olfaktorisch auf den Herbst einzustimmen, bietet sich darüber hinaus die Kreation „Fabulous Me“ von Paco Rabanne an: Sie duftet unter anderem nach Holz und Kürbis. Der Herrenduft „Convivio“ von Salvatore Ferragamo wiederum enthält Karottensamen.
Platzdeckchen mit Rübenssorten
Oft hat Gemüse auch schon den Weg in die Kunstszene gefunden: Man denke an die „Veggie Lights“ der indischen Designerin Vaidehi Thakkar. Dabei handelt es sich um Lampen, deren Schirme aus getrockneten Rotkohlblättern bestehen. Die kanadische Künstlerin Gab Bois wiederum hat Lauchstangen in einen Tennisrock oder ein Stück Wassermelonenschale in einen Haarreif verwandelt. Kunstvolle Gemüsekreationen findet man auch in Einrichtungsläden. So etwa Vasen in Form von Artischocken, Kissenbezüge mit Brokkolimotiv oder Platzdeckchen mit Rübensorten.
Auch „Lettuce Ware“, ursprünglich bei der amerikanischen High Society beliebte Sammlerstücke, macht derzeit wieder von sich reden. Dabei handelt es sich um grüne Teller, Schüsseln, Tassen und Vasen, die aussehen, als wären sie aus den Blättern von Kopfsalaten oder Kohlköpfen geformt. Frank Sinatra soll ebenso Fan davon gewesen sein wie die einstige Präsidentengattin Jackie Kennedy. Ursprünglich kreiert hat das Salatgeschirr die US-amerikanische Keramikkünstlerin Dodie Thayer (1926–2018) in den 1960er-Jahren.
Während Sinatras giftgrünes, mehr als 300 Teile umfassendes „Lettuce Ware“-Service 2018 beim Auktionshaus Sotheby’s für 37?500 Dollar unter den Hammer kam, gibt es heute auch sehr preisgünstige Repliken zu kaufen. Nur eines sollte man dabei bedenken: Ein saftiger brauner Sonntagsbraten macht sich farblich nicht so gut auf einem kopfsalatgrünen Teller. Am besten also, man verwendet gemüseartiges Geschirr auch nur für Gemüsegerichte. (RND)
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