AboAbonnieren

RezeptWo der Weckmann nicht fehlen darf

Lesezeit 3 Minuten
Illustration: Weckmann in einer Backstube

Dieser Mann zum Anbeißen ist auch bekannt als Hefekerl, Klausenmann, Weckmann, Dambedei, Grittibänz oder Krampus.

Je nach deutschsprachiger Region taucht er zur Martinszeit oder rund um den Nikolaustag in den Bäckereien auf: der Weckmann oder auch Stutenkerl. Wir stellen das Rezept vor – und verraten, wo die Pfeife herkommt.

Am Martinstag gab es früher ordentlich was auf die Ohren in Teilen Deutschlands: Kinder zogen scharenweise von Haustür zu Haustür und brachten Ständchen. „Matten, Matten, Meeren“, wurde etwa im Norden gesungen. Dafür bekamen sie jede Menge Süßigkeiten.

Heute gibt’s die zu Halloween. Das Herumgeistern in schauriger Verkleidung hat das Martinssingen in den Hintergrund gedrängt. Immerhin: Die traditionellen Laternenumzüge am 11.11. sind nach wie vor beliebt. Und da darf eine besondere Süßigkeit nicht fehlen: der Weckmann, auch als Stutenkerl bekannt.

Augen aus Rosinen

Je nach deutschsprachiger Region taucht er zur Martinszeit oder rund um den Nikolaustag in den Bäckereien auf. Er ist süß, trägt eine Pfeife aus Zuckerguss in den Armen (oder auch mal einen Lolli), und seine Augen sind aus Rosinen. Dieser Mann zum Anbeißen ist auch bekannt als Hefekerl, Klausenmann, Weckmann, Dambedei, Grittibänz oder Krampus.

Der Weckmann hat schon einige Hundert Jahre auf dem Buckel. Er stammt wohl von den sogenannten Gebildenbroten ab. Diese als Heiligenfiguren geformten Hostien wurden im Mittelalter Menschen als Kommunionsersatz übergeben, die sie nicht bei der heiligen Messe empfangen konnten. Die menschliche Form des Hefegebäcks, auch Stuten genannt, soll heute in einigen Regionen an den heiligen Nikolaus erinnern. Besonders im Rheinland und Teilen des Ruhrgebiets wird der Weckmann aber auch schon zur Martinszeit verzehrt.

Im Mittelalter hatte das Gebäck noch einen kleinen Bischofsstab in der Hand. Nach der Reformation – also im 16. und 17. Jahrhundert – setzten protestantische Bäcker aber lieber auf Tonpfeifen für ein weltlicheres Image.

Das Rezept

Für sechs Weckmänner werden 500 Gramm Weizenmehl mit 80 Gramm Zucker und einer Prise Salz in einer Schüssel vermischt. Einen Würfel frische Hefe hineinbröseln. Dann 250 Milliliter lauwarme Milch, ein mittelgroßes Ei und 100 Gramm weiche Butter hinzugeben. Die Mischung mit den Knethaken des Handrührgeräts zu einem glatten Teig vermengen. Diesen dann an einem warmen Ort für 45 Minuten ruhen lassen.

Wenn der Hefeteig aufgegangen ist, wird er noch einmal gründlich auf einer bemehlten Arbeitsfläche durchgeknetet und in sechs gleichgroße Kugeln geteilt. Jede Teigportion muss dann zu einem etwa 20 Zentimeter langen Strang geformt werden, der an einem Ende spitz zuläuft. Für die Beine des Weckmanns wird dieses Ende auf einer Länge von etwa fünf Zentimetern mit einem Messer oder einer Haushaltsschere halbiert und leicht auseinandergezogen. Am gegenüberliegenden Ende des Teigstrangs einen Kopf formen.

Den Teig flach drücken und an den Seiten zwei kleine Stücke Teig als Arme anschneiden. Diese etwas vom Körper wegdrücken oder über dem Bauch des Stutenkerls falten. Danach den Backofen bei Ober- und Unterhitze auf 180 Grad (bei Umluft 160 Grad) vorheizen und die Stutenkerle mit Abstand auf ein Backblech mit Backpapier legen.

Ein mittelgroßes Ei mit einem Esslöffel Milch verquirlen und die Weckmänner damit bestreichen. Zum Schluss aus einigen Rosinen Augen und einen Mund formen. Die Weckmänner müssen dann für 20 Minuten in den Ofen. Nach dem Abkühlen schmecken sie pur, aber auch mit Butter, Honig oder Marmelade. Wer mag, kann seinen Weckmann auch mit Zuckerguss umhüllen und mit gehobelten Mandeln bestreuen.


Dieser Text gehört zur Wochenend-Edition auf ksta.de. Entdecken Sie weitere spannende Artikel auf www.ksta.de/wochenende.