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Schlechter Rat ist teuerVon der Kunst, einen Coach zu finden

Lesezeit 5 Minuten
Illustration: zwei Frauen in einem Büro

Um zwischen seriösen und unseriösen Angeboten zu unterscheiden und ein passendes Coaching zu finden, sollte man einige Qualitätskriterien und Warnzeichen beachten.

Coaching kann hilfreich sein, wenn es um persönliche Weiterentwicklung oder die Bewältigung von Krisen geht. Doch der Markt ist unübersichtlich. Wie findet man seriöse Anbieter?

Im Job weiterkommen, soziale Beziehungen stärken oder sich selbst besser verstehen – ein gutes Coaching kann in unterschiedlichen Lebenslagen neue Impulse bieten und Perspektiven eröffnen. Das richtige Angebot zu finden ist jedoch nicht ganz einfach. Denn „Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung – jeder und jede darf sich so nennen. Auch deshalb ist der Markt an Coaching-Angeboten in den vergangenen Jahren explodiert: Schätzungsweise 50.000 Coaches bieten in Deutschland ihre Dienste an.

Leider haben nicht alle von ihnen noble Absichten. Schwarze Schafe locken ihre potenzielle Kundschaft mit großen Heilsversprechen in überteuerte Seminare. Um zwischen seriösen und unseriösen Angeboten zu unterscheiden und ein passendes Coaching zu finden, sollte man einige Qualitätskriterien und Warnzeichen beachten.

Je konkreter die Resultatversprechen werden, desto zweifelhafter ist die ganze Sache.
Alexander Brungs, Deutscher Coaching Verband

Alexander Brungs, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Coaching Verband (DCV), betont: „Als Coaches werden wir nicht therapeutisch tätig.“ Eine psychopathologische Erkrankung sei daher ein Fall für die Psychotherapie. Im Coaching sollte es um persönliche Entwicklung gehen.

Dabei bestehe ein Coaching nicht hauptsächlich darin, Tipps oder Anweisungen zu erhalten. „Sondern es geht darum, im Gespräch mit einem unabhängigen Partner, der nicht in die eigenen Lebenszusammenhänge involviert ist, Fragen zu bearbeiten und sich selbst besser zu verstehen“, unterstreicht Brungs.

Nicht nur die schiere Anzahl an Coaches ist riesig, sondern auch die der Ausbildungswege und Zertifikate auf dem Berufsfeld. Für Laien ist es mitunter schwierig, seriöse Qualifikationen von fadenscheinigen Pseudo-Kompetenzen zu unterscheiden. Da hilft zunächst die Überprüfung, ob der Anbieter oder die Anbieterin Mitglied in einem der Coachingverbände ist. „Denn die Verbände prüfen die Qualifikation ihrer Mitglieder unabhängig von den Ausbildungsstätten und vergeben dafür Zertifikate“, erklärt Brungs. Dabei zählen etwa Kriterien wie die Dauer der Ausbildung.

Beim DCV werde ein Minimum von 200 Ausbildungsstunden für Coaches angesetzt. Zu den größten Coachingverbänden zählen neben dem DCV der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC), der Deutsche Fachverband Coaching (DFC), die Deutsche Gesellschaft für Coaching (DGfC) oder der Qualitätsring Coaching und Beratung. Auf den Websites der Verbände sind die Mitglieder häufig gelistet. In Zukunft sei auch eine verbandsübergreifende Datenbank geplant, versichert der DCV-Sprecher.

Persönliche Geschichte ist keine Qualifikation

Keine ernst zu nehmende Qualifikation sei dagegen eine persönliche Erfolgsgeschichte, betont der Experte. Nur weil jemand selbst etwas erreicht habe, heiße das noch lange nicht, dass sie oder er auch anderen Menschen dabei helfen kann, weiterzukommen.

Wer außerdem bei sich eine gewisse Bewunderung für einen Coach feststelle, verbunden mit dem Wunsch, der Person nachzueifern, der müsse hellhörig werden, so Brungs. Denn es könnte sich um eine psychologische Masche handeln, mit der potenzielle Kundinnen und Kunden überzeugt werden sollen, weiter entsprechende Seminare oder Sitzungen zu besuchen und am Ende dafür viel Geld zu bezahlen.

Coaching-Ziele klar benennen

Wie sollte man also bei der Suche vorgehen, damit am Ende eine seriöse und erfolgversprechende Beratung steht? Laut dem Verbandssprecher ist es ratsam, sich erst mal zu überlegen, welche Ziele man durch das Coaching erreichen möchte. Bei der anschließenden Suche sollte man ähnliche Kriterien anlegen wie beim Kauf eines Gebrauchtwagens, rät Brungs: „Schauen Sie sich alles genau an und überlegen Sie, ob es Ihnen plausibel erscheint.“

Der Internetauftritt eines Coachs oder einer Coachin sollte die Art der Ausbildung erkennbar herausstellen, am besten auch das entsprechende Ausbildungsinstitut. „Auch dieses sollte nicht nur eine bunte Website, sondern nachvollziehbare Ausbildungsinhalte vorweisen können“, sagt Brungs.

Ist die Wahl auf einen Coach gefallen, geht es zunächst um ein gegenseitiges Kennenlernen. Ein seriöser Anbieter wird hierfür zunächst ein Erstgespräch vereinbaren, um die Ziele des Coachings zu besprechen. „Meist wird darin auch schon die ungefähre Dauer eines Coachings abgesprochen“, berichtet Brungs. Im Anschluss an das Erstgespräch sollte man sich in Ruhe überlegen, ob das Angebot das richtige ist. Auch wenn die Fülle an Coachingangeboten auf den ersten Blick überwältigend sein kann, gibt es klare Warnzeichen, die gegen bestimmte Anbieter sprechen.

Unrealistische Versprechen wie das eines schnellen Karrieresprungs gehören dazu. Es sei für einen Coach schlichtweg nicht möglich, eine Beförderung oder ein deutlich höheres Gehalt in wenigen Monaten zu garantieren, betont Brungs. „Je konkreter die Resultatversprechen werden, desto zweifelhafter ist die ganze Sache“, warnt er und rät außerdem, keine Verträge abzuschließen, bei denen größere Beträge im Voraus bezahlt werden müssen: „Es sollte zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit geben, auch aus einem laufenden Coaching auszusteigen.“

Kostenfalle Coaching

Die Vorauszahlung ist bei Online-Coachings dagegen an der Tagesordnung. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt daher vor Kostenfallen in diesem Bereich. Was viele nicht wissen: „Bei der Onlineanmeldung wird oft durch eine voreingestellte Checkbox bestätigt, dass das Widerrufsrecht mit der Erbringung der Dienstleistung erlischt“, erklärt Olesja Jäger, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale. In diesem Fall kann man von einem abgeschlossenen Vertrag nicht mehr ohne weiteres zurücktreten.

Bei Online-Coachings gilt deshalb ganz besonders: Man sollte nichts überstürzen und sich auf keinen Fall dazu drängen lassen, ein Angebot zu buchen. Denn wer einmal einen solchen Vertrag unterzeichnet habe, komme dort nicht so schnell wieder heraus, warnt die Juristin. Zwar gibt es trotzdem noch die Möglichkeit, den Vertrag zu widerrufen, falls bestimmte Formalien nicht eingehalten wurden.

„Wenn der Kunde durch falsche Versprechungen zum Vertragsschluss gelockt wurde oder das Preis-Leistungs-Verhältnis in einem krassen Missverhältnis steht, kann der Vertrag wegen arglistiger Täuschung angefochten werden oder wegen Wuchers von Anfang an unwirksam sein“, erklärt Jäger. Um sich in so einer Situation juristisch durchzusetzen, ist man allerdings auf die Unterstützung eines Rechtsbeistands angewiesen.

Wenn Anbieter mit kurzzeitigen Sonderangeboten lockten und einen möglichst sofortigen Vertragsabschluss erzwingen wollten, sei das ein deutliches Warnsignal, sagt Jäger. Auch bei überhöhten Preisen im bis zu fünfstelligen Bereich müsse man hellhörig werden: „Häufig entsprechen die Leistungen nicht dem versprochenen Wert, was zu finanziellen Verlusten und großer Enttäuschung bei den Verbrauchern führen kann.“


Dieser Text gehört zur Wochenend-Edition auf ksta.de. Entdecken Sie weitere spannende Artikel auf www.ksta.de/wochenende.