Sängerin Maite Kelly spricht im Interview über heile Welt, Frausein, ihre neue Show und ihre Kölner Vergangenheit. Am 9. November tritt sie in der Lanxess-Arena auf.
„Stadt der Toleranz, Vielfalt und Freiheit“Warum Schlagerstar Maite Kelly Köln so sehr liebt
Frau Kelly, Sie haben vor 30 Jahren ein Lied geschrieben, das hieß „Roses of Red“. Das haben Sie jetzt auf Deutsch aufgenommen. Wie ist es dazu gekommen?
Maite Kelly: Ich habe mit neun Jahren angefangen, Songs zu schreiben, „Roses of Red“ war mein erster Hit – mit dreizehn. Meine achtjährige Tochter weiß, dass ihre Mama Maite Kelly ist, sie kennt Maite-Kelly-Lieder, aber sie bringt das nicht ganz zusammen, vor allem auch mit dem kleinen, dicken Mädchen von der Kelly Family. Also fragt mich meine Tochter: „Das ist so ein schönes Lied, warum singt die Maite Kelly das nicht auf Deutsch? Die ist doch eine deutsche Sängerin.“ (lacht) So kam das.
Und das Lied landete auf Ihrem neuen Album „Love, Maite – Das Beste … bis jetzt“.
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Meine Lieder flattern wie Schmetterlinge in meinem Bauch, und so hatte ich die Idee, auch andere Songs dafür neu aufzunehmen. Mein Manager bestätigte mich darin, denn es gibt so viele neue, junge Fans, die mein Repertoire gar nicht kennen. Und ich wollte mit diesen neuen Best-of-Songs einen Punkt zu setzen in meinem Leben. Ich erkenne einen Roten Faden in meinem Werk.
Es gibt ein Video auf Youtube, da spielen Sie mit der Kelly Family 1995 den Rosen-Song auf der ausverkauften Loreley. Der Kreischalarm ist gewaltig. Erwarten Sie den heute wieder, wenn Sie auf Tour gehen?
Wir sind alle gereift im Leben und nicht mehr dreizehn. Ich habe ein Publikum, das sehr viel lacht mit mir, weil ich viele Comedy-Momente in meinen Konzerten habe. Nach der Kelly-Family habe ich viel Musical und Kabarett gemacht, Kleinkunst. Deshalb wird viel gelacht und getanzt bei meinen Auftritten, Disco spielt eine große Rolle. Aber es gibt auch die großen Balladen, die Momente, wo mein Publikum ein paar Tränchen verdrückt. Es ist fast wie eine Las-Vegas-Show. Was mir wichtig ist: Es muss echt sein. Ich bin ein Kind der Straße, du brauchst echte Emotionen, um gestärkt nach Hause gehen zu können.
Maite Kelly feiert Schlager-Stars wie Roland Kaiser und Mireille Mathieu
Musikalisch gehen Sie schon sehr deutlich Richtung deutschen Schlager. Das hat ja immer auch mit heiler Welt zu tun. Das finden Sie gut so, oder?
Kommt drauf an. Es gibt Jazz mit Tiefgang, aber auch oberflächlichen. Es gibt belanglose Country-Musik, aber es gibt auch Dolly Parton oder Johnny Cash. Auch der Schlager hat große Persönlichkeiten hervorgebracht wie Roland Kaiser, Mireille Mathieu, Alexandra oder Juliane Werding. Eine große Bandbreite. Es kommt auf die Authentizität des Künstlers an. Pop ist in meinen Augen ein sehr langweiliges Genre geworden. Beim Schlager fühle ich mich frei, kann über Tod, Liebe, Untreue, Verführung, Widerstand, Lust oder Freude schreiben. Und zwar ehrlicher als jemals zuvor in meinem Leben. Die Frage ist doch, wie authentisch man seine Musik lebt. Ich war immer ein Mädchen, das eine freie Schnauze hatte. Klar gibt es auch Schlager, die die Welt nicht braucht. Aber es gibt eben auch Schlager, die gut tun. Jedem.
Sind Sie anspruchsvoll?
Ich arbeite mit den besten Musikern und den besten Produzenten, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Ansonsten halte ich mich an die Worte von Udo Jürgens: Unterhaltung mit Haltung, darum geht es. Mein Erfolgsrezept ist, dass ich das, was vielleicht auf den ersten Blick sehr einfach aussieht, mit sehr viel Qualität angehe. Die Kunst des Einfachen ist ja nicht einfach.
Die aktuelle Single heißt „Ich brauche einen Mann“. Im Video, das schon mehr als drei Millionen Mal aufgerufen wurde, tanzen Sie mit Freundinnen kochlöffelschwingend durch die Küche. Nicht unbedingt das angesagte Bild der modernen Frau. Ist das Ironie?
Das ist mein gelebtes Frauendasein. Ich arbeite von zu Hause, ich hüte meine drei Töchter. Ich führe ein Unternehmen aus meiner Küche. Ich habe immer gerne gekocht: Und so gesehen kann Küche durchaus Teil der Emanzipation sein. Die Modernität einer Frau zeigt sich in ihrer Freiheit. Ich bin frei und die Frau, die ich sein will.
Im November kommen Sie mit ihrer Happy-Show nach Köln, am 9. November in die Lanxess-Arena. Sie haben lange hier gelebt. Was bedeutet Ihnen das?
Wir haben mit den Kellys auf dem Boot im Mülheimer Hafen gelebt. Und ich habe meine ersten Sing-Erfahrungen nach der Kelly Family in dem blauen Musicalzelt gemacht, als Hauptdarstellerin in „Hairspray“. Köln bleibt gefühlt immer ein Ankerpunkt in meinem Leben. Köln war immer eine Stadt der Toleranz, der Vielfalt und der Freiheit. Die Konzerte hier sind immer sehr lebendig, der Kölner versteht meinen Humor. Es ist eine besondere Magie im Raum.
Wenn Sie heute zurückschauen auf das Leben in der Großfamilie vor 30 Jahren, was bleibt da?
Für mich bleiben die Erinnerungen der Straße. Ich bleibe immer ein Kind der Poesie der Echtheit. Und meine Konzerte heute sind auch ein Dankeschön an die, die mir schon damals ihre Liebe geschenkt haben, als ich als kleines Mädchen im löchrigen Rock und mit weißer Bluse in den Fußgängerzonen musiziert habe mit der Kelly Family. Ich bin sehr frei aufgewachsen. Und ich bin eine gesegnete Künstlerin und kann das tun, was ich am liebsten tue: Lieder schreiben und Lieder singen. Die meisten können nicht mit ihrer Kunst die Familie ernähren. Ich darf meine Liebe zur Musik mit vielen teilen.