Die Archäologietour Nordeifel mit ihren sechs Stationen bot wieder Gelegenheit für zahlreiche Entdeckungen. Besonders ein Ort faszinierte.
Archäologie in der NordeifelEin alter Friedhof bei Urft ist auf dem Weg zum Denkmal
Mehrere Hundert Interessierte nahmen an der Archäologietour Nordeifel mit ihren sechs Stationen zwischen Vollem, Alendorf und Olef teil. Viele faszinierte vor allem der alte Privatfriedhof der Reidtmeisterfamilien in Urft.
„Die einzige erhaltene römische Brücke nördlich der Alpen wäre fast zerstört worden.“ Prof. Klaus Grewe, wohl der Experte in Sachen römischer Wasserleitungen in der Region, steht am Schutzbau der Aquäduktbrücke bei Vollem, die eher ein Brücklein ist, und schaut etwas bekümmert. 1981 war die im Durchlass nur 1,12 Meter breite Brücke per Zufall bei einer Probegrabung entdeckt worden.
Die Vollemer Aquädukbrücke wurde von der Flut massiv beschädigt
In der Flutnacht hatte der kleine Kallmuther Bach sie vollständig mit Schlamm überzogen. Das antike Gewölbe war eingestürzt, Steine waren ins alte Bachbett unter dem Mauerwerk gefallen. Die als Schutz vor der Wasserkraft aufgestellten, massiven Quadersteine wurden unterspült, alle Fugen ausgewaschen, der Aufbau der einstigen Wasserleitung darüber beschädigt.
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„Wir haben vier Wochen lang zu zweit alle Schäden beseitigt“, so Diplom-Restaurator Thomas Sieverding aus Bergisch Gladbach im Gespräch mit den Besuchern der Archäologietour. In Vollem erfuhren sie auch vieles über das Bauwerk selbst und die Wasserleitung. „Am Ende der Wiederherstellungsarbeiten war, auch weil kein Originalmaterial verloren gegangen war, der Vor-Flut-Zustand wieder hergestellt“, so Sieverding. Nur Experten dürften an einem der oberen Ränder der Wasserleitung leichte Spuren neu aufgetragenen Mörtels erkennen.
Der alte Friedhof an der Burg Dalbenden faszinierte viele Besucher
Dennoch faszinierte manche Besucher auf der Rundreise anderes mehr: Nicht der freigelegte Abschnitt der römischen Agrippastraße im Wald bei Schmidtheim, nicht der historische Ortskern von Olef oder die an Fossilien reichen Kalksteinblöcke der Kirche in Frohngau, sondern der erstmals ins Programm aufgenommene und im 17. Jahrhundert angelegte, einstige Privatfriedhof der protestantischen Reidtmeisterfamilien an der Burg Dalbenden bei Urft erstaunte viele Besucher.
Unmittelbar an der L 204 umfriedet ein leicht windschiefer, dicht bewachsener alter Staketenzaun den schmalen, dreiteiligen Friedhof unmittelbar am Hang. Die Familien Poensgen, Cramer oder Schoeller (1827 Begründer der Schoeller-Werke in Hellenthal), die einst mit Eisenhütten und Hammerwerken im Urfttal zu Wohlstand gekommen waren, hatten die Grabstätten mit Erlaubnis der katholischen Kirche hier anlegen können.
Die eigentlichen Friedhöfe der protestantischen Kirchengemeinden in Schleiden und Gemünd waren schlicht zu weit entfernt. Die Familie Schmitz etwa erwarb die Burg Dalbenden, Johann Ludolf Cramer erbaute südöstlich davon das barocke Landschloss Neubenden, das heute Schullandheim ist.
Auf dem Kalvarienberg bei Alendorf stand einst auch eine Kapelle
Die ältesten Gräber stammen noch aus dem 17. Jahrhundert. Die Gruft der Familie Schulz mit sechs Nischen, die heute öffentlich begehbar ist, wurde 1909 in den Hang gebaut. 1949 wurde sie aufgelassen, die Särge durch die Untere Denkmalbehörde geborgen. Auch die weiteren Gräber wurden zwischenzeitlich nach Gemünd und Schleiden verlegt, die alten Grabplatten mit den prachtvollen Familienwappen blieben.
Heute ist der alte Friedhof ein Bodendenkmal in Entstehung. „Wir dokumentieren und sammeln gerade noch die Daten, die wir für das offizielle Bodendenkmalblatt brauchen“, so Dr. Wiebke Hoppe, Referentin beim LVR.
Verglichen mit der alten Grabstätte von Dalbenden, ist der Kalvarienberg bei Alendorf, 526 Meter hoher Gipfelpunkt der „Toskana der Eifel“, weithin bekannt. Dr. Jonathan Schoenenberg, Volontär beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, konzentrierte sich auf „Jungpaläontologische Landnutzung“. Es war eher eine Art Exkursion mit Vortrag auf wissenschaftlichem Niveau. Aber es wurde doch noch ein archäologisches Entdeckerthema daraus.
Auf dem heute flachen Plateau des Hügels, von dem aus man eine wunderbare Fernsicht bis zur 25 Kilometer entfernten Hohen Acht hat, stand einst eine Kapelle. Deren achteckiger Grundriss war bei einer geoarchäologischen Messung entdeckt worden. Zur kleinen Kirche hinauf führt ein fast vollständig erhaltener, barocker Kreuzweg. Initiiert hatte ihn wie den Bau des Gotteshauses auf der Kuppe Graf Salentin von Manderscheid-Blankenheim zwischen 1663 und 1680. Doch warum ausgerechnet auf dieser einst dicht bewaldeten Erhöhung?
Der Kalvarienberg – die Wortbedeutung Schädelstätte lässt sich auf das griechische Golgota zurückführen – habe schon die Vorfahren des Grafen an die Kreuzigungsstätte Jesu in Jerusalem erinnert, sagen die Quellen. Also ordnete Graf Salentin nicht nur den Bau des Kirchleins an, sondern verfügte zuvor die Rodung der Anhöhe, die beizubehalten sei, heißt es.
Es war der Beginn der Wacholderheide-Landschaft, die heute Wahrzeichen dieser Ecke der Nordeifel und schon seit 1953 Naturschutzgebiet ist. Die Restaurierung des barocken Kreuzwegs übernahm die NRW-Stiftung.