Über den Bahnübergang in Euskirchen-Stotzheim wird viel diskutiert. Bislang wird dort nur mit einem Signalton vor einem Zug gewarnt. Der LVR, der in der Nähe ein Wohnheim für Gehörlose betreibt, ist für ein Lichtsignal.
Bei LVR-WohnheimUmbau eines Bahnübergangs in Euskirchen gefordert – Signalton hilft Gehörlosen nicht
Der unbeschrankte Bahnübergang am Ende der Straße In den Hüppen am Ortsrand von Stotzheim soll besser gesichert werden. Das fordern gleich mehrere Seiten: Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes, die Euskirchener CDU-Ratsfraktion und der Verbund Heilpädagogischer Hilfen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Denkbar ist aber auch, dass der Bahnübergang geschlossen wird. Diese Möglichkeit bringt die Stadtverwaltung ins Spiel.
Am Montag diskutierte der Beirat für Menschen mit Behinderung über die Angelegenheit, am Donnerstag (17 Uhr, Rathaus) befasst sich der Ausschuss für Tiefbau und Verkehr mit dem Thema.
Reparatur an Bahnstrecke eignen sich für Umgestaltung des Bahnübergangs
Dass über die Zukunft des Bahnübergangs debattiert wird, hängt mit der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 zusammen. Die Flut zerstörte die Erfttalbahnstrecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel, an der der Übergang liegt. Die Reparaturarbeiten laufen voraussichtlich bis Ende 2023. Diesen Zeitraum könnte die Deutsche Bahn nutzen, um die Anlage umzugestalten, argumentieren CDU und LVR.
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Er betreibt in unmittelbarer Nähe des Bahnübergangs seit rund 20 Jahren ein Wohnheim für Menschen mit Hörschädigung und anderen Beeinträchtigungen. Schon als die Einrichtung geplant wurde, machte der LVR nach eigenen Angaben die Stadt und die Deutsche Bahn auf die Gefahren aufmerksam, die für Gehörlose von dem unbeschrankten Übergang ausgehen. Schranken und Lichtsignale seien damals abgelehnt worden „mit dem Hinweis, dass die Bahntrasse vor der Planung des Wohnheims bereits bekannt war und die Kosten hierfür zu hoch seien“.
Bahnübergang in Euskirchen-Stotzheim: Ton für Gehörlose nicht hörbar
So heißt es in einem Schreiben des LVR-Verbundes an die Stadt Euskirchen. Spaziergängerinnen und Spaziergänger werden lediglich durch einen Signalton auf herannahende Züge aufmerksam gemacht. Gehörlose hören diesen Ton aber nicht. Deshalb stelle der Übergang „eine Gefahr dar“, sagte eine LVR-Vertreterin im Behindertenbeirat. Da nun ohnehin an der Bahnstrecke gearbeitet werde, sei der Zeitpunkt günstig, ihn besser zu sichern, etwa mit einem Lichtsignal.
So argumentiert auch die CDU in einem Antrag, mit dem sie eine entsprechende Petition der Bürgerschaft unterstützt. Fraktionschef Klaus Voussem bringt darin die Möglichkeit ins Spiel, den Bahnübergang für Kraftfahrzeuge zu schließen. Sie könnten von Stotzheim aus über andere Verbindungen das Gebiet jenseits der Bahnlinie erreichen. Der Übergang, so die CDU weiter, wäre dann nur noch für Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Um ihre Sicherheit zu erhöhen, könnten Umlaufsperren eingebaut werden. Dabei handelt es sich um Gitter, die einerseits Kraftfahrzeugen den Weg versperren, andererseits Fußgänger auf die Gefahrensituation aufmerksam machen.
Pfeiftöne am Bahnübergang in Stotzheim sei eine Lärmbelästigung
Auch eine Schrankenanlage komme in Betracht, so die Union. Sie verweist auf einen weiteren Aspekt: Besagte Pfeiftöne, mit denen sich die Züge ankündigen, würden überflüssig, wenn der Übergang besser gesichert wäre. Das akustische Warnsignal ertöne in der Zeit von frühmorgens – „noch vor 5 Uhr“, so Voussem – bis nach 22.30 Uhr. Es stelle eine nicht hinnehmbare, aber vermeidbare Lärmbelästigung dar.
Die CDU fordert die Stadtverwaltung auf, Gespräche mit der Deutschen Bahn aufzunehmen, mit dem Ziel, die Sicherheit zu verbessern und die Lärmbelästigung zu beenden. Die Verwaltung selbst hält den Übergang für vollständig verzichtbar, will aber nach den Worten des Ersten Beigeordneten Alfred Jaax sämtliche Optionen prüfen. Sie wird das Thema mit der Deutschen Bahn und dem LVR erörtern, zudem mit Vertretern der Landwirtschaft. Dies deshalb, weil Landwirte den Übergang nutzen, um ihre Felder östlich der Bahnlinie zu erreichen. Für sie bestünden Alternativen, so Fachbereichsleiter Kuballa. Die LVR-Vertreterin im Behindertenbeirat sprach sich gegen eine Schließung aus: „Die Bürger wollen den Übergang weiter nutzen – und wir auch.“