AboAbonnieren

Eishalle Saaler MühleWarum bei Olympia auf Technik aus Bergisch Gladbach gesetzt wird

Lesezeit 4 Minuten

Die Sporthalle an der Saaler Mühle wird winterfest gemacht.

Bergisch Gladbach – Kevin aus Alberta in Kanada hat seinen Spaß. Der Mittvierziger aus dem Mutterland des Eishockey steht in der Eishalle an der Saaler Mühle. In der Hand hält Kevin einen ziemlich großen Wasserschlauch. Der Strahl schießt mit hohem Druck auf die Eisfläche, wie bei einer Fontäne.

Bei drei Grad unter Null bilden sich sofort Eiströpfchen. Kevin arbeitet jetzt in einem Wasser-Eis-Vorhang, weiter hinten in der Halle verschwinden die Arbeiter hinter einer Wand aus Sprühregen. Kevin hält den Schlauch nach links, nach rechts, das Wasser wird sofort zu Eis. Morgen hat er auch noch zu tun, verrät er. Am Wochenende aber geht es zurück in seine Heimat. Vorher komme der Job: Eis für die Eisarena.

Den Mann mit dem Wasserschlauch beneiden an diesem Nachmittag viele: Bei 32 Grad im Schatten hat er einen der der angenehmsten Arbeitsplätze überhaupt. Damit ihm nicht kalt wird, hat er sich sogar eine Jacke übergezogen. Auch in der Eishalle liegt die Temperatur im Frierbereich, wer unvermittelt ins Freie tritt bekommt einen Hitze-Flash.

Saisonstart am Samstag

Vor dem Saisonstart am Samstag wird in der Eisarena das Eis gemacht. Ja, das geht auch im Hochsommer. Dafür ist ja Kevin da. Mit vollem Namen heißt er Kevin Grumetza und ist Inhaber einer weltweit tätigen Spezialfirma. Erfunden hat er das patentierte Tor-zu-Tor-System: Das kommt jetzt auch in die Eishalle an der Saaler Mühle. „Für uns ist das eine große Erleichterung, nichts muss mehr aufgepinselt werden“, sagt Ilona Grenzemann-Hambüchen, die Schatzmeister vom zuständigen Eissportverein Bergisch Gladbach.

Auf die vor einem Jahr eingebauten Waben („Ice grid“) kommt ein weißer „Teppich“ mit Linienmarkierungen, mit Bullis und mit den Logos der Sponsoren. Der „Teppich“ braucht vor dem „Einfrieren“ tatsächlich nur ausgerollt werden. Vorher habe das Eis einen leicht bräunlichen Schimmer gehabt, erklärt dazu die Vereinsvertreterin. Mit dem Teppich werde das jetzt anders: „Das wird schneeweißes Eis sein, das ist phantastisch“, freut sie sich.

Schon beim Einbau der Wabentechnik habe man den Teppich verlegen wollen. Aber damals sei die Zeit zu kurz gewesen. Auch die zeitraubende Linien-Pinselei gehöre künftig der Vergangenheit an. „Nur das Wetter“, stöhnt die Vorständlerin. Bei Hitze brauche es nämlich entsprechend viel Energie, um die Halle runter zu kühlen. „Die schlechteste Woche des Jahres haben wir uns ausgesucht“, erklärt sie. Aber das sei jetzt nicht zu ändern. Kevin und seine Crew sind mittlerweile zur Feinarbeit übergegangen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Saaler-Mühlen-Eis soll ja keine Falten werfen oder Dellen haben. Mit Besen und Schrubbern werden kleinste Pickel auf dem Eis geglättet. Das sieht lustig aus, ist aber sehr wichtig. Wird jetzt etwas falsch gemacht, ist es in der gesamten Eissaison nicht mehr aus dem Eis zu bekommen. Und die Saison dauert bis Ostern.

Technik für Peking in Bergisch Gladbach

Im „Kühlhaus“, dem im Mai eröffneten Restaurant der Eishalle, sitzt unterdessen noch ein wichtiger Eis-Experte. Said Hakim ist Geschäftsführender Gesellschafter der ISS GmbH aus Neu-Isenburg bei Frankfurt. Sein Unternehmen hat vor einem Jahr die besondere Waben-Kühltechnik in die Halle an der Saaler Mühle eingebaut, das kanadische Team hat er verpflichtet. Hakim beobachtet über einen Laptop die Arbeit von Kevin und seinen Kollegen. Vier Mitarbeiter sind in der Halle beschäftigt, außerdem einige Unterstützer aus dem Verein.

„Auf das Mash-Material kommen noch drei Zentimeter Eis drauf“, erklärt er. Mit dem Mash-Material meint er den Teppich. Hell und transparent seien die Spiellinien später auf der Eisfläche zu sehen. Ein ganz neuer Eindruck sei das, findet auch er. Auf seinem Smartphone sucht er nach Bildern. „Gerade heute abgeschickt“, deutet er auf Container-Fotos.

Sechs Frachtcontainer sind auf dem Weg nach Peking, die allererste Vorhut für die Olympischen Winterspiele 2022. Da gehe es um die Curling-Arena. Die Technik, die in der Gladbacher Eishalle sei, werde auch bei Olympia angewandt. In Zeiten, in denen vielerorts Eishallen aus Sanierungs- und/oder Kostengründen schließen müssten, mache der Einsatz für die bergischen Eissportler viel Spaß.

Die Schatzmeisterin hofft auf viele Besucher zum Saisonstart. Zum Trainingsstart am Samstag gingen alle Teams aufs Eis, von den ganz Kleinen bis zu den Real Stars. Am Samstag ab 19 Uhr öffne die Eisarena das erste Mal für die Kufenfans.