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Wechsel an der SpitzeDie Kreispolizei Euskirchen hat jetzt eine Chefin

Lesezeit 5 Minuten
Die neue Polizei-Chefin in der Leitstelle der Euskirchener Polizeiwache, im Hintergrund Beamte an PC-Monitoren.

In der Leitstelle der Euskirchener Polizeiwache: Gabriele Mälchers leitet seit dem 1. Februar die Abteilung Polizei des Kreises.

Polizeidirektorin Gabriele Mälchers ist Nachfolgerin von Harald Mertens. Die 53-Jährige wechselte aus dem Oberbergischen Kreis nach Euskirchen.

Eine echte Schonfrist, so Landrat Markus Ramers, habe sie nicht gehabt: Mit ihrem Amtsantritt bei der Kreispolizei hatte Polizeidirektorin Gabriele Mälchers, die am 1. Februar die Nachfolge ihres in den Ruhestand verabschiedeten Vorgängers Harald Mertens angetreten hat, direkt eine komplexe Einsatzlage als Abteilungsleiterin der Polizei des Kreises zu bewältigen. Als Einsatzleiterin hatte sie das Kommando über mehrere Hundert Polizisten, die eine zeitgleiche politische Demonstration und eine Kundgebung der AfD abzusichern hatten.

Das erledigt die Einsatzleitung der Polizei bei schwierigen Einsätzen bewusst „von hinten“, nämlich im Führungsstab in der Wache. So kann sie mit dem Blick aufs Ganze Entscheidungen treffen, ohne durch belastende Situationen am Einsatzort etwa emotional involviert zu sein.

Den Straßenkarneval in Euskirchen will die Polizei-Chefin live erleben

Doch schon im Straßenkarneval will die 53-Jährige, die selbst leidenschaftlicher Karnevalsjeck ist, draußen ins Geschehen eintauchen. Und in den nächsten Wochen und Monaten will sie mit den Bezirksbeamten in deren Revieren auf Streife gehen, um die elf Kommunen im Kreis kennenzulernen. „Ich möchte mir vor Ort ein Bild machen“, sagt sie.

Die Nähe zu den Menschen, der Kontakt zu den Bürgern, so Mälchers, sei für die Polizeiarbeit von enormer Bedeutung. Sowohl für die Bürger als auch für die Polizisten. Und auch für sie selbst.

Eigentlich wollte sie Staatsanwältin werden

Aus dem Grund hat es sie letztlich vor 25 Jahren überhaupt zur Polizei verschlagen. Denn eigentlich wollte sie Staatsanwältin werden. Im Referendariat bei der Staatsanwaltschaft habe sie sich eingesperrt mit Aktenordnern in einem Büro wiedergefunden und für sich festgestellt: „Das ist nichts für mich. Da wirst du verrückt.“

So nutzte sie später als selbstständige Rechtsanwältin in einer Bonner Sozietät eine vom Land geschaffene Möglichkeit, als Juristin in den Polizeidienst zu wechseln. Um dann dort auch noch die Ausbildung für den höheren Dienst der Polizei zu durchlaufen.

Streife gefahren ist sie selbst nur einige Wochen

Den ganz klassischen Weg, sich von der Pike auf vom Streifendienst hinaufzuarbeiten in die höheren Ebenen des Polizeidienstes, hat sie damit nicht absolviert. „Ich bin nur einige wenige Wochen Streife gefahren.“ Aber sie habe als Quereinsteigerin bei der Ausbildung viele Abteilungen der Polizei durchlaufen und dabei auch im Jahr 2000 als Mitglied einer Mordkommission beim Fund eines toten Mädchens in Bad Münstereifel eine erste Berührung mit dem Kreis Euskirchen gehabt. Um damals als einzige Frau in der Kommission mit einem Spruch konfrontiert zu werden, der heute schlicht undenkbar ist: „Oh, das ist gut, Sie haben jemand für den Schreibkram mitgebracht...“

Heute ist die Welt bei der Polizei eine andere. Bei den Neueinstellungen und den jungen Polizeikräften liege der Frauenanteil bei rund 50 Prozent. Eine Quote, die die Kreispolizei mit ihren fast 400 Beschäftigten (die Zahl der Stellen liegt zwischen 350 und 380) laut Pressesprecher Franz Küpper mittlerweile ebenfalls vorweisen kann.

Die Ehefrau und Mutter zweier Töchter wohnt im Rhein-Sieg-Kreis

Die 53-Jährige, die mit ihrem Ehemann und den beiden Töchtern im Rhein-Sieg-Kreis wohnt, hat in ihrer Laufbahn schon reichlich Erfahrung an der Spitze von Kreispolizeibehörden in der gleichen Größenordnung sammeln können, so etwa vier Jahre im Ennepe-Ruhr-Kreis und fünf Jahre als Direktionsleiterin Gefahrenabwehr und Einsatz im Oberbergischen Kreis.

Dazwischen arbeitete sie 14 Jahre im Polizeipräsidium Bonn in wechselnden Positionen. So leitete sie in der Direktion Kriminalität den Staatsschutz. Auch in den Bereichen Verwaltung und Personal sammelte sie Erfahrung. Die kommt ihr im Kreis Euskirchen zugute, da sie hier nicht nur die Direktionsleitung hat, sondern auch Abteilungsleiterin der Polizei des Kreises ist.

Die Polizei im Oberbergischen Kreis sei etwas größer als die im Kreis Euskirchen, aber die Anforderungen seien ähnlich. Beides seien Flächenkreise mit teils langen Wegen – auch für die Polizei. Mälchers: „Die Probleme gleichen sich.“

Die Einführung elektronischer Strafakten steht bevor

So auch beim Personal. „Wir hätten gerne etwas mehr, aber darunter leiden alle Behörden.“ Das Land bilde aus, aber der Nachwuchs komme noch nicht schnell genug entsprechend der Altersfluktuation in den Dienststellen an. Und mit dem altersbedingten Ausscheiden von Polizeibeamten gehe ja auch viel Erfahrung.

Gleichzeitig unterliege die Polizeiarbeit einer ständigen Veränderung. „Da gibt es nie einen Stillstand.“ Schon deshalb, weil immer wieder neue Felder hinzukämen. Vor Jahrzehnten habe etwa der Bereich Internetkriminalität noch keine Rolle gespielt. Heute müsse man in einer Kreispolizeibehörde digital aufgestellt sein, um auch den Betrügern am PC auf die Spur zu kommen. Das steht auf jeden Fall auf ihrer To-do-Liste: „Wir werden digitaler.“ So stehe jetzt die Einführung der elektronischen Strafakten bevor.


Was geht's bei den Polizeiwachen in Euskirchen und Schleiden weiter?

Auch bei den Polizeiwachen im Kreis stehen in naher Zukunft Veränderungen an. Sowohl in Schleiden als auch in Euskirchen sind die Wachen der Polizei gemietet. Und die Mietverträge laufen aus.

Am weitesten fortgeschritten ist das Liegenschaftskonzept laut Landrat Markus Ramers bei der Polizeiwache in Schleiden. Hier wurde ein noch zu errichtender Neubau in Broich als geeignete Lösung ausgemacht, wenn die Stadt dafür im B-Plan die Weichen stellt. Ob das Ziel, in diesem Jahr einen Mietvertrag unterschreiben zu können, erreicht werden kann, ist aber ungewiss.

Am 31. Dezember 2028 läuft auch der Mietvertrag für die Wache an der Kölner Straße in Euskirchen aus.

Auch hier setzt das Land bevorzugt auf ein Mietmodell. Klar ist, dass es im derzeitigen Gebäude zu eng geworden ist und auch über eine Verlagerung nachgedacht wird. Allerdings machte Ramers in einem Pressegespräch deutlich, wie kompliziert – und bürokratisch – die Erstellung eines Liegenschaftskonzeptes ist. Und wenn alle Anforderungen und der Standort klar seien, müsse man auch noch einen geeigneten Investor und Vermieter finden. Ramers: „Denn eine Polizei-Liegenschaft ist ja kein 08/15-Gebäude.“