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StraßenkarnevalEuskirchener Polizei bittet Jecke, auf Waffenattrappen zu verzichten

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt zwei Polizisten beim Rosenmontagszug in Euskirchen. Im Hintergrund stehen einige Jecke.

Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, bittet die Polizei, auf Waffenattrappen an Kostümen zu verzichten.

Das Swat-Kostüm ist out, berichtet eine Karnevalsexpertin. Im Trend liegen Hippie und Astronaut. Die Polizei hat Tipps für die Jecken im Kreis Euskirchen.

In 27 Tagen ist Aschermittwoch. Der Straßenkarneval kommt für manche so überraschend wie jedes Jahr das Weihnachtsfest. Also: Was kann aus den vergangenen Jahren im Kostümfundus recycelt werden? Oder gibt es doch etwas Neues?

Geht es nach der Euskirchener Polizei, sollte bei der Kostümierung auf die Mitnahme von täuschend echten Waffenattrappen verzichtet werden. „Waffenartige Gegenstände können in der Öffentlichkeit zu Missverständnissen oder gefährlichen Situationen führen, insbesondere in größeren Menschenmengen“, sagt Franz Küpper, Pressesprecher der Euskirchener Polizei. Einsatzkräfte und Mitbürger können Küpper zufolge solche Requisiten als „echte Bedrohung wahrnehmen, was in hektischen Situationen ernsthafte Konsequenzen haben könnte.“

Im Party-Park in Zülpich müssen Plastikwaffen abgegeben werden

Das Swat-Kostüm bleibt also besser bis Aschermittwoch im Schrank bleibt – zumindest, wenn es nach der Polizei geht. Aber auch bei den Partylocations im Kreis Euskirchen heißt es: „Waffenartige Gegenstände müssen draußen bleiben.“ Und zumindest beim Party-Park in Zülpich ist das nicht erst in diesem Jahr der Fall.

„Das ist für uns tatsächlich neu, dass die Polizei das ausdrücklich empfiehlt. Allerdings haben wir das bereits letztes Jahr so gehandhabt. Wir nehmen den Gästen Schusswaffen-Attrappen – egal, ob aus Plastik oder anderem Material – direkt am Eingang ab und bewahren sie sicher an der Garderobe auf“, erklärt Party-Park-Betreiber Safak Toptas auf Anfrage dieser Zeitung: „Am Ende der Veranstaltung können die Gäste sie dann wieder abholen. Das werden wir auch in diesem Jahr und weiterhin so halten.“

An Weiberdonnerstag erstmals ab 11 Uhr geöffnet

Den entsprechenden Knigge für die Gäste werde man auf allen Kanälen des Party-Parks kommunizieren, so Toptas. Auch Cowboys und Swat-Teams (Spezialeinsatzkräfte der Polizei) seien willkommen, aber eben ohne Waffenattrappen. „Das erspart allen Beteiligten unnötigen Aufwand und sorgt für eine entspannte Atmosphäre“, so Toptas, der in diesem Jahr den Party-Park im Zülpicher Gewerbegebiet erstmals um 11 Uhr öffnen wird. Vor drei Jahren war es noch um 19 Uhr, in der vergangenen Session um 15 Uhr. Die Rückmeldung der Gäste: Auch das ist noch zu spät. Also in diesem Jahr um 11 Uhr, um eine Alternative zur Zugfahrt nach Köln sein zu können.

Um 11 Uhr wird man Weiberdonnerstag im Euskirchener Casino noch vollends in den Vorbereitungen für den Nachmittag stecken. Dort öffnen die Türen zum jecken Treiben nämlich erst um 15 Uhr. Aber auch im Casino gilt: Jeck Yeah und Alaaf, aber ohne Waffenattrappen. „Unsere Security wird die Imitationen moderner Waffen einkassieren – natürlich gegen Beleg. Allerdings gilt das nicht für Plastikschwerter oder ähnliches“, sagt Hermann Verbeek vom Casino-Team.

Da stehen eben schon mal ein Scheich, ein Mönch und ein Alien an der Theke. Es ist übrigens typisch deutsch, auch alles regeln zu wollen.
Hermann Verbeek, Casino Euskirchen

Ihm mache mehr die große Warteschlange am Weibertag Sorgen. „Es gilt, die wirklichen Gefahren für Menschen zu sehen, und nicht auf jede Empfindlichkeit zu reagieren“, so Verbeek. Es gehöre zu Karneval, dass da allerlei Kostüme und Typen zusammen feiern. „Da stehen eben schon mal ein Scheich, ein Mönch und ein Alien an der Theke. Es ist übrigens typisch deutsch, auch alles regeln zu wollen“, sagt Verbeek.

Nach Angaben von Nadine Zündorf vom gleichnamigen Fest- und Karnevalsartikelbedarf im Industriepark am Silberberg in Großbüllesheim ist das Swat-Kostüm in diesem Jahr sowie nicht angesagt. In der vergangenen Session sei das noch ganz anders gewesen. Da seien alle ganz jeck nach dem Kostüm gewesen, so Zündorf. Bei Kindern sei es noch etwas anders: „Da geht der Polizist immer. Welches Kind möchte nicht mal gerne Polizist sein?“

Euskirchener Polizei rät, auf Spielzeugpistolen zu verzichten

Und die Polizisten, die sich nicht als solche verkleiden müssen? „Wir möchten, dass alle Karnevalisten friedlich und sicher feiern können. Gemeinsam möchten wir als Polizei dafür sorgen, dass Karneval eine unvergesslich schöne Zeit bleibt – ohne unnötige Risiken“, sagt Polizeipressesprecher Küpper.

Entsprechend gibt er im Namen der Polizei einige Präventionstipps für den Straßenkarneval, aber auch restlichen Sitzungswochen, um das närrische Treiben sicher und unbeschwert genießen zu können. „Keine täuschend echten Waffenattrappen mitführen. Auf Spielzeugpistolen oder andere Gegenstände verzichten, die wie echte Waffen aussehen. Stattdessen klar erkennbare, harmlose Requisiten nutzen“, sagt der Polizeisprecher.

Zudem sollten Kostüme mit langen oder sperrigen Requisiten so gestaltet werden, dass andere Besucher nicht gefährdet oder behindert werden. Und: Es gebe ein „Mitführverbot von echten Waffen“. Das gelte es zu beachten. „Das Mitführen von echten Waffen oder gefährlichen Gegenständen ist grundsätzlich verboten und kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen“, sagt er.

Die Beobachtung, dass Kostüme mit Waffen out sind, haben auch die Reporter dieser Redaktion gemacht. In den Sälen quer durch den Kreis sind die Jecken kreativ unterwegs.


Hippie und Astronaut sind bei den Karnevalskostümen im Trend

Während das Swat-Kostüm in dieser Session nach Angaben von Karnevalsexpertin Nadine Zündorf nicht sonderlich gefragt ist, führt an einem Hippie-Kostüm kein Weg vorbei. „Mehr Trend als bunt, Schlaghose und Flowerpower geht derzeit nicht“, sagt Zündorf.

Und was ist sonst noch angesagt? „Astronaut“, berichtet Zündorf. Ob das am Sessionshit „Rakete“ von der Band Mätropolis liegt, könne sie nicht sagen. Wer sich bei den Karnevalsexperten im Gewerbegebiet Ipas umschaut, stellt fest, dass ein vermeintliches No-Go-Kostüm der vergangenen Jahre in dieser Session wieder recht angesagt zu sein scheint: das des Indianers. Bei Zündorf gibt es einen großen Fundus an Indianerkostümen – vor allem für Frauen. „Dass das nicht mehr angesagt sein soll, können wir nicht bestätigen“, sagt Nadine Zündorf.

Das Bild zeigt einen Kleiderständer mit zahlreichen Indianer-Kostümen.

Die Karnevalssession ist in der Hochphase angekommen. Als absolutes Trendkostüm in diesem Jahr gilt der Astronaut. Indianer geht nach wie vor gut.

Zeitlose Klassiker seien Meerjungfrauen-Kostüme und alles, was ruut-wieß ist. Passend zum Astronauten-Trend schweben die Jecke laut Zündorf auch mit Sonne und Sternen im siebten Karnevalshimmel. Und wenn alle Stricke reißen, dann soll es vor allem eines: von oben bis unten glitzern.