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Unterwegs mit Bläck-Fööss-SängerHier ist Mirko Bäumer schon als Kind gewandert

Lesezeit 10 Minuten
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Mirko Bäumer von den Bläck Fööss ist ein echter Hennefer Jung.

  1. In unserer neuen Serie „Prominent unterwegs” zeigen Prominente aus Köln und Region ihre Lieblings-Wanderwege – mit Wegkarte und Rundum-Service zum Nachwandern.
  2. Dieses Mal geht es mit Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer durch die Hennefer Siegauen.
  3. Lesen Sie hier auch die bereits erschienenen Folgen der Serie.

Hennef – „Der Geruch hat mich zurückgeschossen in meine Kindheit.“ Mirko Bäumer erinnert sich an die vergangenen Wochen, als er auf seiner Lauf- und Wanderstrecke in den Hennefer Siegauen an den Feldrändern Klatschmohn, Kamille und Kornblumen entdeckte, ein wahres Farben- und Duftmeer.

Mit seinen Eltern und dem 15 Monate jüngeren Bruder zogen sie aus dem Stadtzentrum über die Feldwege bis zum Fluss und zur Gaststätte „Sieglinde“. Der Vater sagte nur: „Mir jonn zum Lumpi.“ Das war der Dackel von Gastwirtin Gretchen. Ein Fest für die Sinne allemal: „Da gab es immer ein Eis in einem kegelförmigen Becher, unten ein Kaugummi drin“, erzählt der Sänger der Bläck Fööss – seit 2017 ist er Mitglied der Mutter aller Kölschbands.

Mirko Bäumer tritt regelmäßig in Hennef auf

Wir starten am Parkplatz nahe der Brücke in Weingartsgasse. „Früher waren hier doch überall Büsche, da haben sie die Autos geknackt“, weiß der 50-Jährige. Die sind inzwischen gerodet, keine Gefahr also, wer als Wanderer sein Gefährt abstellen will. Die „Sieglinde“, immer noch Gaststätte, ist nicht weit, aber erstmal gilt es, ein paar Kilometer unter die Füße zu nehmen.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Auf dem Fahrrad kommt Ridvan Haxhia vorbei, „der geilste Koch der Welt“, so Bäumer, in dem legendären Ausflugslokal. Regelmäßig spielt Mirko dort mit seinen lustigen Musikanten. Dann feiern schon mal 1000 begeisterte Fans den Hennefer Jung, der es nach Köln geschafft hat.

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Mirko Bäumer mit Ridvan Haxhia

Über den Siegdamm geht es hinaus aufs freie Feld, das hohe Dach des Wiesenguts leuchtet ziegelrot. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn hat dort seit 1985 ihren Versuchsbetrieb für Organischen Landbau. Leckere Kartoffeln gibt es hier zu kaufen. Die Gemäuer sind 1912 erbaut worden, das landwirtschaftliche Anwesen gehörte als Hofgut zum nahen Schloss Allner.

Bruder von Mirko Bäumer aus reißendem Fluss gerettet

Mit Wucht entfaltet sich der Geruch der Kamille in unseren Nasen, werden die Augen vom intensiven Leuchten des Klatschmohns angezogen. Andere Erinnerungen kommen Bäumer: „Einmal hat mein Vater bei Hochwasser meinen Bruder aus der reißenden Sieg holt. Das war ganz knapp. In der Nacht danach habe ich schlecht geschlafen.“

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 An den Wegrändern wachsen Klatschmohnund Kamille

Nach einem trockenen Sommer ist das kaum vorstellbar, nur träge zieht der Fluss dahin. Überall zeigen sich Kiesbänke und Steine. Auf der anderen Seite ist im Hang gut die Kerbe des Wahnbachtales auszumachen. Nicht weit, vielleicht zwei Kilometer entfernt, ist die Staumauer der Wahnbachtalsperre, ein wichtiges Trinkwasserreservoir für fast 800 000 Menschen.

Bläck-Föss-Sänger zieht es immer wieder in die Heimat

Bäumer ist ein waschechter Hennefer, geboren im Krankenhaus zu Geistingen, das heute das Seniorenzentrum Helenenstift ist. „Es kann genau da enden, wo es angefangen hat“, meint er spitzbübisch schmunzelnd. Ihn zieht es immer wieder zurück in seine Heimatstadt, nach mehr als zehn Tagen weg von zu Hause wird er kribbelig. Dabei ist er weit herumgekommen, mit der ersten Boyband des Rhein-Sieg-Kreises.

In den 90er-Jahren machte „Hausmarke“ Furore, neben Bäumer waren das Achim Remling, Sohn des berühmten Wolle Petry, Sascha Sadeghian und Claudia Salzig. Als „Trademark“ tourten sie sogar durch Asien und Afrika, wurden dort wie Stars gefeiert. „Die haben uns mit Plüschtieren beworfen“, erinnert sich der gelernte Grafiker.

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Am Wegekreuz nahe der Kleingartenanlage in Hennef- Stoßdorf laden zwei Banken zur schattigen Rast nach dem freien Feld ein.

„Seit wann gibt es eigentlich nur noch diese Rundballen“, die weiten Anbauflächen sind abgeerntet, das Stroh gemacht, „als Junge habe ich hier beim Bauern mitgeholfen und die kleinen Rechteckballen geschleppt.“ Über einen Wirtschaftsweg schwenken wir von der Sieg weg, in einem kleinen Gehölz liegt das Hennefer Grundwasserwerk, eine weitere wichtige Säule für die Trinkwasserherstellung. Ein paar Schritte weiter lassen wir uns an einem Wegekreuz nieder, der Schatten tut gut. Hier geht Bäumers Joggingrunde raus aufs Feld, vorbei an der Kleingartenanlage.

In Hennef startete auch Mirko Bäumers musikalische Karriere

„Bis zum Siegdamm muss ich es auf jeden Fall schaffen“, sagt er mit einem Blick zurück. Inspiriert verwurzelt nennt er seine Beziehung zu Hennef, wo auch seine musikalische Karriere startete. „Soweit Sogut“ hieß die erste Schülerband, 1988 gegründet. „Im Religionsunterricht hat mich Olaf Triebler gefragt, ob ich nicht in der Band singen wolle.“ Er wollte, dabei hatte er außer zu Hause vor sich hin nie wirklich gesungen.

Am 4. Juni 1988 gab es in der Realschule den ersten Auftritt. „Da habe ich direkt gemerkt, wie ich mit wenig Aufwand Lacher bekommen kann.“ Die Macht des Mikrofons hat ihn da schon erfasst. Vor 25 Jahren war dann erstmal Schluss mit 80er-Rockmusik und oft skurrilen deutschen Texten. Das Comeback vor wenigen Tagen, natürlich in Hennef , geriet noch einmal zum grandiosen Spektakel.

Rechter Hand liegt ein großer Weiher, dahinter zeichnen sich die Mauern des Gutes Zissendorf ab. Hier blitzt mittelalterliche Geschichte auf. Denn Heinrich III. und Mechthild von Sayn, die in Stadt Blankenberg eine eigene Landesherrlichkeit etabliert hatten, gründeten 1245 ein Zisterzienserinnenkloster, das schon um 1260 nach Zissendorf umzog. Lange blieben die Nonnen, im 19. Jahrhundert wurde das Anwesen ein Rittergut und seit 1959 betreibt die Caritas hier eine Fachklinik für Frauen mit Suchterkrankungen.

Mirko Bäumer ist Stammgast in der „Sieglinde“

Ein kleiner Pfad schlängelt sich zwischen Feld und Bebauung vorbei, Symbol für das Selbstverständnis der Stadt: Scharnier zwischen Urbanität und Ländlichkeit. „Ich bin viel herumgekommen, an Orte, an denen ich ohne die Musik nie gewesen wäre, aber es zieht mich immer wieder zurück nach Hennef“, gesteht der Tenor und begnadete Entertainer. Heute wohnt er citynah in einem Reihenhäuschen, mit Frau und zwei Töchtern. Beide zieht es hinaus in die Welt, gerade ist die Ältere in die Vereinigten Staaten geflogen, Bäumer vermisst sie schon.

Die Jüngere geht selbst schon erste Schritte in eine Musikerinnenkarriere, tritt bei Hochzeiten und Abiball auf. „Sie ist richtig talentiert“, ist der stolze Vater wohlmeinender Richter, der voll hinter ihrem Weg steht. Am städtischen Bauhof vorbei sehen wir wieder das Wiesengut und bald die Brücke nach Weingartsgasse, mit ihren von weitem erkennbaren Pfeilern. Jetzt ist es Zeit für eine Einkehr bei Markus Rohloff, dem heutigen Wirt der „Sieglinde“.

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Über die Brücke in Weingartsgasse kehren der Bläck Fööss-Sänger und der Autor nach knapp drei Stunden Wanderzeit zurück, im Hintergrund die „Sieglinde“.

Bäumer ist hier Stammgast, wird mit Handschlag begrüßt. „Unter den drei Kastanien und der Linde da drüben haben wir angefangen“, erzählt er, „das war unsere improvisierte Bühne bei den ersten Gigs mit den lustigen Musikanten.“ Das Format mit Live-Musik am Dienstag, wenn das Wetter es zulässt, hat sich bewährt. Weit über die Stadtgrenzen hinaus hat es sich herumgesprochen, mit „Music“ von John Miles enden die Konzerte meist. Ery Stoklosa von den „Bläck Fööss“ hat seine wunderschöne Ballade „Mi Mädche vum Rhing“ nach Richard Marx’ „Right Here Waiting“ vorgetragen, als Bäumer gerade erst bei der Band dabei war.

Eintritt bei den Bläck Fööss war nicht nur angenehm

Er zeigt auf einen bunten Fleck im Geländer. „Da habe ich mit Markus die Farbe abgekratzt.“ Der wollte nicht glauben, dass der Sänger sich noch an die einzelnen Schichten erinnern konnte. Doch sie tauchten der Reihe nach auf: grün, rot, schwarz, wieder grün, jetzt schwarz. An den schönen Tischen am Siegufer lässt es sich rasten. Bäumer erinnert sich an die fast 20 Jahre als „Freddie Mercury“, erst bei „Mayqueen“, später bei den „Queen Kings“.

Beim Hennefer Stadtfest waren und sind sie stets gesetzt. Der Abschied war nicht angenehm, räumt er ein. Jedes einzelne Bandmitglied hat er angerufen. Sie haben seinen Schritt zu den „Bläck Fööss“ verstehen können. „Es war eine gute Entscheidung“, ist er sicher, „das ist nicht einfach ein Job. Das ist eine Lebensart, das ist Chance und Verantwortung, mit der ich sensibel umgehen muss.“

Bäumer: „Die größte Schule ist die Bühne“

Er lebt von der und für die Musik, zwei Jahre Gesangsausbildung hat er gehabt. „Die größte Schule ist die Bühne, wenn Du gegen laute Gitarren ansingen musst.“ Beim Wandern aber trällert er keine Fahrtenlieder. Wir steigen hinter der Sieglinde die Treppe hinauf nach Weingartsgasse und in die ehemaligen Weinhänge, durch die Hintergärten und an einem Pool vorbei. Früher, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, war hier alles mit Reben bewachsen, bis Schädlinge die Pflanzen zerstörten. Jetzt haben Weinfreunde wieder einen Weinberg angelegt, der am Zubringer zum Siegsteig liegt.

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Oberhalb von Weingartsgasse haben Weinfreunde einen neuen Weinberg angelegt.

Oben lädt eine geschwungene Bank zur Rast. Den Ausblick übers Siegtal gibt es aber erst ein Stück weiter. Am Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich Amerikaner und Deutsche beschossen, noch heute finden sich hin und wieder Granatsplitter.

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An einem alten Steinbruch treffen wir wieder auf das Wahnbachtal, ein steiler Abstieg mit Seilen gesichert gehört zum Siegsteig. Bäumer hat mit seinem Bruder in Jugendjahren im Abbaugebiet einen See entdeckt, Abenteuer pur. Vorbei an den Relikten des Bergbaus der Grube Ziethen schlendern wir zurück zu „Sieglinde“ und über die Brücke zum Parkplatz, wo wir gestartet sind.

Wander-Route und weitere Informationen

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Start für die 8,8 Kilometer lange Wanderung ist ein Parkplatz am Siegdamm, hinter dem Klärwerk. Von dort geht es hinaus auf den Siegdamm, in Richtung Siegburg. Der Michaelsberg mit seiner Abteikirche ist eine gute Orientierungsmarke. Der Weg führt immer auf dem Deich entlang der Sieg. Hinter dem Wiesengut kommt der erste Abzweig, den wir ignorieren. Beim zweiten, hinter einem kleinen Gehölz, zweigen wir nach links ab in Richtung Stoßdorf.

Geradeaus halten wir uns auf die Kleingartenanlage zu und passieren das Grundwasserwerk Hennef, das wir zur Linken liegen lassen. An einem Wegekreuz lädt eine Bank zur schattigen Rast, hier halten wir uns links. Der Wolfsbach begleitet uns fortan bis zum Gut Zissendorf. Hinter ein paar Bäumen sind der große Weiher und die Wirtschaftsgebäude zu sehen. Der Wirtschaftsweg biegt nach rechts ab und führt am Hauteingang des Rittergutes vorbei. Am Ende des Parkplatzes wechseln wir auf einen kleinen Weg, der sich am Rande der Bebauung am Feld entlang schlängelt. Er mündet auf die Straße Siegaue, der wir folgen bis zum Abzweig zum Startplatz. Hier können Fußmüde abbrechen und direkt heimfahren oder noch bis zur Gaststätte „Sieglinde“ mitkommen.

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Wegweiser (l.o.) helfen bei der Orientierung.

Die erreichen wir über die Siegbrücke nach Weingartsgasse. Direkt am Brückenkopf laden Biertische und eine Terrasse zur bewirtschafteten Rast unter alten Linden am Fluss. Hier beginnt auch der der steile Anstieg über eine Treppe auf die ehemaligen Weinhänge des Hennefer Stadtteils. Oben angekommen gehen wir nach rechts auf die Ziethenstraße. Ein gelber Aufkleber mit geschwungenem S weist auf den Zuweg zum Natursteig Sieg. Über eine Treppe kommen wir auf einen Innenhof und erneut über eine Treppe geht es weiter hoch, den Zeichen folgen, vorbei am Weinberg und den Ruhebänken auf der Höhe.

Dort wenden wir uns nach links und folgen der blauen Markierung des Natursteigs Sieg. Siegenhardt und In der Hardt heißen die Wege, die Auf dem Kellersberg auskommen. Hier noch einmal nach rechts und steil den Hang hinunter. Im Tal wenden wir uns nach links auf den Rüdemichweg durch Seligenthal und kommen auf der Hauptstraße an. Wir wandern nach links bis rechter Hand der Brunnenweg zur Sieglinde führt. Bis zum Parkplatz sind es nur wenige Meter.

Anfahrt und Einkehrmöglichkeiten

Start: Parkplatz hinter dem Klärwerk am Siegdamm. Zufahrt über die Kaiserstraße, hinter der Autobahnbrücke der A 560 wird sie zur Siegaue. Die erste Straße nach der Zufahrt zum Klärwerk führt direkt dorthin.

Länge/Dauer: Die Wanderung ergibt eine krumme Acht. Das erste Teilstück ist knapp 5,6 Kilometer lang, Gehzeit etwa 1 1/4 Stunde. Der zweite Abschnitt bietet einen steilen Anstieg, ist aber nur 3,2 Kilometer lang, das ist in einer Stunde zu schaffen.

Anfahrt: Mit dem Pkw von Köln kommend über die A 59 Richtung Bonn und im Autobahndreieck Sankt Augustin-West wechseln auf die A 560 in Richtung Hennef, an der Anschlussstelle Hennef-West raus und nach rechts auf die Frankfurter Straße ins Zentrum. Hinter der Tankstelle auf der linken Seite die erste Straße links ist die Kaiserstraße, weiter siehe oben bei Start.

Profil: Asphaltierte und nichtasphaltierte Wirtschaftswege, ein kurzes Stück über Straße, Pfade und Wanderwege, steile Teilstücke bergauf bei Weingartsgasse und bergab in Seligenthal, mit Handseilläufen gesichert, Teile der Strecke gehören zum Natursteig Sieg und seinen Zuwegen. Orientierung einfach, insbesondere auf dem freien Feld in den Siegauen. Festes Schuhwerk ist zu empfehlen.

Einkehr: Gaststätte „Sieglinde“ direkt an der Sieg neben der Fußgängerbrücke nach Weingartsgasse, Brückenweg 2, 02242/1459, Spezialität: Steaks vom Lavasteingrill, www.sieglinde-hennef.de

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