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Prominent unterwegs im StrundetalWarum für Wolfgang Bosbach hier alles im Fluss ist

Lesezeit 9 Minuten
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Unterwegs im Strundetal mit Wolfgang Bosbach

  1. In unserer neuen Serie „Prominent unterwegs” zeigen Prominente aus Köln und Region ihre Lieblings-Wanderwege – mit Wegkarte und Rundum-Service zum Nachwandern.
  2. In der dritten Folge wandert Wolfgang Bosbach mit uns durch das Bergische Land.
  3. Lesen Sie hier auch die bereits erschienenen Folgen der Serie.

Quirlig plätschert die Strunde durch den Auenwald, in dem es selbst an heißen Sommertagen angenehm kühl ist. „Früher bin ich hier durchs Strundetal von Bergisch Gladbach-Gronau, wo wir wohnten, mit dem Rad nach Herrenstrunden gefahren“, erinnert sich Wolfgang Bosbach. Im dortigen Freibad hat er Schwimmen gelernt. Und später die Freiheit genossen, die das Bad „fernab von zu Hause“ bedeutete. „Gut, wir haben uns nicht immer streng an den Öffnungszeiten orientiert“, erinnert sich der 67-Jährige augenzwinkernd an seine Sturm- und Drangzeit. Später, als er selbst eine Familie gründete, kaufte er ganz in der Nähe ein Haus, in dem auch seine drei Töchter Caroline, Natalie und Viktoria aufwuchsen.

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Wolfgang Bosbach erzählt viel und gerne.

„Morgen, Wobo!“ Wolfgang Bosbach grüßt zurück. Jeder zweite nennt den Politiker – der 23 Jahre lang Abgeordneter im Bundestag war, davon neun Jahre Vize-Fraktionschef der CDU und später Innenausschussvorsitzender – hier bei seinem Spitznamen. „Wobo“ kennen hier viele von Jugendtagen an, aus dem Karneval, als Rechtsanwalt oder aus der Politik – oftmals lange bevor er durch politische Statements und seine Medienpräsenz zu einem der bekanntesten Politiker der Republik wurde.

Start der Tour in Herrenstrunden

Wir beginnen unsere Tour an der Kirche in Herrenstrunden, einem fast dörflichen Stadtteil von Bergisch Gladbach an der Quelle des Flüsschens, das durch die Stadt in Richtung Köln fließt. In St. Johannes der Täufer haben Wolfgang und Sabine Bosbach vor mehr als 30 Jahren geheiratet. „Ich gehe auch gerne mal für ’ne Viertelstunde allein in die Kirche“, sagt der 67-Jährige. „Meine Beziehung zum lieben Gott pflegen.“ Wie die aussieht? Bosbach lacht: „Ich hoffe, er ist zufrieden mit mir.“ Als „rheinischer Katholik“ gelte es ja immer, „hier unten so zu leben, dass man oben noch eben so reinkommt“.

Alles zum Thema Wolfgang Bosbach

Das klingt leichtfüßig. Doch Bosbach wirkt nachdenklich: Durch „gesundheitliche Nackenschläge“ habe er mehr als einmal gezweifelt und sich gefragt: „Womit hast Du das verdient, dass nach der Herzerkrankung auch noch die Krebserkrankung kommt?“ Gleichzeitig finde er Trost und Kraft im Glauben, bekennt der Politiker. „Das gehört beides zusammen.“ Bosbach schaut zum Altar, bekreuzigt sich und tritt wieder hinaus in die Sonne.

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Kurz vor der Bundestagswahl 2017, bei der er nicht mehr kandidiert hatte, war er vor einem Wahlkampfauftritt in Bad Säckingen auch in einer Kirche. „Da legt sich auf einmal eine Hand auf meine Schulter und eine ältere Dame sagt: Wenn Sie meinen, dass beten hilft, dann drücke ich Ihnen alle Daumen für den Wahltag.“ Bosbach muss lachen. Wir überqueren die viel befahrene Straße, die durch Herrenstrunden weiter ins Bergische führt. Am 1. September wird sie für einen Tag autofrei sein, wie das gesamte obere Strundetal beim zweiten Strundetal-Fest. Die Schirmherrschaft hat Bosbach gern übernommen.

Ausflugslokal Malteser Komturei

Direkt gegenüber der Kirche liegt die Malteser-Komturei, früher ein Wirtschaftshof des Johanniter-Ordens, der um 1100 in Jerusalem gegründet wurde, sich rasch ausbreitete und keine 200 Jahre später eine Niederlassung in Strune, dem heutigen Herrenstrunden, gründete. Seitdem Malta um 1530 Hauptsitz des Ordens wurde, heißt dieser auch Malteser-Orden. Heute befindet sich in der Komturei ein Restaurant mit Hotel.

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Die Strunde

Bosbach legt einen Schritt zu. Im Anschluss hat er noch ein Fernsehinterview. Der 67-Jährige ist gut zu Fuß, hat neben dem Tennisspiel seit ein paar Jahren auch das Golfen für sich entdeckt. „Ich bin dem lieben Gott dankbar, dass ich das Leben so leben kann. Es gibt nichts, wo ich sagen würde, das würde ich gerne tun, kann es aber aus gesundheitlichen Gründen nicht.“ 2017 hatte er auch deshalb nicht mehr kandidiert, weil er nicht wusste, wie’s weitergeht. Ob ihm die Arbeit im Bundestag fehlt? „Manchmal würde ich mich schon noch mal gern ins politische Getümmel stürzen. Insbesondere für eine klare inhaltliche Abgrenzung und Auseinandersetzung mit der AfD.“ Der 67-Jährige hält inne: „Aber ich würde mich heute genauso entscheiden wie vor drei Jahren. Man muss auch loslassen können, darf sich selbst nicht für unverzichtbar halten. Die Friedhöfe sind voll von unersetzlichen Leuten.“

Rast hinter Burg Zweiffel

Ein Steg lädt zu einer Rast am Weiher hinter Burg Zweiffel ein, einer ehemaligen Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert. Bosbachs Handy klingelt. Er geht ran. Viel verändert hat sich noch nicht seit seinem Abschied aus dem Bundestag.

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Burg Zweiffel im Bergischen

„Mit der einen Ausnahme“, wendet er ein: „Dass jetzt jede Einladung beginnt mit dem Satz »Wo Sie jetzt doch mehr Zeit haben, könnten Sie doch mal . . .«“ Bosbach lacht. Früher bekam er rund 6000 Einladungen pro Jahr, jetzt die Hälfte, „aber mehr als 300 bis 400 Veranstaltungen kann ich eh nicht machen.“ Das Problem seien ja nie die Veranstaltungen selbst, sondern der Reiseaufwand, der oft unterschätzt werde.

Von der Freiheit der Freibäder

Wir wandern am ehemaligen Freibad Herrenstrunden entlang. Dort, wo früher die Becken waren, sind heute Beachvolleyball-Felder. Bosbach erzählt von der Freiheit, die das Bad für ihn bedeutete. „Wer mich für konservativ hält, der kennt meine Eltern nicht.“ Heute ist er ihnen dankbar. Auch für die Sekundärtugenden, auf die sie stets Wert gelegt haben: Pünktlichkeit, Fleiß, niemanden zu enttäuschen. Aufrecht durchs Leben zu gehen. Es sei ein großes Glück, in eine solche Familie hineingeboren zu werden, sagt der Politiker. „Ich komme ja eher aus bescheidenen Verhältnissen, aber meiner Schwester und mir hat es nie an irgendetwas gefehlt.“

Mutter Bosbach sammelt mit 91 Jahren Zeitungsartikel

Sein Vater war bei der Coop West AG. Auch der Sohn hatte 1968 als Azubi in einer Konsum-Filiale am Gladbacher Konrad-Adenauer-Platz angefangen und es in der Folge bis zum Leiter eines Coop-Supermarkts in Refrath gebracht, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachholte und Jura studierte. Sein Vater ist vor dreieinhalb Jahren gestorben. Seine Mutter ist 91 und sammelt bis heute alle Zeitungsausschnitte über ihren Sohn. Mittlerweile füllen die fast 40 000 Artikel mehr als 40 Aktenordner. „So sieht meine Mutter auch immer, wo sich der Sohn herumgetrieben hat“, sagt Bosbach.

Wir passieren den Straßenabzweig, an dem es zu Bosbachs nach Hause geht. In diesen Tagen wird dort, wo auch Helmut Kohl mal nach einem Wahlkampfauftritt in Rhein-Berg vorbeischaute, das letzte Kinderzimmer geräumt. „Das fällt mir unheimlich schwer“, bekennt der Familienvater. Ein Glück, dass die jüngste Tochter Viktoria mit ihrem Freund nur in den Nachbarort zieht. Ob er seit dem Abschied aus dem Deutschen Bundestag häufiger zu Hause ist? „Bis 2017 war ich 22 Wochen im Jahr komplett in Berlin und in sitzungsfreien Wochen auch immer noch eins zwei Mal. Das versuche ich jetzt zu vermeiden“, sagt der Politiker diplomatisch.

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Immer ein Blick nach Köln.

Gibt es so etwas wie Muße im Leben von Wolfgang Bosbach? „Ich spiele gerne mit meinem Freund Horst Becker Golf, das ist für uns wirklich eine Auszeit“; sagt er, „da musst du dich ganz konzentrieren und musst – was mir auch schwerfällt – das Handy ausschalten. Geht das bei einem Politiker der scheinbar rund um die Uhr – nicht nur für Medienanfragen – erreichbar ist? „Technisch geht das schon, praktisch ist das schon schwieriger.“

Bergischer Weg vorbei an Gut Schiff

Die Route des „Bergischen Wegs“, eines Fernwanderwegs von Essen zum Drachenfels, begleitet uns vorbei an Gut Schiff. Der heutige landwirtschaftliche Betrieb war bis Anfang des 20. Jahrhunderts Verwaltungssitz mehrerer Schwarzpulvermühlen im Strundetal. An ehemaligen Mühlengräben entlang geht’s zu Papiermühle Alte Dombach, in der heute ein Museum die Geschichte der Papierherstellung zeigt. Für Bosbach ist der Wanderweg auch ein politisches Statement. „Bergisch Gladbach ist aus Papier gemacht“, sagt er. „Wir waren mal ein Zentrum der Papierindustrie. Auch mein Großvater hat in der Papierfabrik Zanders gearbeitet. Ich habe die Sorge, dass uns in Deutschland der Zusammenhalt zwischen wirtschaftlicher und sozialer Leistungsfähigkeit verloren geht.“ Bosbach legt die Stirn in Falten. Der Staat könne nur ausgeben, was vorher erwirtschaftet worden sei und dafür brauche man eine leistungsstarke Wirtschaft. Die Strunde gilt auch als „fleißigster Bach Deutschlands“. 40 Mühlen hat sie auf den knapp 20 Kilometern bis zum Rhein einst angetrieben.

Bewunderung für die Papierfabrik

„Die Quelle der Strunde ist auch Quelle des Wohlstands meiner Heimatstadt Bergisch Gladbach“, sagt Bosbach. Er bewundere die Zanders-Mitarbeiter, die zurzeit für den Erhalt der letzten großen Papierfabrik in der Gladbacher Stadtmitte kämpfen. Bosbach erinnert sich an sein erstes eigenes Geld, dass er damit verdiente, Altpapier einzusammeln und zur Papierfabrik Weig in Gronau zu bringen.

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Bosbach geht gerne in Kirchen.

Das Handy klingelt, ein Privatsender ist dran. Die Zeit reicht noch für ein Bild von der Rommerscheider Höhe – mit Blick nach Köln. „Das ist das Schöne an Bergisch Gladbach“, sagt Bosbach. „Mitten in der Natur und trotzdem in einer halben Stunde am Kölner Dom.“ Dann muss er los: Studio-Termin, danach auf die A3, am Abend eine Veranstaltung in Frankfurt. Vorher will er unbedingt noch seine Älteste besuchen, die ab dieser Woche in „Sieben Töchter“ mit sechs weiteren Töchtern berühmter Eltern beim Privatsender Vox zu sehen ist. Der Papa freut sich, auch über die gemeinsamen Einladungen mit Caroline in Fernsehtalkrunden.

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Bosbach schwingt sich ins Auto – nicht ohne uns vorher noch seinen Lieblingswitz zu verraten. Der passt zur Kirmes, die am zweiten Augustwochenende zu Laurentius wieder im Herzen seiner Heimatstadt stattfindet: „Eine Wahrsagerin sitzt in ihrem Wohnwagen, ihr gegenüber ein Kunde. Da klopft es an der Tür. Fragt die Wahrsagerin: »Wer ist da?« Der Kunde: »Na das fängt ja gut an«.“ Der Rheinländer Bosbach strahlt. „Wer glaubt, Politik wäre besser, wenn Politiker schlecht gelaunt oder völlig spaßfrei wären, der irrt gewaltig“, sagt er und verabschiedet sich, während die Strunde weiter dahinplätschert. Hier ist alles im Fluss – und unterwegs zu sein, ist für Bosbach mindestens ebenso wichtig wie sein Anker im Strundetal – und ein Teil seiner Freiheit.

Der Wanderweg und weitere Informationen

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  1. Vom Parkplatz an der Kirche in Herrenstrunden überqueren wir die Straße, gehen vor der Malteser-Komturei nach links und biegen am nächsten Abzweig rechts in den Malteserweg  ein. Wir überqueren eine Brücke und biegen dann sofort links ab.
  2. Mit der orange-farbenen Markierung des Bergischen  Wegs wandern wir an der früheren Maltesermühle vorbei, wandern rechts am Teich von Burg Zweiffel zur Straße, folgen dieser einige Meter nach rechts und biegen dann direkt hinter dem Ortsausgangsschild links auf einen Weg ab, dem wir bis zum Eingangsgebäude des Alten Freibads Herrenstrunden folgen. Auf dem Weg parallel zur Straße geht’s nach rechts, an Gut Schiff vorbei.
  3. Wo der Bergische Weg nach links über die Straße führt, folgen wir weiter dem Weg parallel zur Straße bis in den Wald, wo wir dann rechts von der Straße weg an der Strunde entlang gehen. Wir passieren die Igeler Mühle (Meditationszentrum) und überqueren nach links die Strunde.  
  4. Mit der schwarz-blauen Markierung des  Zuwegs zum Bergischen Weg geht’s gleich nach der Brücke nach rechts. An einem alten Mühlengraben entlang bis zu einer Nebenstraße und an dieser geradeaus weiter talab. In der folgenden Linkskurve gehen wir geradeaus auf den Zuweg zum LVR-Industriemuseum Alte Dombach.  Auf dessen Hof halten wir uns rechts und gelangen durch ein Tor links neben dem Café Alte Dombach wieder auf den Strundeweg, dem wir nach links folgen, bis wir auf eine Straße stoßen. Dort  geradeaus und nach ca. 200 Metern rechts.
  5. Auf dem Karl-Schmidt-Weg bergauf bis zur Max-Bruch-Straße und auf dieser rechts bis zum Straßenende. Der „>“-Markierung in den Wald und am Hang entlang folgen, bis die Wanderroute des Kölner Eifelvereins (>)  wieder in die Siedlung Rommerscheid führt. An T-Kreuzungen zwei mal rechts gehen und an der Kirche St. Engelbert vorbei auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg aus dem Ort hinaus (ohne Markierung). Dem Sträßchen durch eine Links- und eine Rechtskurve folgen.
  6. Dann nach ca. 740 Metern an der Kreuzung geradeaus auf Wiesenweg (A1) zum Wald und bergab nach Herrenstrunden. Dort auf der Straße nach rechts bis zur Kürtener Straße und an dieser nach links (A2) an Burg Zweiffel vorbei zum Ausgangspunkt.

Informationen rund um die Wanderung:

Start/Ziel: Parkplatz an der Kirche St. Johannes der Täufer (Navi-Adresse: Herrenstrunden 32), 51465 Bergisch Gladbach-Herrenstrunden

Länge/Dauer: 8,7 Kilometer, etwa 3 Stunden

Anfahrt: Im Pkw über A4 bis Anschlussstelle 20 Berg. Gladbach-Bensberg (früher: Moitzfeld), an Ampel geradeaus, durch Moitzfeld bis Herkenrath. Dort an der 1. Ampel links, dann an der folgenden Ampelkreuzung geradeaus, der Straße ins Tal folgen. Dort an T-Kreuzung rechts. Im Ort Herrenstrunden nach ca. 600 Meter vor der Kirche rechts auf den Parkplatz.

Mit ÖPNV: Von Köln S 11 bis Bergisch Gladbach, Bus 426 Richtung Wipperfürth bis Herrenstrunden. www.vrsinfo.de

Profil: Schattige Wege im Tal wechseln mit aussichtsreichen Höhenwegen ab. Der Strundeweg lässt sich auch als Radroute von der Quelle bis zum Rhein in Köln-Mülheim fahren. Ein Teil der hier vorgestellten Tour verläuft auf dem Bergischen Weg (260 km, Essen – Königswinter). www.bergisches-wanderland.de

GPS-Daten dieser Tour gibt es im Internet, Stichwort „Strundetal mit Wolfgang Bosbach“ www.gpsies.com

Einkehr: Malteser-Komturei, Herrenstrunden 23, 51465 Bergisch Gladbach, Telefon 02202 / 95 97 80 (Mo./Di. Ruhetage); Café Alte Dombach, Alte Dombach 1, 51465 Bergisch Gladbach (Mo Ruhetag)

Besichtigung: LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, 51465 Bergisch Gladbach, Di. – Fr. 10 – 17 Uhr, Sa./So 11 – 18 Uhr