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Wanderkarte zum DownloadUnterwegs auf dem malerischen Fachwerkweg von Ruppichteroth

Lesezeit 7 Minuten
Blick auf zwei urige Fachwerkhäuser

Der Fachwerkweg in Ruppichteroth verspricht Einblicke in die Historie der Gegend.

Im vierten Teil der Sommerserie gehts nach Ruppichteroth und wir lernen viel über Fachwerk. Die Wanderkarte zum Download gibt es im Artikel.

Malerische Gässchen, ein Dorfbrunnen auf dem Platz vor der romanischen St.-Severin-Kirche und gegenüber ein gemütliches Gasthaus – im historischen Ortskern von Ruppichteroth scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dazu tragen auch die zahlreichen historischen Fachwerkhäuser bei. Sie haben die Zeit der Industrialisierung überdauert und zeugen von einer Bauweise, die im Bergischen Land über Jahrhunderte vorherrschend war. Holz für die Balken, Reisiggeflecht für die Zwischenräume und Lehm, der mit Stroh und Kuhmist versetzt zum Abdichten verwendet wurde – das Baumaterial für ein Fachwerkhaus war gleich „vor der Haustür“ zu bekommen.

Die Serie „Wandertag“ haben unsere Leserinnen und Leser bei einer Umfrage zur beliebtesten Rubrik im Magazin gekürt. Daher gibt es nun ein besonderes Schmankerl: Fünf Extra-Folgen des „Wandertags“ haben wir für Sie diesen Sommer erarbeitet. Hier können Sie sich zu jeder Wanderung eine Broschüre herunterladen, mit praktischer Wanderkarte, allen Infos zu Wegbeschreibung, Einkehrmöglichkeiten und Sehenswertem am Wegesrand.


Sollte sich der Downloadlink mobil nicht öffnen, finden Sie den „Wandertag Spezial“ alternativ hier.


Fachwerkhäuser und Bergischer Dreiklang

Ein Aufkleber mit dem Hinweis auf den Fachwerkweg, im Hintergrund ist ein Fachwerkhaus zu sehen.

Der Fachwerkweg ist gut ausgeschildert.

Der „Rohbau“ eines solchen Hauses ist auf dem Fachwerkweg von Ruppichteroth zu entdecken. Dazu müssen wir der Markierung dieses Bergischen Streifzugs, einer weißen „22“ auf rotem Grund , aus dem historischen Ortskern hinunter zum Kreisverkehr folgen. Das dort in Miniaturformat nachgebaute Grundmodell besteht wie jedes Fachwerkhaus aus einem Quader, der aus zwei waagerechten Rahmen und vier senkrechten Ständern gebildet wird. Um diese Konstruktion zu stabilisieren, werden schräge Streben eingefügt. Die Fächer („Gefache“) zwischen den Balken werden mit dem beschriebenen Lehmgemisch oder heute auch mit Mauerwerk ausgefüllt und verputzt.

Ursprünglich wurden Fachwerkhäuser direkt auf dem Boden errichtet. Da die Bodenfeuchtigkeit aber die Balken angriff, begann man im 15. Jahrhundert, Steinfundamente zu errichten, auf die dann die unteren Balken, die so genannten „Schwellen“, gelegt wurden. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich die „Geschossbauweise“ durch: Jede Etage erhielt nun ihre eigene Schwelle und bildete eine in sich geschlossene Einheit. So konnten mehrere Fachwerketagen übereinander „gestapelt“ werden.

Wir überqueren die Bröltalstraße und wandern hinauf nach Stein. Nun wird es musikalisch. Zumindest im übertragenen Sinn. Denn den „Bergischen Dreiklang“ kann man nicht hören, dafür aber umso besser sehen. Vor allem an bergischen Fachwerkhäusern. Als „Dreiklang“ werden nämlich deren drei typischen Farben im Bergischen bezeichnet: schwarze Balken, weiß verputzte Gefache und grüne Fensterläden und Türen, wobei letztere rund um Ruppichteroth eher selten zu finden sind.

Wilde Mannsbilder in Oeleroth

Blick auf ein kleines Dorf im Grünen

Der idyllische Blick während der Wanderung auf dem Fachwerkweg.

Dafür lernen wir im nächsten Ort, dass die Menschen noch vor 200 Jahren ganz selbstverständlich mit ihren Tieren unter einem Dach gelebt haben, und erfahren, warum es bis heute Brauch ist, dass ein Bräutigam seine Braut über die Schwelle trägt. Früher glaubte man nämlich, dass unter der Schwelle Geister leben. Ehrensache, dass ein Kavalier seine Angetraute davor zu bewahren versucht …

Fachwerk der unterschiedlichsten Generationen und Baustile sehen wir in Oeleroth. Dabei lohnt es sich, einmal speziell auf die schrägen Balken im Fachwerkgerüst zu achten. Sie verleihen ja – wie wir vom „Musterhaus“ am Kreisel wissen – der Konstruktion in den Winkeln die nötige Stabilität. Kurios, welche unterschiedlichen schrägen Balken dabei zu entdecken sind: Das Repertoire der Zimmerleute reicht von der Kopfstrebe, über Fuß- und Knickstreben bis hin zu Bundstreben und sogenannten Andreaskreuzen. Sie dienen nicht nur der Statik, manche sind auch bewusst zur Zierde eingebaut. So wurden seit dem Ende des Mittalters zwei Fußstreben und zwei Kopfstreben an einem senkrechten Fachwerkbalken so kombiniert, dass sie die abstrakte Silhouette eines Menschen nachzeichneten. „Mannfiguren“ heißen diese Balkenkonstruktionen, die viele Gebäude prägen. Unter ihnen gibt es auch den „Wilden Mann“ – eine Anordnung von Schrägstützen, die im oberen Teil ein markantes „W“ ausbilden.

So, genug der wilden Mannsbilder – jenseits des Dehrenbachs geht es hinauf nach Lindscheid. Das Dorf hat sich ebenfalls an einigen Ecken seinen Fachwerkcharme erhalten und beherbergt obendrein mit der Fruchtsaftkelterei Weber einen Handwerksbetrieb mit einem eigenen „Saftladen“.

Zurück geht es Richtung Ruppichteroth, wo wir am Sägewerk von den Handwerkern erfahren, ohne die Holzbauten heute kaum denkbar wären: Das Handwerk der Zimmerleute gehört zu den ältesten Berufen überhaupt – und der Fachwerkweg in Ruppichteroth zu einem der spannendsten Themenwege des Bergischen Wanderlands. Wer ihn erkundet hat, wird auch bei Wanderungen in anderen Fachwerkgegenden so manche Fachwerkfigur wiedererkennen – und manches Gebälk künftig mit anderen Augen sehen.

Highlights auf der Wanderung:

1. Historische Grubenwagen

Ein ehemaliger Eisenerz-Waggon

Denkmäler erinnern heute in Ruppichteroth, Waldbröl und Hennef an die Schmalspurbahn

Neben dem Mini-Fachwerkhaus des Fachwerkwegs erinnern am Kreisverkehr im Tal historische Grubenwagen an die zahlreichen kleinen Bergwerke, aus denen früher rund um Ruppichteroth Erz gefördert wurde.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde in der heutigen Gemeinde Eisenerz abgebaut, im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert auch Kupfererz. Die Blütezeit des Bergbaus setzte im 19. Jahrhundert ein und trug mit dazu bei, dass ab 1860 eine Schmalspurbahn von Hennef ins Bröltal gebaut wurde – die erste öffentliche Schmalspurbahn in Deutschland. Zunächst wurden die Wagen von Pferden gezogen, mit denen das Erz abtransportiert und bald auch Personen befördert wurden. 1863 ersetzten Dampflokomotiven die Zugpferde.

Bis 1870 wurde die Bröltalbahn bis Waldbröl fortgeführt. Denkmäler erinnern heute in Ruppichteroth, Waldbröl und Hennef an die Schmalspurbahn, deren letzten Gleise 1967 demontiert wurden. (wg)

An die Bröltalbahn erinnert auch ein Eisenbahnmuseum an der Bahnhofstraße 23 in 53567 Asbach/Westerwald. Öffnungszeiten: Apr. – Okt. jeweils am zweiten Sonntag im Monat 11 – 17 Uhr | www.museum-asbach.de

2. Saftiges von der Wiese

Äpfel hängen an einem Baum

Von Streuobstwiesen kommen viele der Früchte, die in der Fruchtsaftkelterei Weber in Lindscheid zu Saft verarbeitet werden.

Von Streuobstwiesen kommen viele der Früchte, die in der Fruchtsaftkelterei Weber in Lindscheid zu Saft verarbeitet werden. Wer die Kreationen des Familienbetriebs vom naturtrüben Apfelsaft bis zur Streuobstschorle probieren möchte, sollte den „Saftladen“ vor Ort besuchen. Wer nach der Wanderung einkehren mag, findet dazu in Ruppichteroth unter anderem an St. Severin Gelegenheit. (wg)

Fruchsaftkelterei Weber, Lindscheid, 51588 Nümbrecht, Mo – Sa 9–13 Uhr, Di/Do/Fr zus. 15–18 Uhr | www.webersaft.de

Wirtshaus an St. Severin, Burgstraße 25, 53809 Ruppichteroth, Di – So ab 17 Uhr | wirtshaus-ruppichteroth.de

3. Schwere Handarbeit

Zwei Zimmerleute aus Metall, die Arbeit an Holzbalken zeigen

Zwei Zimmerleute aus Metall zeigen dem Wanderer an der Infotafel G des Fachwerkwegs wie Balken oder Dielen geschnitten wurden.

Wie früher ein Baumstamm allein mit Muskelkraft zu Balken oder Dielen geschnitten wurde, zeigen dem Wanderer zwei Zimmerleute aus Metall an der Infotafel G des Fachwerkwegs.

Drei Jahre und einen Tag gehen einige Zimmermannsgesellen auch heute noch nach Abschluss ihrer Lehrzeit auf Wanderschaft, um bei anderen Handwerksbetrieben zu lernen. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war diese „Walz“ Voraussetzung, um die Meisterprüfung abzulegen. So verbreiteten sich verschiedene Handwerkstechniken und Konstruktionen im Fachwerkbau. Im frühen Mittelalter brachten Einwanderer unterschiedliche Hausbauformen mit ins Bergische Land. Sächsische Siedler importierten das Hallenhaus, fränkische den Haufenhof. Heute gibt es auch einige Mischformen.

Auch die Bezeichnung „Schlitzohr“ hat ihren Ursprung in der Walz. So war es früher Usus, einem Wandergesellen bei besonders unehrbarem Verhalten seinen in der Regel wertvollen, als Notgroschen dienenden Ohrring herauszureißen. Das äußere Zeichen des „Schlitzohrs“ zeigte, dass der Geselle aus der Zunft ausgeschlossen war. Erhalten hat sich die Bezeichnung „Schlitzohr“ für listige, durchtriebene Menschen.

Gewinnspiel zum Wandertag-Extra

Eine Ballonfahrt über das Bergische Land, die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ zur Verfügung gestellt wird, verlosen wir unter allen Wanderern, die die Frage zu dieser und den anderen Wandertag-Extra-Folgen an den Samstagen seit dem 15. Juli richtig beantworten und die Lösung mit ihrem Namen, ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer an folgende E-Mail-Adresse senden:

magazin@tageszeitung.koeln

Wer nur eine Frage der fünf Wandertag-Extra-Folgen richtig beantwortet, kann Büchersets (Wandertag Bände 1 bis 4) aus dem Shop des KStA oder Gastronomiegutscheine von „Das Bergische“ gewinnen.

Einsendeschluss für alle Folgen des Wandertag-Extra-Gewinnspiels ist am Montag, 16. Oktober 2023 (der Tag nach den Herbstferien).

Die Frage zur vierten Wandertag-Extra-Folge lautet:

Wie heißt das Haus, das auf Bild 3 der Infotafel E des Fachwerkwegs zu sehen ist?

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veranstalter des Gewinnspiels ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie unter:

www.ksta.de/gewinnspiel-agb