Wer sich entlang des Rheinufers bewegt, schlängelt sich oft durch die Touristenströme und weicht den zahlreichen gezückten Handykameras aus.
Viele verkennen dabei, dass es sich meistens lohnt, auch selbst mal einen Blick durch die Kamera zu werfen.
Ob Dom, Rhein oder Brückenpanorama: Der Kölner Fotograf Joachim Rieger verrät uns die besten Fotomotive entlang der Kölner Rheinbrücken und gibt Tipps für das optimale Köln-Foto.
Köln – Für den Klassiker ist sich Joachim Rieger nicht zu schade. Mitten auf der Hohenzollernbrücke zückt er sein Handy und nimmt die Liebesschlösser ins Visier, die wie ein bunter Wandteppich den Zaun neben dem Fußweg dekorieren. Mit weißem Leinenhemd steht er im Wind und wirkt wie einer der vielen Touristen, die eine nette fotografische Erinnerung aus Köln mit nach Hause nehmen wollen. Doch Rieger ist Kölner. Und professioneller Fotograf.
„Der Reiz besteht darin, auch in der eigenen Stadt immer wieder neue Perspektiven zu entdecken“, sagt er und präsentiert sein Display. Eingerahmt von den Streben der Brücke und den Vorhängeschlössern verschwimmt auf seinem Foto die romanische Basilika St. Kunibert unscharf im Hintergrund.
Genauso wie sich ein Florist vermutlich nie Blumen zum Geburtstag wünschen würde, weil es so alltäglich wäre, kämen Kölner wohl nicht auf die Idee, ihre Stadt genau dort zu erkunden, wo sie am touristischsten ist. Und schon gar nicht mit Kamera. Deshalb nehmen wir Joachim Rieger mit auf unsere Wanderung über sechs Rheinbrücken – von der Hohenzollernbrücke bis zur Südbrücke.
Vorbei an so ziemlich allen Postkartenmotiven, die diese Stadt zu bieten hat. „Genau solch ein Experiment kann zum Schlüsselerlebnis werden, weil man die Stadt aus anderem Blick sieht.“ Vor drei Jahren hat er den Rhein für einen Fotoband von der Quelle bis zur Mündung erkundet. Entstanden sind echte Hingucker. Auf seine Profiausrüstung hat er verzichtet, alle Bilder sind mit dem Handy entstanden.
Blanker Himmel, dazu die Stahlstreben der 1907 erbauten Bogenbrücke – viel mehr braucht es nicht für ein schönes Foto. Bevor wir zum Rheinboulevard abbiegen, zieht es den Fotografen unter die Brücke.
„Das Natursteinfundament der Brücke bildet einen schönen Rand für ein Bild“, weiß er und drückt auf sein Handy. Im Hintergrund recken sich die Kranhäuser in die Höhe, eine Bahn fährt über die Deutzer Brücke, vorne lassen Teenager die Beine von der Kaimauer baumeln. Willkommen im Großstadtdschungel.
Eilig hat es Joachim Rieger nicht, er strahlt eine behagliche Gemütlichkeit aus. „Sich Zeit zu lassen ist vielleicht der wertvollste Tipp, um schöne Motive zu entdecken“, sagt er. Auf dem Boulevard, der Haupttribüne mit Altstadtblick, lässt sich das klassische Selfie mit Dom-Hintergrund machen. Ehrensache. Dann führt der Weg weiter zur Deutzer Brücke, der architektonisch wohl unspektakulärsten Flussquerung.
Das war mal anders, denn 1913 wurde hier die Deutzer Hängebrücke errichtet, eine ansehnliche Architektur, die als Vorbild für Brücken in Tokio und Pittsburgh diente. Doch am 28. Februar 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, brach die Hängebrücke zusammen, als Soldaten in Militärfahrzeugen und Hunderte Zivilisten vor den Alliierten ins Rechtsrheinische fliehen wollten.
Treppenaufgänge und Hängebrücken
Wer aufmerksam die neue Deutzer Brücke quert, entdeckt linksrheinisch ein Überbleibsel der Hängebrücke – eine stählerne Erinnerung. Neben der Wendeltreppe, die hinab zur Uferpromenade führt, beugt sich Rieger über das Geländer und drückt auf den Auslöser. Die runden Treppenaufgänge haben es ihm angetan.
In der Abendsonne werfen Radfahrer, Fußgänger und das Brückengeländer lange Schatten – ein schöner Spezialeffekt für ungewöhnliche Motive. Ganz ohne solche Spielereien besticht die Drehbrücke, die hinüber zum Rheinauhafen führt. Bereits seit 1896 führt hier die Stahlfachwerkträgerbrücke über den Seitenarm des Flusses.
Vorbei am Schokoladenmuseum und dem Deutschen Sport- und Olympiamuseum führt unser Weg zur Severinsbrücke mit ihrem charakteristischen A-förmigen Pylon. Plötzlich hat es Rieger eilig. Ein Kanufahrer paddelt aus dem Deutzer Hafen hinaus auf den Rhein.
Angler und Kanuten sorgen für Leben
„So etwas ist Glück und sorgt für Leben. Dadurch lassen wir die reine Architekturfotografie hinter uns, in dieser Beziehung gibt die Severinsbrücke sehr viel her.“ Angler seien auch ein netter Blickfang, als Vordergrund für seine Fotos wählt Rieger auch gerne die monströsen Schiffsfestmacher an den Uferwänden. Bei Niedrigwasser ragen immer wieder Sandbänke in den Fluss – für Rieger sind dies beliebte Standorte für gute Fotos.
Auf der Schäl Sick, wie das rechte Rheinufer genannt wird, zieht der Dom den Blick fast magisch an. „Natürlich gehört das Wahrzeichen der Stadt auf Fotos. Aber er muss nicht immer im Vordergrund stehen“, rät Rieger.
Deutzer Drehbrücke als Liebling
In der Abenddämmerung, erzählt er, habe er schon Stunden unter der Severinsbrücke verbracht und Motive ausprobiert. Vor allem die alten Schienenstränge der Linie 7, die unmittelbar am Rhein entlangführen, fesseln seine Aufmerksamkeit.
Mit Blick auf den Rheinauhafen lässt sich am Hafenbecken entlangschlendern, der asphaltierte Weg endet direkt an der Deutzer Drehbrücke. „Meine absolute Lieblingsbrücke. Dieses Motiv mag ich auch als Schwarz-Weiß-Aufnahme sehr gerne.“
Parallel zur Alfred-Schütte-Allee führt der Weg zur Südbrücke mit ihren mächtigen Pfeilern. Das Bauwerk gehört der Deutschen Bahn, über die Brücke rollen überwiegend Güterzüge, die Flussquerung misst 536 Meter.
Neben der Brücke versuchen sich Skater auf diversen Rampen an rasanten Kunststücken. Noch ein schönes Motiv. Aber der Handyspeicher ist reich gefüllt mit schönen Aufnahmen der eigenen Stadt. Mit der Bahn fahren wir zurück zum Ausgangspunkt, dem Dom. Noch schnell ein Foto? Auf keinen Fall. Wir sind ja keine Touristen.
Weiterführende Tipps
Der Ausgangspunkt: Unsere Brückentour beginnt an der Hohenzollernbrücke. Die Brücke ist mit den Stadtbahnlinien zu erreichen, die bis Dom/Hauptbahnhof fahren. Oder mit dem Bus bis zum Breslauer Platz.
Die Strecke: Die Tour hat eine Länge von rund sechs Kilometern, lässt sich aber auch abkürzen. Statt eine Brücke zu überqueren, einfach zur nächsten Brücke gehen.
Der Foto-Tipp: Für schöne Fotos ist keine Profiausrüstung erforderlich. „Jedes Smartphone verfügt inzwischen über Filter, mit denen sich verschiedene Stimmungen auf Fotos erzeugen lassen“, sagt der Fotograf Joachim Rieger. Für die Bildbearbeitung empfiehlt er die kostenlose App „Snapseed“.
Pause: Für ein Picknick eignen sich die rechtsrheinischen Wiesen hinter der Südbrücke. Am Ende der Wanderung liegt linksrheinisch der Friedenspark, der ebenfalls Wiesen und auch Bänke für eine Pause bietet.
Beste Zeit: Gute Lichtverhältnisse sind wichtig für gute Bilder. Ein Spaziergang am späten Abend ist geeignet. Aber auch bei leicht wolkigem Wetter lassen sich tolle Aufnahmen erzielen.
Die Alternative: Schöne Fotos lassen sich auch vom Wasser aus machen. Die Schiffe der KD legen vom Altstadtufer bis zu sechsmal täglich zur einstündigen Panoramafahrt ab. Außerdem legt die „MS Rheincargo“ vom Steiger 10 zur dreistündigen Hafenrundfahrt ab.
Süßes Picknick mit Aprikosen-Streuselkuchen mit Vanille
Zutaten für 12 Portionen:600 g Mehl150 g Zucker1 Pck. Vanillezucker1 kräftige Prise Salz400 g Butter900 g Aprikosen1 Msp. Backpulver180 g Puderzucker4 Eier120 ml Milch
Zubereitung:Für die Streusel 200 g Mehl, 150 g Zucker, ½ Päckchen Vanillezucker, eine Prise Salz und 150 g kalte Butter mit den Händen zu groben Streuseln formen und beiseitestellen. Aprikosen waschen, halbieren und den Kern entfernen. Aprikosen achteln und beiseitestellen. Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen.
Ein tiefes Backblech mit Backpapier auslegen. 400 g Mehl mit Backpulver mischen. 250 g weiche Butter mit Puderzucker, dem restlichen Vanillezucker und einer Prise Salz cremig rühren. Nach und nach die vier Eier unterrühren. Die Mehlmischung im Wechsel mit der Milch hinzufügen und zu einem glatten Teig rühren.
Teig gleichmäßig auf dem Backblech verteilen. Aprikosen darüber geben und leicht andrücken. Zum Schluss die Streusel über dem Obst verteilen. Blechkuchen auf der zweiten Schiene von unten etwa 50 Minuten backen. (Rezept: Julia Floß)