Wandern in KölnDurch den violett-roten Frühherbst des alten Militärübungsplatzes
- Wenn die Calluna blüht, ist eine Wanderung durch die Wahner Heide besonders reizvoll.
- Auf dem Gelände befindet sich unter anderem eine alte Einsiedlung, eine Panzerpiste und die erste Telegraphen-Verbindung nach Berlin.
- Das Verlassen der Wege ist strengstens verboten. Am Ziel lockt eine zünftige Waldwirtschaft.
Der Morgennebel hängt noch in den lichten Eichenwäldern, Tau lässt das Heidekraut, die Calluna vulgaris, in den ersten Sonnenstrahlen des Tages glitzern, während die Wanderschuhe Spuren im sandigen Pfad am Fuße des Telegraphenbergs hinterlassen. Rund um den mit 134 Metern höchsten Berg der Wahner Heide ist es im Frühherbst besonders reizvoll, wenn die Heide blüht und die faszinierende Landschaft in ein violett-rot leuchtendes Meer verwandelt.
Jahrelange Nutzung als Militärübungsplatz
Dass es diese Landschaftsform gibt, hat viel mit jahrhundertelanger Beweidung und Bewirtschaftung sowie der Nutzung als Militärübungsplatz ab 1818 zu tun. Seit Abzug der belgischen Streitkräfte Anfang der 2000er Jahre wurde der Übungsplatz zwar deutlich verkleinert, durch militärisches Terrain geht’s aber dennoch, nachdem wir den Mauspfad überquert haben und durch Wald zu einer großen Quarzitplatte hinaufsteigen.
Auf ihr wurde 1670 eine Einsiedelei (Eremitage) von Franziskanern errichtet, die von Almosen lebten. Offenbar nicht schlecht, was schließlich den Kölner Erzbischof auf den Plan rief, der die „sündige“ Einsiedelei 1833 abreißen ließ.Über sandige Wege geht’s in die offene Heide, die hier unter anderem von einer Schafherde in einem der größten Naturschutz-, Natura-2000- und Vogelschutzgebiete des Landes erhalten wird.
König Friedrich Wilhelm lll. von Preußen ließ optischen Telegrafen errichten
Wir folgen der uralten Handelsverbindung Eisenweg, einer ehemaligen Feldbahntrasse und den Betonsteinen einer alten Panzerpiste. Das Verlassen der Wege ist strengstens verboten. Freigegeben sind – auch aus Naturschutzgründen – in der gesamten Wahner Heide nur Wege, an denen Pfähle mit roten Enden stehen. Das gilt auch für den Kuckucksweg, der uns am Rand einer fantastisch blühenden Heidefläche wieder zum Eisenweg am Fuß des Telegraphenbergs führt.
Auf dessen Gipfel ließ der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ab 1832 einen optischen Telegrafen errichten. Mit Hilfe seiner sechs Flügelsignale und 61 weiterer solcher Telegrafenstationen ließen sich Botschaften binnen 30 Minuten von Berlin bis Koblenz übertragen.
Von hier aus ist auch das Gelände des seit den 1950er Jahren im Herzen der Heide stark gewachsenen Flughafens Köln/Bonn zu sehen. Allzu lange brauchen wir nicht mehr, um vom Telegraphenberg die Waldwirtschaft Heidekönig am Forsthaus Telegraph zu erreichen. Und damit eine zünftige Einkehr.
Die Wanderung im Detail:
1. Vom Parkplatz am Schützenhaus den Sebastianusweg hinaufgehen, den Mauspfad überqueren und auf der anderen Seite dem Pfad mit der Heidschnuckenkopf-Markierung (gelb auf schwarzem Grund) in den Wald bergauf folgen. An der ehemaligen Eremitage vorbei, noch 200 m bergauf, dann an der T-Kreuzung links gehen.
2. Nach gut 200 m dem Weg durch eine Rechtskurve folgen, danach immer geradeaus und nach gut 500 m an T-Kreuzung rechts bis zu einem oft zum Parken genutzten Platz an der Altenrather Straße (Einstieg bei Anreise mit Bus).
3. Auf Platz gleich nach links und an der nächsten Ecke schräg links dem Sandweg mit Heidschnuckenkopf-Markierung bergauf folgen.
4. Nach ca. 400 m an T-Kreuzung mit breitem Schotterweg rechts abbiegen und nun der Eidechsen-Markierung auf dem Eisenweg folgen. Bald geht’s auf Beton bergan bis auf einen Querweg (Planitzweg). Diesem mit der Eidechsenmarkierung nach links, bald in den Wald bergab folgen. Nach ca. 1,6 km versperrt eine Schranke den Weg (Sperrgebiet). Hier links abbiegen und dem „Pingenweg“ mit der Eidechsenmarkierung durch den Wald und über eine Heide-Freifläche folgen.
5. Kurz bevor der Weg wieder in den Wald führt, vor einem roten Pfahl links abbiegen. Den leicht nach links führenden breiten Sandweg sofort wieder verlassen und geradeaus auf einen schmalen Pfad (Kuckucksweg) gehen, dessen roten Pfähle anzeigen, dass seine Nutzung gestattet ist. Der Pfad führt parallel zur Freifläche durch den Wald, quert einen breiteren Weg und führt dann auf einem zweiten nach rechts bis zum Eisenweg.
6. An der Kreuzung mit dem geschotterten „Eisenweg“ folgen wir der Heidschnuckenmarkierung nach links.
7. Nach ca. 400 m biegen wir scharf rechts auf einen Sandweg ab (Eidechsenmarkierung), der vorbei an einer Infotafel mit Bodenprofil zum Telegraphenberg hinaufführt. Oben halten wir uns hinter dem Leuchtfeuer links und folgen der Eidechsenmarkierung zum Stellweg und auf diesem nach rechts. Nach ca. 300 m links abbiegen zur Einkehr Heidekönig/Forsthaus Telegraph. Vor dem Forsthaus rechts und am Ende des Parkplatzes auf Pfad mit Eidechsenmarkierung bergab. Den Mauspfad überqueren und geradeaus auf Pfad in den Wald, bis der Pfad auf einen breiten Weg stößt. Diesem nach links am Zaun entlang folgen.
8. Nach ca. 200 m verlassen wir den Eidechsenweg, indem wir uns an einer Gabelung links halten. Nach ca. 200 m erreichen wir einen Wanderparkplatz und gehen gleich am Beginn rechts auf einem Weg weiter durch den Wald.
9. Nach ca. 600 m an Kreuzung schräg rechts gehen, bald am Zaun entlang nach rechts um eine Zaunecke, dann nach wenigen Metern schräg links und nach 200 m an einer Bank zwei mal links auf einem Pfad zurück zum Ausgangspunkt.
Informationen zur Wanderung:
Start & Ziel: Parkplatz am Schützenhaus, Sebastianusweg 1, 53842 Troisdorf. Falls dieser belegt ist, einen der anderen Wanderparkplätze am Mauspfad nutzen (siehe Karte).
Länge/Dauer: ca. 9,6 km, ca. 3 Std.
Anfahrt: Mit dem Auto: Von Köln A 59 in Richtung Bonn bis AS Wahn (35), an Ampel der Heidestraße nach links folgen. Nach 780 m dem Straßenverlauf durch eine Rechtskurve auf den Linder Mauspfad folgen. Der Straße 5,3 km folgen, dann rechts in den Sebastianusweg abbiegen und zum dortigen Parkplatz fahren. ÖPNV: Ab Köln Hbf mit Regionalbahn 27 Richtung Koblenz bis Troisdorf, weiter mit Buslinie 506 Richtung „Lohmar Schulzentrum“ bis „Wahner Heide Fliegenberg“. Einstieg an Nummer 3 der Wegbeschreibung und dann – von der Straße aus gesehen – dem Weg in der rechten hinteren Platzecke mit der Heidschnuckenmarkierung bergan folgen.
Profil: Die Tour führt über teils geschotterte, teils sandige Wald- und Heidewege und -pfade, Gesamtaufstieg/-abstieg: ca. 120 Höhenmeter.
Karte/Infos: Wahner Heide Karte, 4. Auflage 2012, Gaasterland-Verlag oder im Internet als pdf-Dokument.
Holger Sticht: Natur- und Kulturführer Wahner Heide, 4. Auflage 2012, Gaasterland-Verlag, ISBN 3-935873-07-7
GPS-Daten: Stichwort „Wandertag September 2019 Wahner Heide“ auf:www.gpsies.com
Einkehrmöglichkeiten:
Waldwirtschaft Heidekönig, Dienstag bis Sonntag ab 11.30 Uhr, Mauspfad 3, 53842 Troisdorf, Tel. 0 22 41/1 45 31 50www.der-heidekoenig.de
Forsthaus Telegraph, Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr, Sonntag außerdem 12 bis 15 Uhr (Reservierung!Mauspfad 3, 53842 Troisdorf, Tel. 0 22 41/7 66 49www.forsthaus-telegraph.de
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