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„Anna Seibert“Spitzenkoch geht neue Wege – und kocht nun wie bei Oma

Lesezeit 3 Minuten
Anna Seibert

Carsten Henn probierte das Perlhuhn.

  1. Spitzenkoch Benedikt Frechen geht neue, gutbürgerliche Wege: Im „Anna Seibert“, das er nach seiner Großmutter benannt hat, gibt es feine, regionale Küche.

Rheinbach – Man muss die Power auf die Straße bringen“, heißt es bei Rennfahrern. Dass der 34-jährige Benedikt Frechen die Power hat, bewies er acht Jahre im „Clostermanns Hof“ in Niederkassel, wo er sich 16 Gault-Millau-Punkte erkochte. Jetzt startet er mit eigenem Restaurant in Rheinbach durch, das nach seiner 93-jährigen Großmutter „Anna Seibert“ benannt ist. In dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert will Frechen eine „feine regionale Küche“ bieten.

Der nette Service bringt als erstes Brot, aufgeschlagene Butter und einen Gruß aus der Küche. Auf Holzlöffel und -brett gibt es zwei Pilzspezereien. Das fängt gut an! Leider geht es nicht ähnlich gut weiter. Der in einem kleinen roten Kochtopf servierte Durchschnitts-Kürbissuppe mit Kürbiskernen und Kernöl mangelt es an Pfiff; noch enttäuschender das darauf liegende Ochsenbackencigarillo: zu fettig und zu wenig Fleisch im Verhältnis zum Teig. Bei der kalten Vorspeise „Herbstgemüse“ wird Gemüse mit Zwiebelhonig, Sonnenblumenkernen, Pumpernickelcrunch und Feldsalatpesto vereint – eine süßlich-schwere Angelegenheit, Frischeakzente und nuancierende Säure fehlen.

Beim Entrecote zeigt Benedikt Frechen, dass er mit Fleisch umzugehen weiß. Die leckere Senfsauce schmeckt, als hätte Oma Seibert sie selbst gemacht, aber die Speckböhnchen sind nur Standard, und vom ordentlichen Kartoffelgratin gibt es zu wenig.

Risotto wie ein Nachtisch

Das Risotto mit gehobelten rohen Champignons schmeckt wegen des süßen Pilzstaubs fast wie ein Nachtisch und hat nicht genug Biss. Besser gelingt das Perlhuhn mit „Allerlei vom Zuckermais“. Der Gang sieht (als einer von wenigen) aus wie Fine Dining und schmeckt auch so. Da ist manches gerollt, der Mais auch mal angerillt, Brotchips bieten Crunch. So schön und kunstvoll der Obazda angerichtet ist, so lieblos das Tiramisu mit Zwetschge und Mandelgebäck im hohen Glas. Ein enttäuschender und mit 7,50 Euro zu hoch bepreister Gang zum Finale.

Anna Seibert 3

Im denkmalgeschützten Fachwerkhaus hat Spitzenkoch Benedikt Frechen ein eigenes Restaurant eröffnet. 

Kein Gericht wird vom Service annonciert, allerdings ist das auch kein Muss in einer gutbürgerlichen Küche. Die Weinkarte dürfte aber selbst hier deutlich inspirierter sein, und Jahrgangsangaben sind essenziell. Bei aller Kritik: Das „Anna Seibert“ ist ein Restaurant in Findung, das Konzept wirkt noch unentschlossen. Manche Gerichte sind sehr einfach, ja zu einfach, andere dagegen kleinteilige, gehobene Küche.

Wo will Benedikt Frechen mit seiner Power hin? Der Event-Kalender mit Haxenwochen, Gänseessen und Werbung für Kommunionfeiern weist auf ein gutes Dorf-Gasthaus hin. Je konsequenter Frechen diese Linie verfolgt, desto schlüssiger sein Restaurant. Dann gerne auch als kulinarisches Schaufenster der Zutaten aus der Region.

Anna Seibert, Am Bürgerhaus 5, 53359 Rheinbach, Tel. 02226/8923713, Do-Di 11.30-14 Uhr & 17.30-22 Uhr,anna-seibert.de

Das haben wir gegessen

  1. Herbstgemüse / Feldsalatpesto / Sonnenblumenkerne / Zwiebelhonig / Pumpernickelcrunch // 10 Euro
  2. Entrecote / Speckböhnchen / Senfsauce // 26 Euro
  3. Obazda / eingelegte Radieschen / Röstbrot // 8 Euro
  4. Suppe / Ochsenbackencigarillo / Kernöl // 9,50 Euro
  5. Perlhuhn / Allerlei vom Zuckermais / Lauchsalat / Senfdressing // 12 Euro
  6. Risotto / Champignon / Champignonsalat// 14 Euro

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