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Henns GeschmacksacheIm Kölner  „La Société“ geht mittags jeder Gang aromatisch auf die Zwölf

Lesezeit 3 Minuten
07.11.2024, Köln: Das Restaurant "La Société" für die Serie "Henns Geschmackssache".
copyright Michael Bause

Auch mittags einen Besuch wert: Das Restaurant „La Société“

Das Restaurant in der Kyffhäuserstraße hat nun auch mittags auf – als „La Société Bistro“.

Ich liebe es, mittags schön essen zu gehen. Leider ist das immer seltener möglich – aufgrund der aktuellen Herausforderungen an die Gastronomie nicht verwunderlich. Das „Le Moissonnier“ schwamm voll gegen den Trend, als sie das Abendgeschäft einstellten und nur noch auf den Mittag setzten. Aber ansonsten? Wer mittags auf Sterneniveau essen will, kann das in Köln außerdem noch bei „La Cuisine Rademacher“, „MaiBeck“, „Zur Tant“, samstags auch im „Sahila“ – sowie neuerdings im „La Société“.

Und jetzt kommt’s: von Samstag bis Montag! Wobei das Mittagsangebot unter „La Société Bistro“ firmiert, streng genommen also ein Pop-Up im Sternerestaurant ist – natürlich vom selben Team betrieben. Keine der Speisen findet sich in der Abendkarte, aber Zutaten können schonmal hier wie dort auftauchen. Bei einer so saisonal konzipierten Küche wie hier hätte mich anderes auch irritiert.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Angeboten werden ein Drei-Gang-Menü sowie ein paar Klassiker: Gänseleberterrine, Eifler Rindertartar, Fischsuppe sowie Austern und ein Käseteller. Man kann, bestätigt mir Chefkoch Leon Hofmockel, auch einfach nur auf eine Suppe und ein Glas Wein hereinkommen. Zudem ist das Menü nicht in Stein gemeißelt, sondern kann abgeändert werden.

07.11.2024, Köln: Das Restaurant "La Société" für die Serie "Henns Geschmackssache".
copyright Michael Bause

Mittags wird es hinter diesen Türen locker und unkompliziert. Dem Geschmackserlebnis tut das unserem Kritiker zu Folge keinen Abbruch.

Es soll locker und unkompliziert zugehen. Eben wie im Bistro. Deshalb gehören Grüße aus der Küche und Petit Fours auch nicht zum Konzept. Aber wer einen Wein auswählen will, kann auf die gesamte Restaurantkarte zugreifen, die einige ganz besondere Preziosen für Wein-Connaisseurs bereithält. Neben Klassikern auch schwer Angesagtes wie Emidio Pepe oder Labet.

Hauptgericht begeistert schon beim ersten Bissen

Schon mit der ersten Vorspeise beweist Hofmockel, dass er sein Handwerk beherrscht wie kaum ein Zweiter in Köln. Die kühle Gänseleberterrine besitzt herrlichen Schmelz, gleitet dabei aber nie ins Fettig-plumpe ab, das begleitende Ananas-Apfel-Ingwer-Kompott mit Szechuan Pfeffer addiert Fruchtigkeit und feine Schärfe. Große Klassik!

Gänseleberterrine mit Ananas-Apfel-Ingwer-Kompott und geröstetes Brioche

Mit Kühle und Schmelz: Gänseleberterrine mit Ananas-Apfel-Ingwer-Kompott

Dasselbe gilt für die Fischsuppe „La Société“, die mit Wolfsbarsch, Kabeljau und Zander nicht nur viel Einlage bietet, sondern aromatisch auch eine echte Wucht ist. Sehr intensiv, wobei nicht nur Safran, sondern auch Orange eine entscheidende Rolle spielt. Deswegen nennt Hofmockel die Suppe auch nicht Bouillabaisse, sonst würden ihm die Traditionalisten aufs Dach steigen. Es steht sogar Suppe zum Nachgießen auf dem Tisch, so etwas schätze ich ja sehr. Dazu der Tradition entsprechend: knuspriges Röstbrot mit Sauce Rouille.

Fischsuppe „La Société“ mit Safran, Orange, Fenchel und Röstbrot mit Sauce Rouille

Fischsuppe „La Société“ mit Safran, Orange, Fenchel, dazu gibt es Röstbrot mit Sauce Rouille.

Das eigentliche Drei-Gang-Menü beginnt mit gebeizten und geflämmten roten Gamberoni, kombiniert mit Wolfsbarsch, Kohlrabisalat, Pistazien und einer Apfel-Meerrettich-Vinaigrette, die Vollgas gibt. Überhaupt prägt Hofmockels Küche, dass er aromatisch stets auf dem Pedal steht, ohne dass seine Gerichte dadurch die Balance verlieren. Im Abendmenü gibt es auch mal leisere Töne, mittags geht jeder Gang auf die Zwölf.

Rote Gamberoni, gebeizt und geflämmt, mit Kohlrabisalat, Pistazien und Apfel-Meerrettich-Vinaigrette

Rote Gamberoni, gebeizt und geflämmt, mit Kohlrabisalat, Pistazien und Apfel-Meerrettich-Vinaigrette

Auch das Hauptgericht mit perfekt gegartem Eifler Reh begeistert schon beim ersten Bissen. Gleichermaßen kraftvoll wie nuanciert, mit Akzenten von Schärfe, Säure und viel Umami. In Berberitze eingelegter Muskatkürbis, Selleriecreme mit Nussbutter und geschmortes Spitzkraut begleiten herzhaft.

Nachdem Sommelier Maximilian Altermann zu den Gamberoni einen würzig-frischen Théia der Domaine Bretaudeau einschenkte (ein Melon de Bourgogne von der Loire), kommt zum Reh ein animierender Isteiner Spätburgunder vom Weingut am Klotz ins Glas.

Reh mit Selleriecreme mit Nussbutter, geschmortes Spitzkraut & eingelegter Muskatkürbis

Eifler Reh begeistert, es kommt mit Selleriecreme, Nussbutter, Spitzkraut und Muskatkürbis.

Das Menü endet fruchtig-leicht mit einer Kombination von Kokosschaum, Maracujaeis mit Buttermilch, Apfel-Shisosorbet und Minze. Netter Service, tolles Tempo – ich wünschte, ich könnte jeden Mittag so schlemmen.

Passionsfrucht mit Kokosschaum, Maracujaeis mit Buttermilch, Apfel-Shisosorbet und Minze

Das Menü endet fruchtig-leicht: Passionsfrucht, Kokosschaum, Eis von der Maracuja und Apfel-Shisosorbet bilden ein Dessert.

Fazit: Auch mittags eine Wucht! Ein perfekter Einstieg in die aromastarke Küche dieses wunderbaren Kölner Sternerestaurants. Bewertung: 6 von 6

La Société| Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln | Tel.: 0221 - 23 24 64 | Sa-Mo 12-15 Uhr, Do-Mo 18.30-24 Uhr | www.restaurant-lasociete.de

Henns Auswahl: Lunchmenü (Drei Gänge) 69 €

  1. Fischsuppe „La Société“ 26 Euro
  2. Gänseleberterrine 29 Euro
  3. Eifeler Rindertatar 28 Euro