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„Henns Geschmackssache“Zwei Legenden – Das „Maca-Ronni“ wurde zum „Bosporus“

Lesezeit 3 Minuten
Das „Bosporus“ an der Kölner Hahnenstraße

Das „Bosporus“ an der Kölner Hahnenstraße

Bis 2013 überzeugte das „Bosporus“ in der Weidengasse. Jetzt ist es in den Räumen des alten „Maca-Ronni “zurück.

Von 1984 bis 2013 gab es in der Weidengasse ein Restaurant, das in Köln Kult-Status besaß. Denn als die meisten unter türkischer Küche nur Döner-Bude verstanden, wurde in Ali Balabans „Bosporus“ opulent getafelt. In der Hahnenstraße 16a befand sich bis vor Kurzem eine weitere jahrzehntealte kulinarische Institution: der Promi-Italiener „Maca-Ronni“. Eine Besonderheit hier: Live-Musik mit Klavier.

Sprung ins Hier und Jetzt. Aus dem „Maca-Ronni“ ist das „Bosporus“ geworden. Das Klavier steht noch (freitags und samstags kommen Pianisten) und Ali Balaban ist zwar nicht Betreiber, aber Restaurantleiter.

26.02.2025 Köln. Gastrokritik von Carsten Henn („Henns Geschmackssache“) über das „Bosporus“. Foto nicht aktuell. Bis 2013 überzeugte das „Bosporus“ in der Weidengasse als erster Türke, der nichts mit einer Döner-Bude gemein hatte. Jetzt ist es in den Räumen des alten „Maca-Ronni “zurück. Es gibt kein Foto von einem Gericht, da die Karte demnächst wechselt und man kein altes Gericht auf den Fotos sehen will. Foto: Alexander Schwaiger

Zweigeschossig und viel Platz: So zeigt sich das neue „Bosporus“ in der Hahnenstraße.

Das zweigeschossige Restaurant ist groß – dasselbe gilt auch für die Karte. Die letzte Speise trägt die Nummer 174, und auch wenn einige dazwischen fehlen, ist die Auswahl beeindruckend. Klar wird da nach Baukastensystem etliches zusammengesetzt und beim Fleisch häufig Lamm angeboten, aber man sollte trotzdem Zeit zum Studium des Angebots einkalkulieren.

Die heiße, geschmorte Aubergine entzückt garantiert

Das Geschirr ist ebenso elegant wie schön, das zur Begrüßung gereichte Brot allerdings trocken und die schwarzen Oliven belanglos. Dann kommen die Vorspeisen nicht gleichzeitig, dabei ist nicht viel los. Der Gemischte Vorspeisenteller besteht – was aus der Karte nicht ersichtlich ist – aus fünf Dips. Sie werden beim Servieren nicht annonciert, also heißt es raten. Sie sind gut abgeschmeckt, aber sehr kalt. Das Gegenteil in Sachen Temperatur gilt für den Klassiker „Der Imam fällt (vor Entzücken) in Ohnmacht“. Die heiße, geschmorte Aubergine ist butterweich und reichhaltig gefüllt, unter anderem mit roten Zwiebeln und Paprika. Entzückung garantiert.

Gefüllte Aubergine im Bosporus

Nicht nur der Imam fällt da vor Entzücken in Ohnmacht: Die Aubergine ist butterweich und reichhaltig gefüllt.

„Madamın Kaprisi“ ist unter den Hauptspeisen eine der ungewöhnlichsten: ein mit pikantem Lammfleisch gefülltes Crêpe. Leider ist die Ausführung schwach: der labberige und größtenteils geschmacklos Crêpe (mit ein wenig Käseraspel obenauf) bildet eine Halbkugel über dem zum Teil recht festen, kleingeschnittenen Lammfleisch. Dazu gibt es eine cremige Sauce, Reis (mit Kichererbsen), halbierte Ofenkartoffeln und etwas Gemüse.

„Madamın Kaprisi“ im Bosporus

Crêpe mit Lammfleisch gefüllt - hier gefiel unserem Kritiker die Ausführung weniger.

Die Beilagen sind beim Hühnerbrustfilet die gleichen, wobei der Gang durch Orangenstücke Frische erhält und das Geflügel zart gerät. Was schade ist: eine vegetarische Hauptspeise sucht man vergeblich.

Die größte Enttäuschung kommt allerdings zum Schluss. Kadayif in Form einer Schnitte mit Pistazien. Das Engelshaar ist komplett weich, darauf eine zu trockene und labberige Lage Kakaogries. Drei blasse Himbeeren und schrumpelige Basilikumblätter dekorieren das Ganze.

Kadayif im Bosporus

Die Nachspeise, eine Schnitte mit Pistazien, überzeugt leider nicht.

Wer mag, kann sich das mit ein paar Weinen – unter anderem aus der Türkei und Deutschland - schöntrinken. Hierbei gilt: flaschenweise sind die Tropfen deutlich kundenfreundlicher kalkuliert.

Eine Anmerkung noch: Bei Sternerestaurants bin ich es mittlerweile gewohnt meine Kreditkartendetails für eine Reservierung preisgeben zu müssen. Aber bei einem Lokal von der Größe und mit den Preisen des „Bosporus“? Fühlt sich nicht so gastfreundlich an wie die Kultur der Türkei es doch ist. Der Service - sämtlich schwarz gekleidet Herren – ist dagegen vorbildlich.


Henns Auswahl:

Bunter Vorspeisenteller 14,50

„Der Imam fällt in Ohnmacht“ 12,50

Mit Lammfleisch gefülltes Crêpe 34,50

Hühnerbrustfilet auf Creme-Sauce 28,50

Kadayif 9,50

4-Gänge-Menü 55 € oder 59 €

3-Gänge-Menü 49 €

Bewertung 3 von 6

Fazit: Große Auswahl, stattliche Portionen, freundliches Personal, aber die kulinarische Klasse des alten „Bosporus“ erreicht man nicht.


Hahnenstraße 16a, 50667 Köln; So, Di-Do 17-0, Fr-Sa 17-1 Uhr; Tel. 0221 - 27 25 99 33