Indisches Restaurant Raja Hindustani in Ehrenfeld„Die Samosas waren eine Offenbarung"
- Unsere Restaurantkritikerin Julia Floß ist gelernte Köchin und Patissière.
- In der Serie „Schmeckt's Frau Floss?" stellt sie regelmäßig kleine oder unbekanntere Restaurants in Köln vor.
- In dieser Folge: Was Sie im indischen Restaurant Raja Hindustani in Neu-Ehrenfeld unbedingt essen sollten..
Das ist so'ne Spelunke. Genau nach deinem Geschmack.“ Mein Bekannter grinst zufrieden. Als ob ich mich allabendlich mit einem Haufen pöbelnder Seebären in irgendwelchen finsteren Löchern volllaufen ließe. Frechheit. Ich lasse mich eben nicht von hübschen Fliesen und Glitzer-Deko ablenken. Schicke Inneneinrichtung beeindruckt mich zwar sehr, sie ist für mich aber kein Grund für einen Restaurantbesuch. Was bringt mir die Wand mit den 400 goldenen Winkekatzen, wenn das Essen belanglos ist? Die Tierchen sehen auf dem Selfie ja ganz hübsch aus, bringen mich kulinarisch aber nicht weiter.
Das Raja Hindustani ist eindeutig keine Spelunke, aber auch kein durchdesigntes Instagram-Paradies. An den Fenstern kleben orangefarbene Cocktail-Applikationen, im Gastraum prangt ein großer Spiegel mit roter Unterbodenbeleuchtung. Teile des Interieurs wurden vom Vormieter übernommen. Aber wen kratzt das, wenn das Essen gut ist?
Einigermaßen zufällig, nach einem verregneten Sonntagsspaziergang, lande ich im Raja Hindustani. Ich bin stets optimistisch, meine kulinarische Erwartung war aber eher bescheiden. Umso mehr Begeisterung brach bereits bei der Vorspeise aus.
Sehr leckere Samosas
Ich durfte schon viele Samosas probieren, aber diese frittierten Teigtäschchen waren eine kleine Offenbarung. Außen knusprig, innen saftig, die Kartoffel-Erbsen-Füllung hat eine gute Schärfe und schmeckt nach Kreuzkümmel und Fenchelsaat. Samosas haben mich selten so begeistert. Dazu gibt’s Minzjoghurt und Pickle, ein Chutney aus Mango, Chili, Ingwer, Knoblauch, Limetten und Tamarinde. Volle Punktzahl.
Im Hauptgang wähle ich Biriyani mit Eiern. Ein auf den ersten Blick recht unspektakuläres Gericht: Gebratener Reis mit Nüssen. Falsch! Biriyani ist nie unspektakulär, wenn’s richtig gemacht wird. Die Nüsse werden vorher in Ghee gebraten und dadurch schmecken sie intensiver und buttrig. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die köstlichen, geschmorten Zwiebeln und natürlich die geheime Gewürzmischung. Das Biriyani ist so gut, dass meine Begleitung sein völlig einwandfreies Linsencurry immer wieder beiseite schiebt und wir uns einen diabolischen Löffelkampf leisten. Und genauso sollte ein Restaurantbesuch ablaufen. Möglicherweise ohne Mundraub, aber mit einem steigenden Begeisterungslevel.
Tolle Küchenleistung
Zufällig saß ich wenige Tage vorher in einem vergleichsweise hippen indischen Restaurant auf den Ringen. Meine Begleiterin war von der Einrichtung und der gesamten Präsentation völlig verzückt – und wurde mit jedem Bissen ein bisschen gedimmter. Fazit: Fantastisches Interieur, fades Essen. Welches Restaurant werden wir wohl beim nächsten Besuch wählen? Das Hübsche oder das Leckere? Die oberste Priorität sollte doch immer die Küchenleistung sein und die ist im Raja Hindustani bemerkenswert gut.
Fazit: Überraschend gutes Essen, aufmerksamer Service.
Raja Hindustani, Eichendorffstr. 27, 50825 Köln,
☎ 0221/27729572 , Öffnungszeiten: täglich 12-14 und 17-22 Uhr
Das hat Julia Floß probiert:
Samosa // Frittierte Teigtaschen mit Karoffel-Erbsen-Füllung // 4,50 Euro
Tarka Dal // Rote Linsen mit Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und Kreuzkümmel // 9,50 Euro
Biriyani Anda // Eier mit gebratenem Reis, Mandeln, Rosinen, Tomaten, Zwiebeln, Erdnüssen, Joghurt und Gewürzen // 10 Euro
Murgh Korma // Hühnchen mit Rosinen, Kokosflocken und Cashewnüssen in milder Joghurt-Sauce // 9,90 €
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