Drei Dinge gibt es, die eine dirndlbekleidete Frau auf dem Oktoberfest als ahnungslose Volksfest-Touristin entlarven. Die Schleife der Schürze ist unordentlich gebunden und flattert schludrig an der Hüfte. Die Puffärmel der Bluse sind unter dem Dirndl eingeklemmt. Und das Mieder sitzt nicht eng genug.
Tosca Werner weiß, wie es besser geht. Die gebürtige Münchnerin hat sich vor zwölf Jahren im Rheinland niedergelassen, der Liebe wegen. Jetzt verkauft sie in Frechen gebrauchte Dirndl- und Trachtenmode im Second-Hand-Laden einer Bekannten. Ihr Wiesn-Wissen rund um den passenden Look gibt sie bereitwillig an ihre Kölner Kundschaft weiter.
Keine Ballerinas, bitte
Ihre Tipps: nicht zu kurz, nicht zu gewollt sexy und keine Ballerinas zum Dirndl. „Die Wiesn ist ein Traditionsfest und jede Frau wird mit dem Dirndl identifiziert, mit dem sie dort auftaucht.“ Modelle, die weit über dem Knie enden, sollten den jungen Mädchen vorbehalten bleiben – selbst dann, wenn die Trägerin wunderschöne Beine hat. Für den Einstieg rät Werner ihren Kundinnen oft zu einem schwarzen Dirndl, denn das lässt sich mit fast jeder farbigen Schürze optimal kombinieren. Schon vor Jahren ist der Kauffrau aufgefallen, dass viele Kölner an Weiberfastnacht und am Rosenmontag gerne Tracht anziehen – eine Bayerin würde das übrigens an Fasching nie tun.
Das Problem: Viele Karnevalsdirndl sind aus billigem Stoff gemacht und schlecht vernäht. „Zum Feiern in der Kneipe mag das ja ausreichen, doch viele Frauen möchten heute ein besseres Dirndl haben, aber gleichzeitig nicht so viel Geld dafür ausgeben.“ Bei einem ihrer Heimatbesuche in München nahm Werners Idee vom Dirndl-Export dann konkrete Formen an – mit Unterstützung ihrer Freundinnen. „Als Münchnerin hat man meist drei bis vier Dirndl im Schrank. Alle Modelle, die meine Bekannten nicht mehr benötigten, habe ich aufgekauft.“
Jetzt hängen die Kleider der Marken Wenger, Spieth & Wensky, Gössl und Stockerpoint in „Petis Second-Hand-Laden“ in Frechen-Königsdorf. Ab 45 Euro kosten die Dirndl, ab 17 Euro die Blusen. Die passenden Taschen und Lederhosen finden sich dort auch, Ladenbesitzerin Petra Hüppeler hat ihr Schaufenster und einige Regale für die Alpenmode frei geräumt.
Übrigens: Dirndlschleife links heißt ledig, rechts bedeutet vergeben. Was man noch falsch machen kann: „Sneaker und Ballerinas sehen zur Tracht nur an jungen Frauen süß und frech aus“, so die Dirndl-Expertin. Immer passend: Pumps mit moderatem Absatz.
Das wird geboten: Haxe, Weißwurst, Spießbraten, Brezn und viele andere typisch rheinische und bayrische Schmankerl. Außerdem ein buntes Live-Programm mit Künstlern wie Jürgen Drews, Olaf Henning, Micky Krause, Brings und vielen mehr. Nach Ende der Veranstaltung gegen 23 Uhr kann bei Vorzeigen der Eintrittskarte (zwischen 23.30 Uhr und 0.30 Uhr) mit kostenlosem Eintritt im Wiener Steffie weitergefeiert werden.
Kosten: 10 Euro, bis 21 Uhr freier Eintritt für alle Besucher im Oktoberfest-Outfit.
Das wird geboten: Getränkespecials und Live-Musik mit Künstlern wie Tim Toupet, Domstürmer und vielen anderen. Offizielle After-Show-Location für das große Oktoberfest am Südstadion.
Beginn: Jeden Freitag, Samstag und vor jedem Feiertag ab 21 Uhr
Kosten: nur Verzehr
Das wird geboten: Aktuelle Charts und Stimmungsmusik auf zwei Ebenen mit Gast-Künstlern wie den Paveiern, de Boore, Klüngelköpp, Anna-Maria Zimmermann und Michael Wendler. Für den kleinen Hunger werden Weißwürste und Brezen angeboten.
Zeit: 28. Sep bis 2. Oktober, Eröffnungsfeier am 2. Oktober
Beginn: 17.30 Uhr, danach täglich zu den regulären Öffnungszeiten
Kosten: nur Verzehr
Das wird geboten: Bastian Campmann, der Frontmann der Kölner Band Kasalla, eröffnet mit dem obligatorischen Bierfassanstich die rot-weiß-blauen Oktoberfestwochen. Danach gibt es Live-Musik von der Band „Almrausch“. Alle Gäste in Dirndl oder Lederhose bekommen ein Kölsch aufs Haus. Während des Oktoberfests op kölsche Art gibt es ein umfangreiches Programm sowie original bayerische Küche mit Wurstsalat, Nürnberger Rostbratwürstchen, Weißwürsten und Radi.
Das wird geboten: Blasmusik von den Original Lichtensteinern, außerdem kölsche Stars wie die Funky Marys, Uwe Engel und Colör. Für die hungrigen Besucher gibt es Weißwurst, Brezeln und Hofbräu Festbier. Durch den Abend führt die Münchenerin Baby Bubbles, eine Travestie-Künstlerin mit bayrischen Akzent. Unterstützt wird sie von dem kölschen Travestie-Star Sophie Russel.
Beginn: 19 Uhr (Einlass 18 Uhr), Rückkehr ca. 23 Uhr, Bordfest bis ca. 1 Uhr
Kosten: 37 bis 79 Euro
Das wird geboten: Zünftige „Musi“ zwischen Alpenland und Partysound mit einer bayerischen Live-Musikkapelle, Antonia aus Tirol und Vivian Lindt. Moderation: Stefan Verhasselt. Außerdem gibt es alpenländische Schmankerl und original Löwenbräu.
Tosca Werner ist überzeugt, dass 99 Prozent aller Frauen ein Dirndl steht, auch wenn der enge Sitz und die Puffärmel für Trachten-Neulinge anfangs ungewohnt sind. „Viele Kundinnen, die zu mir kommen, sind erst skeptisch und dann begeistert. Und oft kaufen sie das Modell, das vor dem Anprobieren gar nicht zu ihren Favoriten gehört hat.“ Auf dem Bügel wirkt die Tracht eben anders als am Körper. Ein Dirndlkauf mit umfassender Beratung dauert etwa eine Stunde. Oktoberfest-Insidertipps gibt’s von der Bayerin, die jetzt mit ihrer Familie in Bergheim-Glessen wohnt, gratis dazu: „Vor 18 Uhr im Bierzelt sein, sonst kommt man oft nicht mehr rein. Mit Kindern ist es am Wochenende abends zu voll, lieber unter der Woche auf die Wiesn gehen.“ Sie selbst geht am liebsten erst ins Augustiner- und dann ins Weinzelt.
Zum Schluss noch ihr Lieblingstipp, nicht nur für Kölner: „Bitte, bitte nicht den bayrischen Dialekt nachahmen. Das geht fast immer schief.“ Dann doch lieber an Karneval ein Dirndl anziehen.