„Sinn fürs Revolutionäre“Trierer Ladenbesitzerin belebt Karl-Marx-Viertel
Brigitte Biertz versucht, mit Marx als Marke ein Viertel zu beleben. Unsere Autorin Ina Henrichs besuchte sie in ihrem „Karl & Jenny Marx Shop“.
Frau Biertz, Sie führen einen Laden im Karl-Marx-Viertel. Wie läuft das Geschäft?
Die kleinen inhabergeführten Geschäfte haben es heutzutage angesichts des Online- Handels schwer.
Hilft Ihnen Marx als Marke nicht?
Schwer zu sagen. Dass es überhaupt ein Viertel dieses Namens gibt, geht nicht auf eine Initiative der Stadt, sondern unserer Interessengemeinschaft zurück. Das war 2014 und wir hatten damals das Gefühl, dass niemand das Jubiläum wirklich im Blick hatte und, dass es vielen noch merkwürdig erschien, ausgerechnet mit Karl Marx Geld zu verdienen. Es hat ein wenig gedauert, bis das Viertel von der Stadt anerkannt worden ist. Heute umfasst es 13 Straßen und einen Platz.
Was hat die Gründung bewirkt?
Die Menschen nehmen den Sohn ihrer Stadt offener wahr. Und sie nehmen anders Anteil an den Geschehnissen hier vor Ort. Das merke ich insbesondere an den Kommentaren auf meiner Facebookseite, auf der ich über die Geschichte von Marx, aber auch über Lokales wie die Neugestaltung des Platzes hier um die Ecke berichte. Wir setzen uns derzeit dafür ein, dass er Karl-Marx-Platz heißen soll. Aber auch das entpuppt sich als schwieriges Unterfangen. Aber die Leute haben mehr Sinn fürs Revolutionäre.
Sie auch?
Ja, schon. Die Aufgabe, ein Viertel zusammenzubringen und aufzubauen schien mir am Anfang fast zu groß. Aber allein, dass wir es geschafft haben, für unser erstes Fest im Viertel einen Teil der Straßen für die Autos zu sperren, kam ja schon einer Sensation gleich.
Was wünschen Sie sich?
Ich würde mir wünschen, dass wir auch Jenny von Westphalen, der Frau von Marx, ein Denkmal setzen könnten. Das war eine hochintelligente und mächtige Frau, die es verdient hätte, als Statue neben ihm zu stehen.
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