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„Zehntausende werden sterben“Hitzewelle im Juli wäre laut Forschern ohne Klimawandel unmöglich gewesen

Lesezeit 3 Minuten
Verbrannte Autos stehen nach einem Waldbrand im Dorf Kiotari. Auf Rhodos und in anderen Teilen Griechenlands toben als Folge einer enormen Hitzewelle Waldbrände.

Verbrannte Autos stehen nach einem Waldbrand im Dorf Kiotari. Auf Rhodos und in anderen Teilen Griechenlands toben als Folge einer enormen Hitzewelle Waldbrände.

Die vom Menschen gemachte Klimakrise mache Hitzewellen um mindestens das 950-fache wahrscheinlicher, berichten die Forscher. Noch sei die Lage nicht hoffnungslos, aber die Politik müsse nun handeln.

Für die tödlichen Hitzewellen in Europa und den USA ist die vom Menschen verursachte Klimakrise „unbestreitbar“ verantwortlich. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der „World Weather Attribution Group“ in einer neuen Analyse, über die unter anderem die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet.

Studie: Klimawandel führt „unbestreitbar“ zu tödlichen Hitzewellen auf der ganzen Welt

Die Ergebnisse der Studie können demnach belegen, dass Hitzewellen in Europa und den USA durch die globale Erwärmung mindestens um das 950-fache wahrscheinlicher geworden sind, heißt es in der Studie. Teilweise sei die Wahrscheinlichkeit sogar um das 4.400-fache gestiegen.

Dieses Ergebnis belegt aus Sicht der Forscher, dass die aktuellen Hitzewellen, die zu Waldbränden und schweren Unwettern führen, auf vom Menschen verursachte Emissionen zurückzuführen sind.

Für die Analyse nutzten die Forscher bewährte wissenschaftliche Methoden, um die Auswirkungen der Klimakrise auf die jüngsten Hitzewellen zu quantifizieren. So kamen Wetterdaten bis zum 18. Juli zum Einsatz. Computermodelle verglichen schließlich das heutige Klima mit einer globalen Erwärmung von 1,2 Grad Celsius mit dem kühleren Klima des späten 19. Jahrhunderts – und lieferten dabei eindeutige Ergebnisse.

Hitzewelle in Europa wegen vom Menschen gemachten Klimawandel um 2,5 Grad heißer ausgefallen

Demnach seien die Rekord-Hitzewellen im Juli in Europa um 2,5, in Nordamerika um zwei und in China um ein Grad Celsius heißer ausgefallen, als sie das ohne den menschengemachten Klimawandel gewesen wären. In der ersten Juliwoche fielen weltweit Temperatur-Rekorde, mittlerweile gilt die Woche als die heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die Ergebnisse machten deutlich, dass die vom Menschen verursachte globale Erwärmung bereits jetzt Leben und Lebensgrundlagen auf der ganzen Welt zerstöre, erklärten die Wissenschaftler dem „Guardian“ zufolge. Sie drängen auf eine erhebliche Reduzierung der weltweiten Emissionen. Wenn dies nicht geschehe, würden sich die Hitzewellen in der Zukunft noch verschlimmern, so die Forscher.

Ein Mann trägt ein Kind, als sie ein Gebiet verlassen, in dem ein Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos wütet. Durch den vom Menschen gemachten Klimawandel könnten derartige Szenen in Zukunft häufiger werden.

Ein Mann trägt ein Kind, als sie ein Gebiet verlassen, in dem ein Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos wütet. Durch den vom Menschen gemachten Klimawandel könnten derartige Szenen in Zukunft häufiger werden.

„Solche Hitzewellen sind keine Seltenheit mehr und diese Extreme töten Menschen und zerstören insbesondere das Leben und die Lebensgrundlage der Schwächsten“, erklärte die deutsche Klimatologin Friederike Otto vom Imperial College in London, die Teil des Forschungsteams war.

„Politiker behaupten oft, dass ihnen normale und arme Menschen am Herzen liegen“, sagte sie. „Wenn wir die Menschen wertschätzen, ist es ziemlich offensichtlich, was wir tun müssen. Ich glaube nicht, dass jemals stärkere Beweise für eine wissenschaftliche Frage vorgelegt wurden.“

Wenn wir das nicht tun, werden weiterhin jedes Jahr Zehntausende Menschen an hitzebedingten Ursachen sterben.
Klimatologin Friederike Otto

Laut Otto sei es nun „absolut entscheidend“, dass sich die Regierungen beim nächsten UN-Klimagipfel im November auf den kompletten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen einigten. „Wir haben noch Zeit, eine sichere und gesunde Zukunft zu sichern“, sagte Otto. „Wenn wir das nicht tun, werden weiterhin jedes Jahr Zehntausende Menschen an hitzebedingten Ursachen sterben.“

Klimawandel: Extreme Hitzewellen in Zukunft alle zehn Jahre in Europa

Anhand der Ergebnisse ihrer Analyse prognostizieren die Wissenschaftler, dass Hitzewellen wie in diesem Sommer in Zukunft in Europa alle zehn Jahre vorkommen werden. In den USA rechnen sie mit Hitzewellen im 15-Jahres-Rhythmus, in China soll es demnach sogar alle fünf Jahre zu Rekordtemperaturen kommen.

Sollten die globalen Emissionen zu- statt abnehmen, drohe die Häufigkeit von Hitzewellen weiter zuzunehmen. Das Klimaphänomen El Niño habe in diesem Jahr zwar einen Anteil an der Hitzewelle gehabt, die Emissionen seien jedoch eindeutig der Hauptgrund, erklärten die Wissenschaftler.

Klimaforscher warnen: „Das Fenster, eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern, schließt sich schnell“

Neu ist dieser Befund nicht – bereits im März hatten führende Klimaforscher die Politik aufgefordert, zu handeln. „Das Fenster, eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern, schließt sich schnell“, warnten damals die Wissenschaftler des Weltklimarates der Vereinten Nationen. Die jüngsten Forschungsergebnisse unterstreichen diesen Befund nun deutlich.