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„Es war schrecklich“Rhodos-Rückkehrer schildern in Köln dramatische Flucht vor Bränden

Lesezeit 4 Minuten
Familie Konrad (45, von links), Marco (19), Jessica (19) und Wioleta (46) Kaczmarczyk stehen mit ihren Koffern am Köln-Bonner Airport.

Familie Konrad (45, von links), Marco (19), Jessica (19) und Wioleta (46) Kaczmarczyk mussten vor einer Rauchwolke auf Rhodos fliehen.

Familien berichten von beißenden Rauchwolken, dem Fluchtweg über den Strand und dem Glück der Abreise nach Hause.

Familie Kaczmarczyk ist aufgewühlt, bewegt, aber auch froh, als sie am Montagmittag um kurz nach 13 Uhr aus dem Flieger von Tuifly steigt. Gleich drei Flugzeuge sind am Morgen von der griechischen Insel Rhodos zum Flughafen Köln/Bonn gestartet. Die Waldbrände auf der Dodekanes-Insel haben dafür gesorgt, dass einige Touristen ihren Urlaub vorzeitig abbrechen mussten oder voller Schrecken zurückkehren.

Die großen Koffer, die die vierköpfige Famile Kaczmarczyk vor sich herschiebt, sind voller Kratzer – Artefakte der letzten Tage und Stunden ihres Urlaubs auf Rhodos. Man habe sie die ganze Zeit in der Gewissheit gelassen, dass ihr Hotel sicher sei, erzählen sie – während die Brände immer größer, die Rauchwolke immer dichter wurde und andere Hotels bereits geräumt wurden.

Wie schlimm die Lage war, sei ihnen erst klar geworden, als der Vater Konrad aus dem Badezimmer nichts als Rauch sah. Kurz darauf sei die Familie aus Bochum aufgefordert worden, das Hotel zu räumen. Innerhalb von fünf Minuten sollten sie das Hotel verlassen und zum Strand gehen. Doch dort sei alles voller Rauch gewesen. „Ich konnte nicht mehr atmen“, erzählt Tochter Jessica, „deshalb habe ich mir mein T-Shirt vor den Mund gebunden“.

Waldbrände in Rhodos: Flugzeuge mit Urlaubern landen in Köln-Bonn

Trotzdem hätten sie Glück gehabt, meint sie. Sie hatten ihre Koffer, mit all ihren Wertsachen, Dokumenten und emotionalen Stücken. „Andere sind nur in Bikinis den Strand entlanggelaufen, es war schrecklich“, so Jessica. Elf Kilometer liefen, rannten, stolperten sie den Strand entlang, schleppten ihre Koffer mit, verfolgt von der riesigen Rauchwolke. „Ich hatte so Angst, dass wir von der Wolke gepackt werden“, erzählt Jessica mit gebrochener Stimme. Ihre Mutter meint, es sei der schrecklichste Tag ihres Lebens gewesen. Sohn Marco habe gedacht, sie würden dort sterben.

Doch irgendwann seien sie am genannten Treffpunkt angekommen. Wer was organisierte, sei nicht klar gewesen, überall habe Panik und Chaos geherrscht. „Dort waren dann hunderte, tausende Menschen, die Hilfe brauchten“, erzählt Jessica, „und es standen ein paar Busse da, aber nichts ist passiert“. Später hätten sie die Ansage bekommen, auf eine Fähre zu gehen – ohne ihr Gepäck. „Das wollte ich erst nicht, aber dann dachte ich, es ist auch alles egal“, meint Jessica.

Kurz darauf hieß es doch, dass zwölf Busse kommen, die sie zu einem Hotel in der Nähe des Flughafens bringen würden. Weil es voll war, hätten sie auf dem Boden schlafen müssen. Das schlimmste sei gewesen, die Menschen zu sehen, die weinen, verzweifeln. Am Montagmorgen entkamen sie dem Horror dann endlich mit ihrem gebuchten Flieger.

Lage in Rhodos während der Brände: Evakuierte Hotels, riesige Rauchwolken

Stephanie Schoellkens und ihr Vater Helmut warten am Montagmittag vor dem Gate, um Stephanies Schwester und ihre Tochter abzuholen. Die beiden waren nur zwei Tage auf Rhodos, mussten auf Stühlen im Hotel schlafen, am Sonntag wurde das Haus evakuiert. „Es war schrecklich“, sagt die Schwester nur, als sie Stephanie Schoellkens weinend in die Arme fällt. Sie selbst möchte nicht über ihre Erlebnisse sprechen. Sie sei traumatisiert. Stephanie Schoellkens erzählt stattdessen die Geschichte ihrer Schwester und Nichte.

Stephanie und Helmut Schoellkens stehen am Ankunftsgate des Köln-Bonner Airports.

Stephanie und Helmut Schoellkens warten auf Familienmitglieder, die frühzeitig von Rhodos zurückkehren.

Auch ihnen sei zunächst gesagt worden, sich keine Sorgen zu machen. Eine Warn-App habe sie aufgefordert, das Hotel zu verlassen. „Sie ist mit den Nerven am Ende“, erzählt die Pulheimerin. Auch sie ist aufgewühlt, nervös, als sie auf die Rückkehrerinnen aus Rhodos wartet. Sie haben kurzfristig einen Eurowings-Flieger buchen können, der gegen 12.30 Uhr am Flughafen angekommen ist.

Viele andere hingegen landeten wie ursprünglich vorgesehen. Sie hatten teilweise selbst nichts von dem Feuer mitbekommen, erfuhren Details zu den Bränden teils von Freunden und Familie aus Deutschland, wie sie erzählen. Die Rauchwolken hätten sie nur aus der Ferne oder dem Flugzeug gesehen, sagt auch Ann-Kathrin Mattik.

Urlauber fliehen vor Feuer auf Rhodos

Sie und ihr Freund waren zehn Tage auf Rhodos. Planmäßig saßen sie in der Eurowings-Maschine. „Wir waren sehr froh, dass wir heute fliegen“, erzählt sie. Auch in Faliraki, wo selbst kein Feuer war, habe sie immer mehr von den Bränden mitbekommen. Sie seien ständig in ihrem Hinterkopf gewesen. Familie Geller habe die Situation vor allem am Hotelpersonal wahrgenommen. Für die Touristinnen und Touristen haben sie alles möglich machen wollen, doch gleichzeitig mussten sie sich um Leute kümmern, die in der Lobby untergekommen seien.

Vanessa Ewertz und Miguel Lexis hingegen seien dem Feuer nur knapp entkommen. Sie waren in Lindos, wo eine gesamte Straße verbrannt sei. „Wären wir 15 Minuten später gegangen, wären wir wahrscheinlich auch verbrannt“, sagt Miguel. Sie seien mit Einheimischen durch riesige Rauchwolken gefahren, diese seien sich sicher gewesen, dass die Brände absichtlich gesetzt wurden. Das Paar will selbst Leute mit Benzinkanistern gesehen haben.

Vanessa Ewertz und Miguel Lexis
stehen am Ankunftsgate des Köln-Bonner Airports.

Vanessa Ewertz und Miguel Lexis sind sind nur knapp dem Feuer entkommen.

Was an den Gerüchten dran ist, können sie selbst nicht sagen. Sie seien einfach froh, heil gelandet zu sein. „Ich kann aber noch nicht ganz abschalten. Ich kann das alles noch gar nicht verarbeiten“, sagt Vanessa. Auch dass Freunde noch vor Ort sind, lasse sie nicht richtig durchatmen. Den Rest ihrer Urlaubstage möchten sie jetzt dafür nutzen, jeden Tag etwas Schönes zu machen.