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Polizisten mit Flaschen beworfenAnklage gegen FC-Fan – Gutachter entlastet ihn

Lesezeit 2 Minuten
Krawalle 1

Am Stadion kam es nach dem Spiel des 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 am 22. Mai 2021 zu Krawallen.

Köln – Mit dem späten Siegtreffer von Sebastiaan Bornauw beim Geisterspiel gegen Schalke hatte sich der 1. FC Köln vergangenen Mai gerade in die Relegation gerettet, da krachte es vor dem Stadion. Anhänger der Geißböcke gerieten mit Polizisten aneinander, Bengalos und Flaschen wurden geworfen. Ein 28-Jähriger fand sich nun vor Gericht wieder – doch er war völlig unschuldig.

Polizisten wollen Mann auf von Video erkannt haben

Die Staatsanwaltschaft hatte dem FC-Fan vorgeworfen, am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2020/21 gegen 17.20 Uhr gezielt mit einer Glasflasche in Richtung von Polizisten geworfen zu haben, die in einer Kette zusammen standen. Getroffen wurde aber keiner der Beamten. Vor Ort wurde der Täter nicht ermittelt, der Vorfall wurde aber von Videokameras aufgezeichnet.

Eine Woche später – die Geißböcke sicherten sich an diesem Tag im Relegationsspiel bei Holstein Kiel mit 5:1 den Klassenerhalt – wollen Polizisten den Flaschenwerfer bei Feierlichkeiten wiedererkannt haben. Sie stellten die Personalien fest, machten Fotos. Später wurde Anklage erhoben wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstand.

Köln: Foto-Gutachter entlastet Fan des 1. FC Köln

Doch die Einschätzung der Polizisten war offenbar falsch. Im Vorfeld der Verhandlung vor dem Amtsgericht hatte Verteidiger Claus Eßer bekannt gegeben: „Mein Mandant war das nicht, er ist unschuldig.“ Richter Maurits Steinebach gab daraufhin ein sogenanntes morphologisches Gutachten in Auftrag. Hier wird die Identität anhand von Fotoaufnahmen geprüft.

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Und das Ergebnis war eindeutig. Die Aufnahmen des Angeklagten auf den Ringen stimmten nicht mit denen überein, die bei den Krawallen vor dem Stadion gefertigt wurden. Es handelte sich demnach offensichtlich um zwei verschiedene Personen. Nach einer nur wenige Minuten dauernden Strafverhandlung im Amtsgericht wurde der beschuldigte FC-Fan freigesprochen.

Kölner Verteidiger kritisiert Anklageerhebung

Anwalt Eßer kritisiert, dass der Fall überhaupt zur Anklage kam. „Das Gutachten hätte man auch direkt einholen können, aber das war den Behörden wahrscheinlich zu teuer“, sagt Eßer. Allerdings hatte sich der Beschuldigte zuvor nie zu den Vorwürfen geäußert. Eine Ladung zur Polizei hatte er dem Vernehmen nach ignoriert und sich erst sehr spät anwaltliche Hilfe gesucht.

Zuletzt hatte Richter Steinebach einen geständigen Flaschenwerfer zu einer mehrmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Noch im Dezember hatte die Polizei nach drei weiteren Verdächtigen gefahndet. Anhand der Videos vom Stadion seien bereits 44 Männer und eine Frau identifiziert und insgesamt 175 Strafverfahren eingeleitet worden, hatte die Polizei mitgeteilt.